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Kunst in der Verfemung

Die Schenkung Emmi Ruben 1948

Vor fünfzig Jahren wurde die Hamburger Kunsthalle durch das Geschenk der Sammlung Emmi Ruben bereichert. Siebzehn Gemälde und 129 Aquarelle, Zeichnungen und graphische Blätter für das Kupferstichkabinett wurden inventarisiert, alles in Hamburg entstandene, von Zeitgenossen geschaffene Kunstwerke. Elf Jahre nach der Beschlagnahme des überwiegenden Teiles der Sammlung moderner Kunst wegen »Entartung« und drei Jahre nach Kriegsende war in der Hamburger Kunsthalle wieder zu sehen, was die Künstler der Hamburgischen Sezession und einige andere, für sich Wirkende geschaffen hatten.

Die meisten Kunstwerke aus der Sammlung Emmi Ruben stammen aus den dreißiger Jahren. Die Verfemung moderner Kunst hatte in Hamburg schon im Frühjahr 1933 eingesetzt. Am 30. März wurde die Ausstellung der Sezession im Kunstverein vom Polizeipräsidenten »wegen Förderung des Kulturbolschewismus« geschlossen, am 16. Mai löste sich die Sezession auf, weil sie nicht bereit war, sich von ihren jüdischen  Mitgliedern zu trennen. Für Kluth und Grimm, Sargheer und Fiedler und für viele andere begann eine schwere Zeit. Sie konnten nicht mehr ausstellen, die Möglichkeit zu verkaufen nahm dadurch erheblich ab. Emmi Ruben war für viele Künstler eine verläßliche Freundin, weniger durch die Anzahl ihrer Ankäufe als durch ihre Anteilnahme.

Unsere nach fünfzig Jahren getroffene Auswahl zeigt mit 73 Katalognummern die Hälfte der Schenkung. Sie beschränkt sich auf die dreißiger und vierziger Jahre, läßt also die eher seltenen Werke des vorausgehenden Jahrzehnts beiseite. Irrtümer sind möglich; viele Kunstwerke sind schwer zu datieren. Auch wenn wir die Ausstellung »Kunst in der Verfemung« genannt haben, sollten Werke aus den der Nazi-Zeit vorausgehenden Jahren nicht ausgeschlossen werden. So wird anschaulich, daß sich die Künstler durch die Verfemung nicht verbiegen ließen. Wir begegnen Kunstwerken aus der Zeit der Unterdrückung, in denen der Geist der Freiheit weiterlebte.

Ausstellung und Katalog ehren einen Menschen, der den Künstlern geholfen hat, trotz der Verfemung durch Deutschlands neue Machthaber weiterzuarbeiten. Der Katalog kostete DM 38.