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Ideal und Natur

Deutsche Landschaftszeichnungen des 18. Jahrhunderts

Spätestens seit der Renaissance werden Natur und Landschaft künstlerisch dargestellt. Doch gegenüber der Historienmalerei nahm die Landschaftsmalerei bis dahin einen eher nebensächlichen Rang ein. Im 18. Jahrhundert ändert sich das Bild nachhaltig. Das Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle zeigt nun erstmals eine repräsentative Auswahl deutscher Landschaftszeichnungen dieser Epoche.

Mit der steigenden Popularität der Gattung entstanden in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts verschiedene Zentren und Schulen, die in der Ausstellung exemplarisch vertreten sind. Eins der bedeutendsten Zentren war Dresden in Sachsen. Hier wirkten u. a. Christian Wilhelm Ernst Dietrich (1712-1774), ein Anhänger des „Hollandismus“, der der Landschaftskunst zu entschiedener Geltung verhalf. Adrian Zingg (1734-1816) führte diese Tradition bis an die Romantik heran. Seine panoramaartigen Landschaften aus der Sächsischen Schweiz inspirierten z. B. den jungen Caspar David Friedrich. Das andere wichtige Zentrum, Leipzig, ist u. a. mit Werken Adam Friedrich Oesers (1717-1799) und Johann Sebastian Bachs (1748-1778) vertreten. Beide hatten die »Idyllen« des damals sehr bekannten Salomon Gessner (1730-1788) rezipiert. Mit Gessners »Idyllen« setzte sich allmählich ein neues Verständnis von der Natur als Träger persönlicher Empfindungen durch.

Auch Rom blieb nach wie vor ein Anziehungspunkt für deutsche Künstler. Das Werk Philipp Hackerts (1737-1807) — der zu den führenden Landschaftsmalern Roms gehörte — spiegelt dort die Auseinandersetzung zwischen idealen und naturnahen Naturvorstellungen vielleicht am deutlichsten wider. Neue Wege beschritten dagegen die Brüder Ferdinand (1740-1799) und Franz Innocenz Kobell (1749-1822). Im München der 90er Jahre entfaltete vor allem Franz Kobell eine beachtliche Zeichentätigkeit. Seine Tuschzeichnungen, von denen einige in der Ausstellung zu sehen sind, zeigen unverstellte Blicke in die Natur. In ihrer Modernität weisen diese bereits ins 19. Jahrhundert hinaus.

Die Ausstellung umfasst 28 Blätter aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.