Die Zeichnung gelangte als Werk Paolo Veroneses in die Sammlung. Diese Zuschreibung mag zum einen auf die alte Inschrift auf dem Recto zurückzuführen sein; zum anderen erinnert die Figurendarstellung an Veroneses Studie für Graf Giuseppe da Porto im Louvre (Anm. 1). Beim genaueren Vergleich erscheint diese jedoch dem Hamburger Blatt in punkto Lavierung und Strichführung deutlich überlegen. So sind z. B. die Hände auf dem Pariser Blatt ungleich feiner gezeichnet. Zwei anonyme Kartonnotizen zogen Giuseppe Porta, genannt Salviati, in Erwägung. An diesen Künstler erinnert die kräftige Lavierung, doch erscheint die Qualität der Figurendarstellung gegenüber gesicherten Blättern – so etwa dem Hamburger Blatt Inv.-Nr. 21388) – weniger gekonnt.
Wenn auch daher eine Autorschaft Veroneses oder Portas auszuschließen ist, dürfte die Studie sicher in Oberitalien – etwa in Verona oder Venedig – entstanden sein. Dort lassen sich zwischen Pilaster gestellte Figurengruppen häufiger nachweisen.
Denkbar ist, dass das Hamburger Blatt ein unbekanntes Fresko aus einem oberitalienischen Palast oder ein nicht ausgeführtes Projekt für einen weltlichen Raum widerspiegelt. Bei den beiden dargestellten Personen handelt es sich vielleicht um Soldaten, von denen einer ein himmlisches Zeichen zu empfangen scheint. Die im Hintergrund erkennbaren Schiffe deuten auf ein Kampfgeschehen hin.

David Klemm

1 Paris, Musée du Louvre, Département des Arts Graphiques, Inv.-Nr. 4678.