Salvator Rosa
Jakobs Kampf mit dem Engel, um 1665
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Salvator Rosa

Jakobs Kampf mit dem Engel, um 1665

Salvator Rosa

Jakobs Kampf mit dem Engel, um 1665

Das Blatt mit hervorragender französischer Provenienz wird seit jeher Salvator Rosa zugeschrieben. Dieser war bei seinen Zeitgenossen besonders für seine stimmungsvollen, expressiven Landschaftsgemälde hoch geschätzt, obwohl er selbst seine bedeutendsten künstlerischen Leistungen eher im großformatigen Figurenbild gesehen hat. Rosa zeichnet zumeist mit schwungvoller Feder und setzt häufig auch kraftvolle Lavierungen. Die groß gesehene Landschaft bestimmt das Erscheinungsbild der Kompositionen. Diese werden fast immer durch kleinere Figurengruppen von Soldaten und Räubern oder durch biblische Szenen – wie hier durch Jakobs Kampf mit dem Engel – belebt und legitimiert. Möglicherweise handelt es sich bei der Studie um eine Vorzeichnung. Ein in der Baroda Collection befindliches Gemälde ähnelt annähernd der linken Hälfte der Zeichnung.(Anm.1) Das Hamburger Blatt lässt sich nach Mahoney mit drei anderen thematisch ähnlichen Zeichnungen in die Mitte der 1660er Jahre datieren.(Anm.2) Das große Format der Landschaftsdarstellung ist, wie Mahoney bemerkte, im Spätwerk des Künstlers selten.
Eine Zeichnung in Chatsworth zeigt eine Detailstudie des Kampfes. Diese könne nach Mahoney als Durchführung der Figurengruppe angesehen werden, die auf der Hamburger Zeichnung erst flüchtig angelegt ist.(Anm.3) Wahrscheinlicher scheint es, dass diese Studie für ein ebenfalls in Chatsworth befindliches Gemälde anregend gewirkt haben dürfte.(Anm.4) Zwei Studien in Leipzig stellen in ihrer sehr flüchtigen Entwurfstechnik frühe Ideenskizzen zu dem Thema dar.(Anm.5) Die großen kompositionellen Unterschiede dieser Zeichnungen lassen erkennen, wie intensiv suchend sich Rosa dem Thema genähert hat.

David Klemm

1 Michael Mahoney: The Drawings of Salvator Rosa, Phil.-Diss. 1965, New York, London 1977, S. 651.
2 Ebd.
3 Briefliche Mitteilung v. Michael Mahoney, 27. 6. 1961; Archiv des Kupferstichkabinetts.
4 Chatsworth, The Devonshire Collection, Inv.-Nr. 616; Michael Mahoney: The Drawings of Salvator Rosa, Phil.-Diss. 1965, New York, London 1977, S. 649–650, Nr. 76.1; Michael Jaffé: The Devonshire Collection of Italian Drawings, 1. Tuscan and Umbrian Schools, London 1994, S. 262, Nr. 420.
5 Leipzig, Museum der bildenden Künste, Graphische Sammlung, Inv.-Nr. NI. 8718; Inv.-Nr. 8717; vgl. A; Michael Mahoney: The Drawings of Salvator Rosa, Phil.-Diss. 1965, New York, London 1977, S. 650–651, Nr. 76.2 u. 76.2; Vgl. Salvator Rosa – Genie der Zeichnung. Studien und Skizzen aus Leipzig und Haarlem, bearb. v. Andreas Stolzenburg, hrsg. v. Herwig Guratzsch, Ausst.-Kat. Museum der bildenden Künste Leipzig, Haarlem, Teylers Museum, Köln 1999, S. 272, Nr. 232 u. 233 (Beiträge von Andreas Stolzenburg).

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten rechts auf dem Blatt bezeichnet: "S. Rosa" (Bleistift); rechts daneben nummeriert: "1342" (Feder in Braun) und Paraphe der Sammlung Antoine Joseph Dezaillier d'Argenville (1680-1765), Paris (bei Lugt 2951); in einem Rahmen in Kapitalen bezeichnet: "SALVATOR ROSA" (Sammlervermerk); auf dem Verso oben links: Fragment einer Notiz (Feder in Braun); oben in der Mitte nummeriert: "44" (Bleistift); in der Mitte nummeriert: "N 39/pl[?]ca-" (Bleistift); unterhalb davon nummeriert: "34" (Feder in Braun); unten links bezeichnet: "12 1/2 - 7 3/4 (Bleistift); unterhalb davon nummeriert: "a. 61" (Feder in Braun); unterhalb davon bezeichnet: "12.8 7.9" (Bleistift); unten in der Mitte: Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328)

Wasserzeichen / Kettenlinien

WZ: Nicht erkennbar.

Provenienz

Antoine Joseph Dezallier d'Argenville (1680-1765), Paris (bei Lugt 2951), auf dessen Auktion, Paris 18. - 28. 1. 1779, Nr. 199 oder 200; Pierre Crozat (1665-1740), Paris (L. 2951); Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244); 1820 in Rom erworben (NH Ad : 02 : 01, S. 219); NH Ad : 02 : 01, S. 219 (als Salvator Rosa); Legat Harzen 1863 an die "Städtische Gallerie" Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Köln u. a. 2009, S.328, Nr.488

David Klemm: Von Leonardo bis Piranesi. Italienische Zeichnungen von 1450 bis 1800 aus dem Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, hrsg. von Hubertus Gaßner, David Klemm und Andreas Stolzenburg, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle, Bremen 2008, S.160-161, Abb, S. 232, Nr.73

Jacqueline Labbé, Lise Bicart-Sée: La collection de dessins d' Antopine-Joseph Dezallier d' Argenville, Notes et documents des musées de France, Paris 1996, S.223, Nr.1342

Michael Mahoney: The Drawings of Salvator Rosa, New York, London 1977, S.651, Nr.76.4, Abb.

Mario Rotili: Salvator Rosa incisore, Neapel 1974, S.234, Nr.bei Nr. 108

Salvator Rosa, Ausst.-Kat. London, Hayward Gallery 1973, S.48, Nr.bei Nr. 74

V. T. [nicht aufgelöst]: Amburgo: Mostra di disegni italiani dal XV al XVIII secolo, in: Emporium. Rivista mensile illustrata d'arte e di cultura 76, 1957, Nr. 126, S. 228-229, S.229

[Wolf Stubbe]: Italienische Zeichnungen 1500-1800. Ausstellung aus den Beständen des Kupferstichkabinetts, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1957, S.30, Nr.163