Anonym, Mittelitalien, Mitte (?) 16. Jh.
Hl. Anna mit der jungen Maria,
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Anonym, Mittelitalien, Mitte (?) 16. Jh.

Hl. Anna mit der jungen Maria,

Anonym, Mittelitalien, Mitte (?) 16. Jh.

Hl. Anna mit der jungen Maria

Die Zeichnung gelangte als Werk eines anonymen Künstlers des 16. Jahrhunderts in die Sammlung. Seitdem hat einzig Alfred Neumeyer 1928/29 der lebendigen Studie nähere Betrachtung geschenkt. Er erkannte zurecht die hohe Qualität der Zeichnung, die sich in der sicheren Federtechnik wie auch in der spannungsvollen Komposition äußert. Sehr gelungen, ist z. B., wie die Hl. Anna der zu ihr heraufschauenden kleinen Maria mit der rechten Hand zärtlich den Kopf hält. Neumeyer hat aufgrund der Tatsache, dass die Figuren auf einer Fußplatte stehen, die Vermutung geäußert, dass es sich um die Vorzeichnung für eine plastische Gruppe handeln könnte. Auf diese Funktion könnte auch ein von Neumeyer erkannter Einfluss von Michelangelos Rahel (Rom, S. Pietro in Vincoli) hinweisen. Auf eine Vorstudie deuten allgemein auch Pentimenti an der Hand der Anna sowie für eine ursprünglich aufwärts gerichtete Hand und für eine andere Fußstellung bei Maria. Die großzügige und sehr flüssige Anlage der Zeichnung könnte auch von einem Maler stammen.
Neumeyer hat als mögliche Herkunft des Blattes Siena vorgeschlagen. Der von ihm postulierte Einfluss von Sodoma ist am ehesten an der Federtechnik, vor allem an der intensiven Verwendung von Schraffen auszumachen.(Anm.1) Allerdings scheint die auf dem Hamburger Blatt erkennbare teilweise Auflösung der Kontur für Sodoma eher untypisch. Unabhängig davon könnte die von Neumeyer vorgeschlagene Entstehung in der Mitte des 16. Jahrhunderts durchaus zutreffen.
Auf der Rückseite stehen Notizen zu einem Kaufvertrag in einer Handschrift des 16. Jahrhunderts.(Anm.2)

David Klemm

1 Vgl. den Sodoma-Bestand im Musée du Louvre, Département des Arts Graphiques.
2 Alfred Neumeyer: Einige italienische Handzeichnungen aus dem Hamburger Kupferstichkabinett, in: Zeitschrift für Bildende Kunst 62, N. F. 38, 1928/29, S. 43-48, S. 48.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Ausgeschnitten und aufgeklebt; auf dem Verso fragmentarischer, schwerz zu lesender Text: "[...?]gato di sopr [?] / [...?] di [?] sogg[....?] (die oberen beiden Zeilen fragmentarisch) / per conto del donatius [?] Di [...?] spetta / [...?]unda Annizavo, e Baleano vid: [...?] a primo di settembre [Zeichen?] 52/ debitori per tutto l'anno passato A.a Fino di[?] / dela somma delle [Zeichen?] 160: per d.a / [...?] frutti a pr" (Feder in Braun)

Wasserzeichen / Kettenlinien

WZ (Fragment auf Kaschierung): Zwei Kreise, Inhalt nicht erkennbar.

Provenienz

Wahrscheinlich Samuel Woodburn (1786-1853), London (L. 2588); wahrscheinlich auf dessen Nachlaßauktion 1854 in London (Lugt Ventes 21988) von Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244) als anonyme Zeichnung erworben (vgl. NH Ad : 03 : 16, Sp.15); NH Ad 02 : 01, S. 224 (als anonym); NH Ad : 01 : 03, fol. 121 (als anonym): "Sta Anna stehend, der die kleine Maria sich traulich anschmiegt. Feder 4.4. 5.10."; Legat Harzen 1863 an die "Städtische Gallerie" Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Köln u. a. 2009, S.413-414, Nr.637

Alfred Neumeyer: Einige italienische Handzeichnungen aus dem Hamburger Kupferstichkabinett, in: Zeitschrift für Bildende Kunst, 62. Jahrgang, NF, 38. Jahrgang Leipzig 1928/29, S. 43-48, S.48, Abb.48 (Seite)