Giovanni Battista Piranesi
Antike Ruinen mit Faun und Staffagen, 1745 - 1748
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Giovanni Battista Piranesi

Antike Ruinen mit Faun und Staffagen, 1745 - 1748

Giovanni Battista Piranesi

Antike Ruinen mit Faun und Staffagen, 1745 - 1748

Das Blatt gehört mit seiner schwungvollen Strichführung und mit den Licht und Schatten kontrastreich herausarbeitenden Lavierungen zu einer Gruppe stilistisch vergleichbarer Blätter Piranesis.(Anm. 1) Diese entstanden unter Tiepolos Einfluss wohl noch in Venedig oder kurz nach Piranesis Rückkehr nach Rom. Da Andrew Robison 1986 aufgezeigt hat, dass der Venedig-Aufenthalt erst 1747 abgeschlossen war, kann die Zeichnung – entgegen der bisherigen Annahme – nicht 1744/45, sondern vielleicht etwas später entstanden sein.(Anm. 2) Robison hat eine motivische Ähnlichkeit einzelner Motive der Zeichnung – so der Säulenfragmente, des Fauns und der Staffagefiguren – mit dem zweiten Blatt der „Grotteschi“ ausgemacht und damit eine Entstehung um 1747/49 nahegelegt. Eine direkt nach dieser Zeichnung entstandene Druckgraphik lässt sich jedoch nicht nachweisen. Lingesleben wies darauf hin, dass Piranesi hier kompositionelle Strategien anwendet, die sowohl in den „kapriziösen“ Inventionen wie auch in den Veduten erkennbar sind. Weitere in Technik und in der Darstellung von Fragmenten antiker Monumente vergleichbare Zeichnungen befinden sich in der Sammlung des Earl of Wilton in Ditchley (Anm. 3) und in der Pierpont Morgan Library in New York (Anm. 4).
Zur Montierung und Nummerierung auf dem Verso vgl. Inv.-Nr. 1915-638.

David Klemm

1 Das Capriccio als Kunstprinzip. Zur Vorgeschichte der Moderne von Arcimboldo und Callot bis Tiepolo und Goya, hrsg. v. Ekkehard Mai, Ausst.-Kat. Köln, Wallraf-Richartz-Museum, Kunsthaus Zürich, Wien, Kunsthistorisches Museum im Palais Harrach, Mailand 1996, S. 329.
2 Ebd.
3 Hylton A. Thomas: The Drawings of Giovanni Battista Piranesi, London 1954, S. 44–45, Nr. 29.
4 New York, Pierpont Morgan Library, Inv.-Nr. 1966.11:9. Exploring Rome: Piranesi and His Contemporaries, bearb. v. Cara D. Denison, Myra Nan Rosenfeld, Stephanie Wiles, Ausst.-Kat. Montréal, Canadian Centre for Architecture, Cambridge (Massachusetts) 1993, S. 37, Nr. 20.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten rechts auf dem Blatt signiert: "Piranesi" (Feder in Dunkelbraun)

Oben rechts bezeichnet und nummeriert: "B.P.L. N°. 136." (Feder in Braun); in der Mitte Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1233)

Wasserzeichen / Kettenlinien

Sechszackiger Stern mit Kreis innen im Kreis, darüber doppelkonturiges Kreuz; ähnlich Heawood 3883 und 3885 und Briquet 6082-6091.

Provenienz

Möglicherweise Sammlung Giovanni Piancastelli (1845-1926), Rom (L 2087a, laut W. Stubbe in: Ausst.-Kat. Hamburg 1967); Dr. Emil Münsterberg (1855-1911), Berlin, ? - 1898 (HAHK: Slg 1 Ankäufe von Kunstwerken 1891-1914, 1898); dort erworben mit Staatsmitteln, 1898

Bibliographie

David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Köln u. a. 2009, S.284-285, Nr.412

Das Capriccio als Kunstprinzip. Zur Vorgeschichte der Moderne von Arcimboldo und Callot bis Tiepolo und Goya, hrsg. von Ekkehard Mai, Ausst.-Kat. Wallraf-Richartz-Museum, Köln 1996, S.329-330, Nr.Z 18

Alessandro Bettagno: Disegni di Giambattista Piranesi, Ausst.-Kat. Venedig, Fondazione Giorgio Cini 1978, S.31, Nr.9

Roseline Bacou: Piranèse. Gravures et dessins, Paris 1974, Abb.38

Ferdinando Salamon: Giovanni Battista Piranesi. Acqueforti e Disegni, Ausst.-Kat. Turin, Galleria Civica d'Arte 1961, S.49, Nr.181, Abb.106

[Wolf Stubbe]: Italienische Zeichnungen 1500-1800. Ausstellung aus den Beständen des Kupferstichkabinetts, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1957, S.29, Nr.156

V. T. [nicht aufgelöst]: Amburgo: Mostra di disegni italiani dal XV al XVIII secolo, in: Emporium. Rivista mensile illustrata d'arte e di cultura 76, 1957, Nr. 126, S. 228-229, S.229

Karl Theodor Parker: Catalogue of the Collection of Drawings in the Ashmolean Museum, Bd. 3 (Italian Schools), Oxford 1956, S.521, Nr.bei nr. 1039

Hylton Thomas: The Drawings of Giovanni Battista Piranesi, London 1954, S.39, Nr.10

Odoardo H. Giglioli: [Anmerkungen zur Prestel-Mappe], in: Cronache d`Arte, 5, 1928, , S.263

August Liebmann Mayer: Zeichnungen Alter Meister in der Kunsthalle zu Hamburg. Italiener, Pantheon Band II, 1928, S. 388, S.388

Gustav Pauli: Zeichnungen Alter Meister in der Kunsthalle zu Hamburg. Italiener. Neue Folge, Frankfurt am Main 1927, Abb.Taf. 29

Jahresbericht der Kunsthalle zu Hamburg für 1915, Hamburg 1916, S.17