Giovanni Battista Marcola
Der Hl. Ferreolus bietet an, sich für einen Verurteilten hängen zu lassen,
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Giovanni Battista Marcola

Der Hl. Ferreolus bietet an, sich für einen Verurteilten hängen zu lassen,

Giovanni Battista Marcola

Der Hl. Ferreolus bietet an, sich für einen Verurteilten hängen zu lassen

Das Blatt wurde im Kupferstichkabinett traditionell als Werk Luca Giordanos geführt. Trotz allgemeiner formaler Ähnlichkeiten ist diese Zuweisung kaum haltbar.(Anm.1) Stattdessen wird hier der Veroneser Künstler Giovanni Battista Marcola als Zeichner vorgeschlagen. Typisch für ihn ist die Art, Körper umrisshaft und mit Binnenkürzeln, hier sichtbar an den Beinmuskeln, zu definieren. Charakteristisch sind z. B. auch die leicht geneigten Köpfe und die Haltung der Hände.
Dargestellt ist ein Ereignis aus dem Leben Hl. Ferreolus von Vienne (gest. um 306).(Anm.2) Dieser ist als römischer Soldat neben einem Galgen zu sehen, denn er bot sich an, dort für einen Verurteilten zu sterben. Dieser ist wohl in der rechts am Boden liegenden Person zu erkennen. Die umfassende Bildanordnung und die detaillierte Ausführung der Figuren lassen vermuten, dass es sich hier um eine Vorzeichnung handelt, doch ist kein Gemälde mit diesem Thema von der Hand Marcolas bekannt. Aufgrund der Seltenheit des Themas ist davon auszugehen, dass die Entstehung der Zeichnung im Zusammenhang mit einem sehr gezielten Wunsch eines Auftraggebers steht. Vielleicht spielte für diese Person der Heilige Ferreolus als Patron der Gefangenen eine besondere Rolle.

David Klemm

1 So findet sich z. B. die Rückenfigur im linken Vordergrund in ähnlicher Haltung auf Giordanos Gemälde „Marcus Curtius springt in den Abgrund“ in Burghley House, Sammlung Lord Exeter. Vgl. Oreste Ferrari, Giuseppe Scavizzi: Luca Giordano, 1966, 3 Bde., Neapel 1966, II, S. 121–122, III, Abb. 228.
2 Die Angabe der Ikonographie findet sich bereits auf einer alten Karteikarte (um 1915 ?) im Archiv des Kupferstichkabinetts. Die Informationen zu Leben und bildnerischer Darstellung des Ferreolus sind spärlich. Vgl. Lexikon der Christlichen Ikonographie, hrsg. v. Engelbert Kirschbaum u. a., 8 Bde., Rom, Wien, Freiburg, Basel 1968-1976, VI, Sp. 236.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten links bezeichnet: "L. Giordano." (Feder in Schwarz); auf dem Verso oben in der Mitte bezeichnet: "pada[....?]" (Feder in Grau); unten in der Mitte Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328); rechts unterhalb davon nicht zu entziffernde Bezeichnung (Bleistift); rechts davon nummeriert: "17." (Feder in Braun); unterhalb davon bezeichnet: "i" (Feder in Schwarz); unten rechts nicht zu entziffernde Bezeichnung (Bleistift)

Provenienz

Wahrscheinlich zwischen 1869 und 1886 durch Schenkung oder Erwerbung aus unbekannter Quelle in den Besitz der Kunsthalle gelangt

Bibliographie

David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Köln u. a. 2009, S.230, Nr.316

[Wolf Stubbe]: Italienische Zeichnungen 1500-1800. Ausstellung aus den Beständen des Kupferstichkabinetts, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1957, S.25, Nr.123

V. T. [nicht aufgelöst]: Amburgo: Mostra di disegni italiani dal XV al XVIII secolo, in: Emporium. Rivista mensile illustrata d'arte e di cultura 76, 1957, Nr. 126, S. 228-229, S.229