Anonym (niederländisch) Jan Fyt, ehemals zugeschrieben
Jagdtrophäe: erlegtes Federvieh, um 1800
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Anonym (niederländisch) Jan Fyt, ehemals zugeschrieben

Jagdtrophäe: erlegtes Federvieh, um 1800

Anonym (niederländisch) Jan Fyt, ehemals zugeschrieben

Jagdtrophäe: erlegtes Federvieh, um 1800

Erlegte Rebhühner, Fasanen, Enten und Singvögel waren beliebte Motive der Trompe-l’œil-Malerei: Vor weißem Hintergrund präsentiert, gab die an den Füßen aufgehängte Jagdbeute dem Künstler Gelegenheit, seine Meisterschaft in der Wiedergabe der Federn und aufgefächerten Flügel unter Beweis zu stellen.(Anm.1) Zweifelsohne aufgrund des Motivs galt unser Blatt bislang als Arbeit des Jan Fyt, vielleicht auch in Anlehnung an zwei Darstellungen aufgehängter Kaninchen, deren eine gleichfalls schwarze Kreide mit Rötel kombiniert.(Anm.2)
Allerdings folgt dort der Kreideduktus dem Fellwuchs, während auf unserem Blatt die Federstrukturen geradezu ignoriert werden, ausgenommen im Bereich von Flügeln und Schwungfedern. Auch sind die dünn miteinander verwobenen kontrastierenden Farben unvereinbar mit der Niederländischen Schule des 17. Jahrhunderts.(Anm.3) So wäre eher eine deutlich spätere Entstehung in Betracht zu ziehen. In der Farbwirkung vergleichbare Vogeltrophäen wurden von dem Amsterdamer Amateurkünstler Jean Bernard (1765–1833) im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts gezeichnet.(Anm.4) Die kompakten Formen und klaren graphischen Strukturen erinnern zudem an Zeichnungen des in Rotterdam tätigen Nicolaas Muys (1740–1808), dessen Interesse an der Darstellung von Federvieh durch eine Kopie nach Hondecoeter belegt ist.(Anm.5)

Annemarie Stefes

1 Vgl. ein 1668 datiertes Gemälde von Jacob Biltius (1633–1681), 2003 Kunsthandel Johnny Van Haeften, London, Photo RKD, vgl. auch Deceptions and Illusions. Five Centuries of Trompe lOeil Painting, Ausst.-Kat. Washington 2002, Nr. 18, 19 und c, Ausst.-Kat. Wien 2002, Nr. 39.
2 London, British Museum, Department of Prints and Drawings, Inv.-Nr. SL,5214.170 und Inv.-Nr. SL,5214.171.
3 Darauf verwies Robert-Jan te Rijdt am 23. 2. 2008 im Anschluss an das Symposium „Niederländische Altmeisterzeichnungen 1500 bis 1800“ im Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle.
4 Hinweis von Robert-Jan te Rijdt, 30. 12. 2009. Entsprechende Zeichnungen befinden sich in Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Inv.-Nr. RP-T-1904-43, Inv.-Nr. RP-T-1904-320, Inv.-Nr. RP-T-1904-313.
5 „Federvieh in einer Landschaft“, Amsterdams Historisch Museum, Inv.-Nr. TA 10720, Ingrid Oud, Leonoor van Oosterzee: Nederlandse Tekenaars geboren tussen 1660 en 1745, Oude tekeningen in het bezit van de Gemeentemusea van Amsterdam, waaronder de collectie Fodor, Zwolle 1999, Nr. 111 nach einem Gemälde Melchior d’Hondecoeters in Boston, Museum of Fine Arts, Inv.-Nr. 07.501, ebd. Abb. a. Eine technisch und stilistisch mit unserer Zeichnung verwandte Darstellung befindet sich in Rotterdam, Museum Boijmans Van Beuningen: „Sitzender Mann“, Inv.-Nr. MB 1992/T 15, Nora Schadee: Rotterdamse Meesters uit de Gouden Eeuw, Ausst.-Kat. Historisch Museum, Rotterdam 1994, Nr. 1. Dort werden die verschiedenen Farbtöne im Bereich des Halstuchs ähnlich überlagert wie auf unserem Blatt.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Auf dem Verso in der Mitte Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1233)

Wasserzeichen / Kettenlinien

-
kaum erkennbar durch Klebereste (v)

Provenienz

Ludwig Hermann Philippi (1848-1908), Hamburg (L. 1335); Legat Philippi 1908

Bibliographie

Stefes, Annemarie: Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog II van Musscher - Zegelaar, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.689-690, Nr.1331