Jacob de Wit
Chronos beschneidet Amor die Flügel, um 1715 - 1720
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Jacob de Wit

Chronos beschneidet Amor die Flügel, um 1715 - 1720

Jacob de Wit

Chronos beschneidet Amor die Flügel, um 1715 - 1720

Chronos beschneidet die Flügel des Amorknaben: Diese Darstellung illustriert sinnfällig die Redensart von der Überwindung der Liebe durch die Zeit. Die Zeichnung ist ausschließlich in Rötel ausgeführt, der im Frühwerk De Wits bevorzugten Technik.(Anm.1) Stilistisch vergleichbare Arbeiten in ähnlich großem Format befinden sich in Dresden und Amsterdam.(Anm.2) Eine weitere Fassung des Themas geht zurück auf ein Gemälde Anton van Dycks und schafft so einen Kontext mit De Wits Aufenthalt in Antwerpen zwischen 1709 und 1715.(Anm.3) Auch für die gezeichneten Kopien nach Rubens’ Deckengemälden in der Antwerpener Jesuitenkirche verwendete De Wit in ähnlicher Weise rote Kreide.(Anm.4) Den daraus abzuleitenden Datierungsansatz um 1715/20 bestätigt die thematische und stilistische Verwandtschaft zu einer um 1720 entstandenen „Allegorie auf die Vergänglichkeit“.(Anm.5)
Eine weitere Fassung des Themas ohne Jahresangabe befindet sich in Sarajevo.(Anm.6)

Annemarie Stefes

1 Adolph Staring: Jacob de Wit 1695-1754, Amsterdam 1958, S. 60.
2 „Büßender Petrus“ und „Büßende Magdalena“, um 1715, Dresden, Staatliche Kunstsammlungen, Kupferstich-Kabinett, Inv.-Nr. C 1914 und Inv.-Nr. C 1913, A. H. P. J. van den Hout: Jacob de Wit en de internationale barok. Stilistische opmerkingen bij jet werk van 'de Rubens van de achttiende eeuw', in: Putti en Cherubijntjes. Het religieuze werk van Jacob de Wit (1695-1754), Ausst.-Kat. Amsterdam 1995, S. 93-121, Abb. 70 und 71; Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Inv.-Nr. RP-T-1942-9, Putti en Cherubijntjes. Het religieuze werk van Jacob de Wit (1695-1754), hrsg. von Guus van den Hout, Robert Schillemans, Ausst.-Kat. Amsterdam 1995, Nr. 110 mit Abb. 113.
3 Verso bezeichnet: „J. de Wit Na van Dijk“, Aukt.-Kat. Paris, Christie’s, 21. 3. 2002, Nr. 119 (Rötel, Feder in Braun, braun laviert, weiß gehöht); diese Zeichnung ist wohl identisch mit der Nummer 21 in Album F, auf der Nachlassauktion De Wits, Amsterdam 1755, Lugt Ventes Nr. 869: „De Tyd, Cupido de vleugelen kortende, door Denzelven [Jacob de Wit], als boven [na van Dyk]“. Das Gemälde Van Dycks aus der Zeit um 1630/32 befindet sich heute in Paris, Musée Jacquemart-André, o. Inv.-Nr., Erik Larsen: The Paintings of Anthony van Dyck, 2 Bde., Freren 1988, Nr. 737, und wurde von Pieter Schenck reproduziert (H. 365).
4 De Wit kopierte diese Deckenbilder während seines Antwerpen-Aufenthaltes (1711/12), vgl. Adolph Staring: Jacob de Wit 1695-1754, Amsterdam 1958, S. 57–59 und John Rupert Martin: The ceiling paintings for the Jesuit church in Antwerp, Corpus Rubenianum Ludwig Burchard, Bd. 1, Brüssel 1968, S. 47. Nach dem Brand der Kirche im Jahre 1718 schuf er eigenhändige Repliken seiner heute verlorenen Studien, z. B. in London, British Museum, Department of Prints and Drawings, Inv.-Nr. 1921,0411.42, vgl. ebd. S. 48, die seinem Schüler Jan Punt 1751 als Ausgangspunkt für eine Folge gestochener Reproduktionen dienten, vgl. London, British Museum, Department of Prints and Drawings, Inv.-Nr. 2001,1124.10; John Rupert Martin: The ceiling paintings for the Jesuit church in Antwerp, Corpus Rubenianum Ludwig Burchard, Bd. 1, Brüssel 1968, S. 49–51 und Putti en Cherubijntjes. Het religieuze werk van Jacob de Wit (1695-1754), hrsg. von Guus van den Hout, Robert Schillemans, Ausst.-Kat. Amsterdam 1995, S. 149.
5 Abklatsch einer Rötelzeichnung, Leiden, Stedelijk Museum De Lakenhal, Inv.-Nr. 536, Janno van Tatenhove: Miscellanea: Jacob de Wit (1696-1754), in: Delineavit et Sculpsit 1, 1989, S. 31-32, Abb. 6, im Gegensinn übereinstimmend mit einem 1720 datierten Gemälde, ebd. Abb. 7. Vgl. auch das kompositorisch verwandte Gemälde „Venus, Bacchus und Ceres mit dem schlafenden Amor“, 1720, Enschede, Rijksmuseum Twenthe, Inv.-Nr. Br. 0301, Leihgabe des Instituut Collectie Nederland, Rijswijk, Inv.-Nr. NK 1960, Vom Adel der Malerei. Holland um 1700, hrsg. von Ekkehard Mai, Sander Paarlberg, Gregor J.M. Weber, Ausst.-Kat. Köln/Dordrecht/Kassel 2006, Nr. 103.
6 Sarajevo, Umjetnicka Galerija, ohne Inv.-Nr., Photo RKD.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten rechts von der Mitte signiert: "JdWit [ligiert]" (Rötel)

Auf dem Verso unten links Stempel der Sammlung Rhodin (L. 2179); unterhalb davon von der Hand Goll van Franckensteins nummeriert: "N. 588." (Feder in Braun); unterhalb davon aufgeklebt: „Vente Robinson & de Chennevières“

Wasserzeichen / Kettenlinien

Lilienwappen, vgl. Heawood 1818 (Amsterdam 1727)
26-27 mm (h)

Provenienz

Johann Goll van Franckenstein I (1722-1785), Amsterdam (L. 2987); Johan Goll van Franckenstein II (1756-1821), Amsterdam (L. 2987); Carl Fredrik Christian Rhodin (1821-1886), Altona bei Hamburg (L. 2179); Washington von der Hellen (1834-1900), Hamburg, Nr. 225; Gustav von der Hellen (1879-1966), San Isidro/Argentinien (nicht bei Lugt); Schenkung von der Hellen 1962 an die Hamburger Kunsthalle

Bibliographie

Stefes, Annemarie: Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog II van Musscher - Zegelaar, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.629-630, Nr.1201

Jahrbuch der Hamburger Kunstsammlungen, hrsg. von Hamburger Kunsthalle und dem Museum für Kunst und Gewerbe, Bd. 8, Dr. Ernst Hauswedell & Co Verlag, Hamburg 1963, S.153-180, Abb.

Wolf Stubbe: Die Sammlung von der Hellen, in: Jahrbuch der Hamburger Kunstsammlungen 8, Hamburg 1963, S. 153-180, S.158, Abb.20