Gaspar Adriaensz. van Wittel, genannt Vanvitelli
Gaspar Adriaensz. van Wittel, genannt Vanvitelli
Das Blatt mit der Ansicht Tivolis mit dem Aniene direkt vor der „vecchia cascata“ belegt den dokumentarischen Charakter vieler Zeichnungen Vanvitellis. Der Künstler wählt einen Standpunkt oberhalb des Wasserfalls. Sorgfältig werden nicht nur die bereits berühmten Reste antiker Architektur – wie der Bogen der alten Travertinbrücke und der Vesta-Tempel – aufgenommen; Vanvitelli schenkt zudem nachantiken Bauten – so dem Campanile der Kirche von San Giorgio – ebenfalls Beachtung. Dabei gelingt ihm der überzeugende Zusammenschluß der schlichten Baugruppen mit den Monumenten.(Anm.1)
Trotz der topographisch genauen Aufnahme stellt die Studie keine direkte Vorzeichnung zu den drei bekannten Gemälden dieses Motivs dar.(Anm.2) Sie zeigen größere Ausschnitte an den Rändern mit Toren und Straßen. Dennoch dürfte die Hamburger Zeichnung vor Ort als Studienmaterial zur Verwendung für die erwähnten Gemälde angefertigt worden sein.
Eine Zeichnung von Tivoli mit dem Aniene – allerdings deutlich weiter entfernt von den Gemälden als die Hamburger Zeichnung – befindet sich im Palazzo Reale in Caserta.(Anm.3)
David Klemm
1 Rembrandt und sein Jahrhundert, Niederländische Zeichnungen in der Hamburger Kunsthalle, bearb. v. Eckhard Schaar, Joachim Wagner, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle, Heidelberg 1994, S. 192 (Beitrag Jochen Wagner).
2 Giuliano Briganti: Gaspar van Wittel. Nuova edizione, hrsg. v. Laura Laureati, Ludovica Trezzani, Mailand 1996, S. 264–266.
3 Caserta, Palazzo Reale, Inv.-Nr. 1598; vgl. Giuliano Briganti: Gaspar van Wittel. Nuova edizione, hrsg. v. Laura Laureati, Ludovica Trezzani, Mailand 1996, S. 322–323, Nr. D 99.
Details zu diesem Werk
Beschriftung
Wasserzeichen / Kettenlinien
WZ: Kreis, Inhalt nicht erkennbar.
ca. 30 mm (h), schwer erkennbar
Provenienz
Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244) (NH Ad:01:02, fol. 82: "Casp. [Casp.] van Witel genannt delle Occhiali
Landschaft von Tivoli, aber verändert, vorn der Spiegel des Anio bevor er den großen Sturz bildet, hinten der Sibyllentempel von Gebäuden umgeben. In Feder und Tusche mit feiner Hand sehr tüchtig gezeichnet. 15.0.9.6"; NH Ad: 02: 01, S. 277); Legat Harzen 1863 an die „Städtische Gallerie“ Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle
Bibliographie
David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Köln u. a. 2009, S.361, Nr.551
Giuliano Briganti: Gaspar van Wittel. Nuova edizione. A cura di Laura Laureati e Ludovica Trezzani, Mailand 1996, S.302, Nr.D 1
Rembrandt und sein Jahrhundert, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1994, Nr.127, Abb.S. 122
Walter Vitzthum: Rezension von: Gaspar van Wittel e l'origine della veduta settecentesca, by Giuliano Briganti, in: The Burlington Magazine 109, 1967, Nr. 5, , S.318, Abb.59