Philips Koninck, Umkreis Gillis Neyts, ehemals zugeschrieben
Landschaft mit Figuren am Weiher,
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Philips Koninck, Umkreis Gillis Neyts, ehemals zugeschrieben

Landschaft mit Figuren am Weiher,

Philips Koninck, Umkreis Gillis Neyts, ehemals zugeschrieben

Landschaft mit Figuren am Weiher

Die alte Zuschreibung dieser Zeichnung an Gillis Neyts geht zurück auf Harzen. Ausschlaggebend waren vermutlich die verschlungenen Federstrukturen in Kombination mit dem stellenweise kurz gestrichelten Baumschlag.
Vergleichbare Neyts-Zeichnungen sind jedoch im Linienduktus luftiger und flüssiger gearbeitet, und auch die Komposition mit der Panoramalandschaft links ist nicht mit dem flämischen Künstler in Einklang zu bringen.(Anm.1) 1973 wurde das Blatt von Keyes in einer Passepartoutnotiz versuchsweise mit Philips Koninck assoziiert, und dies könnte in die richtige Richtung weisen. Der Panorama-Ausblick in Gegenüberstellung mit dem von schlanken, hochstämmigen Bäumen bestandenen Hügel begegnet ähnlich auf mehreren Gemälden des Künstlers, z. B. einer 1665 datierten Landschaft in Amsterdam oder, im Gegensinn, auf einem um 1676 anzusetzenden Gemälde an unbekanntem Standort.(Anm.2) Die Handschrift wiederum erinnert an Zeichnungen des Jacobs Koninck (I), z. B. eine „Flusslandschaft“ im British Museum.(Anm.3) Da die etwas zu gleichmäßig und vorsichtig gezeichneten Partien im Mittelgrund als Indiz auf Kopistenarbeit gewertet werden könnten, ist allenfalls eine Entstehung in Umkreis oder Nachfolge der Brüder Koninck denkbar.(Anm.4)

Annemarie Stefes

1 Marian Bisanz-Prakken und Stijn Alsteens auf dem Symposium „Niederländische Altmeisterzeichnungen 1500 bis 1800“ am 21. und 22.2.2008 im Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle. Vgl. mit Inv.-Nr. 22824 und 39468 sowie zwei Neyts-Zeichnungen in Wien, Grafische Sammlung Albertina, Inv.-Nr. 8608 und Inv.-Nr. 8615, Pierre Gustot: Gillis Neyts. Un paysagiste Brabancon en vallé mosane au XVIIe Siècle, Namur 2008, Nr. D 253 und D 267; zu dessen Kompositionsprinzipien vgl. ebd., S. 127.
2 Amsterdam, Rijksmuseum, Inv.-Nr. SK-A-207; Aukt.-Kat. London, Sotheby’s, 3.7.1997, Nr. 40; Werner Sumowski: Gemälde der Rembrandt-Schüler, 6 Bde., Landau 1983, Bd. 3, Nr. 1071. Vgl. auch das Gemälde aus den mittleren 1660er Jahren in Frankfurt am Main, Städel Museum, Graphische Sammlung, Inv.-Nr. 864, ebd. Nr. 1065
3 London, British Museum, Department of Prints and Drawings, Inv.-Nr. 1912,1214.17, Werner Sumowski: Drawings of the Rembrandt School. Bd. 6, Jansen - Koninck, hrsg. von Walter L. Strauss, New York 1982, Nr. 1299 x.
4 So auch vorgeschlagen von Peter Schatborn und Egbert Haverkamp Begemann auf dem Hamburger Symposium, siehe Anm. 1.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Auf dem Verso unten links Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328); unten in der Mitte nummeriert: "No. 4" (Rötel)

Wasserzeichen / Kettenlinien

Adler, Heawood deest, aber ähnlich 1248 (Holland 1618) (Federn feiner und spitzer, Krummstab höher im Brustbereich und entgegengesetzt dem Schnabel; ohne Zunge)
ca. 23 mm (h)

Provenienz

Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244) (NH Ad:01:02, fol. 40: "[Aegedius FF oder Gilles Neyts] Eine unübersehbar ausbreitende Ebene, von einer Anhöhe gesehen, durch eine Gruppe schöner vollbelaubter {Bäume} [in margine] Buchen gekrönt an deren Fuß ein Teich erscheint wo eine Wäscherin beschäftigt ist. Fleißige und geistvolle Federzeichnung, in Tusche und etwas Saftfarben beendigt. 9.10.6.4."; NH Ad: 02: 01, S. 260); Legat Harzen 1863 an die „Städtische Gallerie“ Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

Stefes, Annemarie: Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog I Van Aken-Murant, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.330, Nr.559