Anonym (niederländisch, 18. Jh.), (?) Jan van Balen, ehemals zugeschrieben
Allegorie,
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Anonym (niederländisch, 18. Jh.), (?) Jan van Balen, ehemals zugeschrieben

Allegorie,

Anonym (niederländisch, 18. Jh.), (?) Jan van Balen, ehemals zugeschrieben

Allegorie

Traditionell gilt diese Brunaille als „Allegorie auf die vier Elemente“. In diesem Fall stünde die mütterliche Figur für das Element „Erde“, während „Luft“ und „Feuer“ durch die beiden Putten rechts symbolisiert wären. Nicht repräsentiert wäre dabei allerdings das „Wasser“. Auch wäre die unterschiedliche Gewichtung der einzelnen Begriffe – drei Putten stehen einer erwachsenen Frau gegenüber – äußerst ungewöhnlich für eine Darstellung dieses Themas.
Aus diesem Grund sollte einer Deutung als religiöse Allegorie der Vorzug gegeben werden. Kerze und Spaten können als Symbol für Glauben bzw. Fleiß und Hoffnung gewertet werden.(Anm.1) In diesem Fall wären die Früchte im Gewandbausch der Frau vielleicht ein sinnbildlicher Hinweis auf geistliche Früchte. Das flatternde Spruchband in den Händen des fliegenden Puttos wäre als Träger einer Bildüberschrift geeignet.
Nicht nur das allegorische Programm, sondern auch der Urheber dieser Zeichnung ist kaum zu bestimmen. Bisher galt das Blatt – ausgehend von der alten Beischrift – als Werk des flämischen Malers Jan van Balen (1611–1654). Dies ist mit Sicherheit auszuschließen: Ein konkreter Bezug zu dessen Œuvre besteht nicht. Eher handelt es sich bei der alten Zuschreibung, die – von gleicher Hand wie die Nummerierung in der linken oberen Blattecke – mit großer Wahrscheinlichkeit von der Hand eines Sammlers stammt, um einen „Notnamen“ für derartige Allegorien.(Anm.2)
Das runde Format mit dem dreidimensional wiedergegebenen Rahmen lässt auf ein gemaltes Original schließen. Die weiche, diffuse Modellierung erinnert in ihrer Wirkung an ein Schabkunstblatt. Grundsätzlich bestätigt wird dies durch die Nähe des rückseitig wiedergegebenen Frauenkopfes zu einer 1788 datierten Aquatinta des Johann Gottlieb Prestel (1739–1808).(Anm.3) Von einer Entstehung im späten 18. Jahrhundert kann sicher ausgegangen werden, eine Zugehörigkeit zur Niederländischen Schule hingegen ist nicht unbedingt vorauszusetzen.

Annemarie Stefes

1 Lexikon der Kunst, Bd. 1, Leipzig 1996, S. 335.
2 Einem theoretisch denkbaren Bezug zu dem Houbraken-Schüler Matthijs Balen (1684–1766) widerspricht der stilistische Befund, vgl. Zeichnungen in Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Inv.-Nr. RP-T-1957-22 und Inv.-Nr. RP-T-1957-24.
3 Joseph Kiermeier-Debre, Fritz Franz Vogel (Hrsg.): Kunst kommt von Prestel. Das Künstlerehepaar Johann Gottlieb und Maria Katharina Presel. Die Sammlung Dr. Walter Prestel, Schwelm, Köln, 2008, Nr. 1215, vergleichbar in Physiognomie und Schattierung.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten links bezeichnet: "J. Van Balen fecit" (Feder in Braun); oben links nummeriert: "N.o 9" (Feder in Braun); auf dem Verso unten links Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328)

Wasserzeichen / Kettenlinien

nicht feststellbar
nicht feststellbar

Verso

Titel verso: Frauenkopf, seitlich beschnitten

Technik verso: Kohle oder Kreide in Grau, Spuren von Weißhöhung, stark verwischt, über Spuren von Graphit oder Bleistift

Provenienz

Wahrscheinlich zwischen 1869 und 1886 durch Schenkung oder Erwerbung aus unbekannter Quelle in den Besitz der Hamburger Kunsthalle gelangt.

Bibliographie

Stefes, Annemarie: Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog II van Musscher - Zegelaar, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.686, Nr.1322