Dieses sorgfältig ausgeführte und innerhalb der Darstellung gleich zweimal monogrammierte Blatt wurde sicher als eigenständiges Kunstwerk für den freien Verkauf angefertigt. Dafür wählte der Künstler ein schon bei seinem Vorläufer und mutmaßlichem Lehrer Hendrik Dubbels beliebtes Motiv.(Anm.1) Die Halbinsel Volewijk mit dem schon im 16. Jahrhundert aufgerichteten Galgen gibt ein markantes Vordergrundmotiv für den Blick über den IJ-Strom auf die Stadt Amsterdam, deren Silhouette allerdings durch die in beeindruckender Anzahl vorgelagerten Schiffe kaum zu erkennen ist. Rechts hinter den Landungsbrücken mit dem Galgen ist das Zollhaus zu sehen, in dem die Gebühren für den Unterhalt des Kanals zu entrichten waren und das auch als Herberge genutzt wurde. Für Transport und Transfer zwischen Zollstation und Hafen sorgten Ruderboote und der „Boyer“ im linken Vordergrund.
Dieses bei Käufern und Sammlern offenbar begehrte Motiv wurde von Backhuysen mehrfach variiert. Eine im Stil verwandte Zeichnung größeren Formats befindet sich in Haarlem und wird um 1690 datiert, was angesichts der spannungsreicheren Komposition plausibel erscheint.(Anm.2) In diese Zeit wird auch ein Gemälde Backhuysens angesetzt.(Anm.3) De Beer verweist zudem auf ein 1674 datiertes Bild in Houston als mutmaßlichen Vorläufer.(Anm.4)

Annemarie Stefes

1 Vgl. Ulrike Middendorf, Hendrik Jacobsz. Dubbels (1621-1707). Gemälde und Zeichnungen mit kritischem Œuvrekatalog, Freren 1989, Nr. 71 und 72.
2 Haarlem, Teylers Museum, Inv.-Nr. Q* 84 (267 x 354 mm), Gerlinde de Beer: Ludolf Backhuysen (1630-1708). Sein Leben und Werk, Zwolle 2002, Abb. 201.
3 „Schiffe auf dem IJ bei Volewijk“, ehemals Amsterdam, Kunsthandel Pieter de Boer, Ausst.-Kat. Amsterdam 2004, Nr. 10.
4 „Der ‚Gouden Leeuw‘ auf dem IJ vor Amsterdam“, Houston, The Sarah Campbell Blaffer Foundation, Inv.-Nr. 1979.6, Gerlinde de Beer: Ludolf Backhuysen (1630-1708). Sein Leben und Werk, Zwolle 2002, Abb. 96; vgl. ebd. S. 158.