Johann Christian Reinhart
Ideallandschaft mit zwei Hirten an einer Quelle, 1810
Zurück Bildinfos ➕ 🗖

Johann Christian Reinhart

Ideallandschaft mit zwei Hirten an einer Quelle, 1810

Johann Christian Reinhart

Ideallandschaft mit zwei Hirten an einer Quelle, 1810

Reinharts für die Zeit um 1800 innovative Landschaftsmalerei und -zeichnung baute auf der Tradition der Ideallandschaften des 17. Jahrhunderts auf, wobei Claude Lorrain als wichtigstes Leitbild zu nennen ist. Eine dieser idealen Landschaftsansichten Claudes mit mythologischer Staffage befindet sich im Hamburger Kupferstichkabinett (Inv. Nr. 24007 Ausst.-Kat. Hamburg 2001, S. 180, Nr. 85). Reinhart wurde die Kunst der Landschaftsmalerei bereits durch seine Lehrer in Leipzig und Dresden, Adam Friedrich Oeser und Johann Christian Klengel, vermittelt. Unter dem Eindruck der seit 1789 für ihn vorbildhaften italienischen Landschaft entwickelte er zusammen mit Joseph Anton Koch den für die deutsche Kunst nach 1800 wichtigen Typus der idealen, mit religiösen und mythologischen Motiven nobilitierten Landschaft stets weiter.
Das großformatige, 1810 entstandene Hamburger Blatt vereint alle wichtigen Merkmale einer solchen Ideallandschaft. Es zeigt den weiten Blick in eine von Bergzügen begrenzte Ebene mit einem antikischen Gebäude, den Fluss mit einem Hirten und seiner Herde sowie die Komposition gliedernde Baumgruppen, in deren Laubwerk sich das Sonnenlicht auf delikate Weise bricht. Hinzu kommt noch das Motiv einer Quelle mit zwei sich ausruhenden, antikisch gekleideten Hirten, von denen einer eine Flöte in den Händen hält. Die ruinöse Architektur der Quelle ist mit "Freue Dich!" beschriftet und verweist auf das von einzigartiger Harmonie bestimmte Goldene Zeitalter der Antike, dessen arkadischer Zustand beschworen wird. Die Zeichnung ist mit dem Bleistift skizziert und mit dem Tuschpinsel mittels feinster Lavierungen bildmäßig ausgearbeitet worden. Es muß daher nicht zuletzt wegen seines Formats durchaus als eigenständiges Werk gleichwertig neben den insgesamt nicht sehr zahlreichen Ölgemälden des Künstlers betrachtet werden. Dennoch gibt es gerade von diesem Motiv auch zwei - 1810 und 1811 entstandene - Gemäldefassungen, von denen sich eine in der Eremitage in St. Petersburg, die andere in Hamburger Privatbesitz befindet (Feuchtmayr 1975, S. 326-327, Nr. 32 f, g).

Andreas Stolzenburg

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Signiert und datiert auf der Quelleinfassung: "C. Reinhart invt. / Roma 1810" (Feder in Braun); beschriftet über der Quelle: "XAIPE" ["Freue dich !"] (Feder in Braun)

Beschriftet von Johann Andreas Boerner auf der Rückseite unten links: "Aus d. Nachlass meines seeligen Freundes / Friedrich Carl Rupprecht / gekauft 1831 Prof. RC. az. [?] / Boerner" (Feder in Schwarz)

Provenienz

Sammlung Friedrich Carl Rupprecht (1779-1831), Bamberg; Sammlung Johann Andreas Boerner (1785-1862; Lugt 269, 270), Nürnberg, ab 1831; Sammlung Alexander Flinsch (1834-1912), Berlin; erworben 1912 bei C. G. Boerner, Leipzig, Auktion Alexander Flinsch, 111, S. 64, Nr. 488

Bibliographie

Johann Christian Reinhart. Ein deutscher Landschaftsmaler in Rom, hrsg. von Herbert W. Rott und Andreas Stolzenburg in Zusammenarbeit mit F. Carlo Schmid, Ausst.-Kat. Bayerische Staatsgemäldesammlungen München, Neue Pinakothek, Hamburger Kunsthalle, München 2012, S.289, Abb., Nr.194

Zum Sehen geboren. Handzeichnungen der Goethezeit und des 19. Jahrhunderts. Die Sammlung Dräger/Stubbe, hrsg. von Brigitte Heise, Leipzig 2007, S.228, Anm. 4

Peter Prange, Petra Roettig, Andreas Stolzenburg u. a.: Von Runge bis Menzel. 100 Meisterzeichnungen aus dem Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 2003, S.48, Nr.19, Abb.S. 49

Peter Prange, Petra Roettig, Andreas Stolzenburg u.a.: Ideas on Paper. 100 Masterdrawings from the collections of the Hamburger Kunsthalle (in griech. Sprache), hrsg. von Marilena Cassimatis, Andreas Stolzenburg, Ausst.-Kat. Athen, Nationalgalerie 2003, S.168, Nr.70, Abb.

Johann Christian Reinhart /1761-1847). Zeichnungen - Radierungen, Ausst.-Kat. Staatliche Museen Meiningen, Schloß Elisabethenburg, Staatliche Sammlungen Schweinfurt, Galerie-Studio, Alte Reichtsvogtei, Schweinfurt 1991/1992, S.8, Nr.bei Nr. 11

Erich Schneider, Sepp Kern: Johann Christian Reinhart /161-1847), Ausst.-Kat. Städtische Sammlungen Schweinfurt, Schweinfurt 1982, S.15, Nr.bei Nr. 15

Inge Feuchtmayr: Johann Christian Reinhart 1761-1847. Monographie und Werkverzeichnis, Material zur Kunst des 19. Jahrhunderts, Bd. 15, München 1975, S.351, Nr.Z 117

Tyska Teckningar från 1800-och 1900-talen, Ausst.-Kat. Nationalmuseum Stockholm 1955, S.16, Nr.130

Handzeichnungssammlung Alexander Flinsch Berlin. Ludwig Richter / Schwind / Chodowiecki / Steinle / Feuerbach. Deutsche Künstler des 19. Jahrhunderts, Auktion 111, 29. u. 30.11.1912, C. G. Boerner, Leipzig 1912, S.64, Nr.488, Abb.