Heinrich Reinhold
Blick auf Ischia / Wolkenstudie über dem Meer, 17.8.1820 (?)
Zurück Bildinfos ➕ 🗖

Heinrich Reinhold

Blick auf Ischia / Wolkenstudie über dem Meer, 17.8.1820 (?)

Heinrich Reinhold

Blick auf Ischia / Wolkenstudie über dem Meer, 17.8.1820 (?)

Das Blatt mit der Ansicht von Ischia entstand der Beschriftung zufolge am 17. August 1820 morgens gegen zehn Uhr, nachdem Reinholds von Sizilien nach Neapel zurückgekehrt war. Das andere Blatt, bei dem es sich wahrscheinlich um Teilstudien von Ponza sowie dem Monte Circeo bei Terracina handelt, ist ebenfalls am Vormittag um zehn Uhr entstanden, sicher nur ein paar Tage vor- bzw. nachher (vgl. Inv.-Nr. 43948). Beide stimmen im Format annähernd überein und dürften ursprünglich aus demselben Zusammenhang eines Skizzenbuches stammen. Entstanden sind beide Blätter vom Boot aus, wahrscheinlich als er 1820 zusammen mit der Familie Bury von neapel nach Livorno reiste.
Auf beiden Blättern widmet sich Reinhold dem plastischen Erscheinungsbild der Inseln, die im Spiel von Licht und Schatten aus dem glatten Meer aufzutauchen scheinen. Reinhold bedient sich dabei der für ihn typischen Parallelschraffuren zur Modellierung der Gesteinsformationen, ausführliche Farbnotizen und Vermerke zu Wetter und Stimmungen ergänzen die Darstellung im Hinblick auf eine spätere farbige Ausführung.
Von Reinhold sind eine ganze Reihe ähnlicher Darstellungen von Inseln bekannt, die alle in der Umgebung Neapels und Terracinas entstanden und bisher in Reinhold zweite Reise nach Neapel 1823 datiert wurden (Anm. 1). Die Datierung auf der Hamburger Ansicht von Ischia und ein Skizzenbuch von der Reise nach Neapel 1820, das sich in Wien befindet und zahlreiche stilistisch ähnliche Ansichten von Ischia und Capri enthält (Anm. 2), sichern die Entstehung auch dieser Blätter im Jahre 1820.
Von Gustav Heinrich Naeke existieren ähnlich exakt durchgearbeitete Ansichten von Capri und Ischia auf Transparentpapier, die deutlich die Auseinandersetzung mit Schnorrs und Reinholds Ansichten zeigen (Anm. 3). In der Herausarbeitung der geologischen Struktur mit feinen Strichlagen kam er dabei zu ähnlichen Ergebnissen wie Reinhold.

Peter Prange

1 Vgl. Reinhold 1988, S. 71, Nr. 144-145 und S. 72-73, Nr. 149-154. Zuletzt Petra Kuhlmann-Hodick: „… ein Land der Verheissung. Julius Schnorr von Carolsfeld zeichnet Italien, Ausst.-Kat. Haus der Kunst München, Köln 2003, S. 291, Nr. 135. Eine ähnliche Studie vom Monte Circeo, versehen mit zahlreichen Farbangaben, befindet sich im Nachlass, jetzt Weimar: Monte Circeo bei Terracina, Bleistift, 70 x 210 mm, Klassik Stiftung Weimar, Kunstmuseen, Graphische Sammlung, Inv. Nr. 2008/478, vgl. Reinhold 1988, S. 72-73, Nr. 154, Abb. S. 238.
2 Skizzenbuch mit 55 paginierten Seiten, 1820, Bleistift bis auf Seite 52 (Aquarell, nachträglich eingeklebt), 110 x 172 mm, Wien, Albertina, Inv. Nr. 24989.
3 Gustav Heinrich Naeke, Vesuv, Capri, Ischia und Berge bei Lucca, Bleistift auf Transparentpapier, 254 x 208 mm, Mainz, Landesmuseum, Graphische Sammlung, Inv. Nr. GS 2006/39, vgl. Gustav Heinrich Naeke (1785 - 1835). Zeichnungen, bearbeitet von Stephan Seeliger/Norbert Suhr, Katalogblätter 13, Landesmuseum Mainz, Graphische Sammlung, Mainz 2009, S. 335, Nr. 23, Abb. S. 322.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Oben in der Mitte bezeichnet und datiert: "Ischia Morgens gegen 10 Uhr. 17. August. 1820"; rechts daneben: "die Wolke auf dem Berg / gelb weiß bl grau ud violet Schatten / die hinteren Wolken roth [...] / Die Insel blau rothlich [...] / Der Streifen hinten an der Insel im Meer / dunkel, dann ein leichterer, die / ganze [...] ist wie / hinten, ganz [...] / erheben sich. Horizont / dunstig gräulich lilla. / der Himmel als Contrast[?]"; unterhalb davon: "x rothlich leicht"; in der Mitte: "blau nicht sehr dunkel"; rechts in der Mitte: "Horizont vom Meer aus sehr / rein lilla grau hell. Wolke stark / roth gelb. Schatten lilla. / Wolke brauner hell Berg x Der (durchgestrichen) Das / Meer Horizont (durchgestrichen) darunter [...] hell / röthlgrau [...] graul / Horizont ab. besonders hell bey ┐/ links bey o stark blau etwas ins / graue"; links in der Mitte: "aus grau violett"; unten links: "o blau gelbweißlich"(?); rechts daneben: "Schatten des Wassers (?) blau dunkel / geht in Streifen über den Wiederschein [...]"; oberhalb davon: "Wiederschein"; rechts daneben: "röthlicher Wiederschein"; unten rechts: "am Horizont blau dunkel / abschneidend" (Bleistift); auf dem Verso: oben in der Mitte nummeriert: "No 17" (Bleistift)

Wasserzeichen / Kettenlinien

Wappen [nicht näher identifiziert]

Provenienz

Sammlung P. Ackermann; Verst. Sammlung Ackermann (G. Walther Gasch, Dresden), 27.-28.4.1911; dort erworben

Bibliographie

Heinrich Reinhold. Der Landschaft auf der Spur, hrsg. von Andreas Stolzenburg, Markus Bertsch und Hermann MIldenberger, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle, München 2018, S.264, Nr.122, Abb.S. 239

Nadine Brüggebors: "Auch treibt mich mein Gemüth zur Landschaft". Heinrich Reinhold (1788-1825). Leben und Werk - Werkverzeichnis der Gemälde, Ölskizzen, Zeichnungen und Druckgraphiken, Bd. 2 (Werkverzeichnis), Univ.-Diss. (Manuskript), Freie Universität Berlin, Berlin 2016, S.103-104, Nr.Z 163

Nadine Brüggebors: "Auch treibt mich mein Gemüth zur Landschaft". Heinrich Reinhold (1788-1825). Leben und Werk - Werkverzeichnis der Gemälde, Ölskizzen, Zeichnungen und Druckgraphiken, Bd. 3 (Abbildungen), Univ.-Diss. (Manuskript), Freie Universität Berlin, Berlin 2016, S.83, Nr.Z 163

Petra Kuhlmann-Hodick, Claudia Valter: und Kupferstich-Kabinett Staatliche Kunstsammlungen Dresden: "... ein Land der Verheissung". Julius Schnorr von Carolsfeld zeichnet Italien, Köln 2000, S.291, Nr.bei Nr. 135

Katalog schöner und seltener Handzeichnungen und Aquarelle deutscher, niederländer, französischer und italienischer Meister des XV. bis XIX. Jahrhunderts, sowie einige Ölgemälde, Sammlung Dr. P. Ackermann, Abteilung II, Kunstantiquariat G. Walther Gasch, 27.-28.4., Dresden 1911, S.33, Nr.426