Hendrick Goltzius

Die Hamburger Kunsthalle beherbergt gerade einen hochkarätigen Gast. Noch bis zum 6. Januar 2019 ist das Gemälde »Christus im Elend« des niederländischen Künstlers Hendrick Goltzius (1558–1617) im Sammlungsbereich Alte Meister in der Lichtwark-Galerie zu sehen. Die großzügige Leihgabe wird durch die Kirchengemeinde St. Marien in Uelzen ermöglicht, die auf die bedeutende Holztafel für die Zeit einer umfangreichen Innensanierung der Kirche verzichtet.

In den letzten zwei Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts stieg der in Haarlem tätige Zeichner, Kupferstecher und Maler Hendrick Goltzius zu einem der einflussreichsten und bekanntesten Künstler Europas auf. Er entfaltete sein virtuoses Können zunächst vor allem in der Druckgraphik, die er auch selbst verlegte, um sich ab 1600 zunehmend der Malerei zu widmen.

Goltzius, der als Hauptvertreter des sog. Haarlemer Manierismus gilt, fokussierte die Komposition des Christus als Schmerzensmann äußerst radikal auf die Figur und wählte mit dem auf die Spitze gestellten Quadrat ein ungewöhnliches und auffälliges Format. Der zusammengedrängte, in sich versunkene Körper nimmt den gesamten Bildraum ein. Die Marterwerkzeuge sowie die Blutspritzer auf der Säule, dem Gewand und der Stirn Christi zeugen von den Qualen der Geißelung, Dornenkrone und Zepter von seiner Verhöhnung. Durch das Streiflicht, das den Körper stark akzentuiert und die Untersicht, wird das Leid Christi für die Betrachter unmittelbar und eindringlich erfahrbar. Die übertrieben ausgeprägte Muskulatur der Christusfigur erinnert an Figuren Michelangelos im Deckenfresko der Sixtinischen Kapelle. Diese Impulse hat Goltzius, den eine Italienreise Ende des 16. Jahrhunderts unter anderem nach Rom führte, sicherlich in seinem Werk verarbeitet.

Das ebenfalls 1616 entstandene Pendant gleichen Formats, die Darstellung des »Hiob im Elend«, befindet sich heute in New York in der Gregory Callimanopulos Collection.