Philipp Otto Runge
Die Farben des Regenbogens,
Zurück Bildinfos ➕ 🗖

Philipp Otto Runge

Die Farben des Regenbogens,

Philipp Otto Runge

Die Farben des Regenbogens

Inv. Nr. 34284 besteht aus sieben einzelnen, untereinander montierten Papierstreifen, die eine Farbfolge von Violett, Blau, Grün, Gelb, Orange, Rot, Violettrosa zeigen. Sie stellen nach Runges Farbenlehre die Farben des Regenbogens dar: „Beide Dreyecke, oder das vorhin (vgl. Inv. Nr. 34300) aufgestellte gleichseitige Sechseck, enthalten, in der Folge: Blau, Grün, Gelb, Orange, Roth, Violett, die sogenannten sieben Farben des Regenbogens; wenn man Violett in bläuliches und röthliches an beiden Seiten des Regenbogens zertrennt annimmt. Und so enthält der Übergang und Umfang des ganzen Kreises alle reinfarbigen Mischungen, und die reinen Farben selbst.“ (Anm. 1) Die Montierung der Streifen als Spektrum der Regenbogenfarben erinnert an eine tabellerische Anordnung, die Runge in einem Brief von Anfang Februar 1810 an Goethe erwähnt. Darin berichtet Runge, dass die Druckfassung seiner Farbenkugel bereits an Neujahr erschienen wäre, „hätten nicht Nebensachen, wie das Illuminiren der Kupfertafel und das Papier zu der Tabelle, mich hier in Hamburg nicht zu lange aufgehalten.“ (Anm. 2) Die von Runge erwähnte „Kupfertafel“ bezieht sich auf die von ihm kolorierten Probedrucke zur Farbenkugel (Inv. Nr. 34291, 34292, 34296), während sich hinter dem „Papier zu der Tabelle“ wohl Runges Zusammenstellung der Farben nach der Harmonielehre verbirgt (Inv. Nr. 34383). Unter der Überschrift „Monotone Wirkung, indem die Farben durch ihre Mischungen (Producte) ineinander übergehen“, zeigt Figur 7 die Projektion des Farbkreises als flächige Anordnung, die Runge dem Anhang seiner Farbenkugel als Versuch beigegeben hat, „die sinnlichen Eindrücke aus den Zusammenstellungen der verschiedenen Farben mit dem vorhin entwickelten Schema zu reimen.“ (Anm. 3) Würde man nun „die Farben 7. Alle so neben einander stellen, wie sie an der Scheibe (im Farbenkreise, oder auch im Regenbogen) auf einander folgen, so entsteht, auch bey der schönsten Lebhaftigkeit der Farbe, eine Eintönigkeit (Anm. 4). In der Abfolge der Farben Grau- Blau- Grün- Gelb- Orange-Rot- Grau zeigt Inv. Nr. 34284 eine ähnliche Farbfolge von links nach rechts, weshalb Traeger annimmt, dass Runge Inv. Nr. 34284 unter Ersetzung der violetten durch graue Streifen für die Harmonietabelle verwendet hat.

Peter Prange

1 Farbenkugel oder Construction des Verhältnisses aller Mischungen der Farben zu einander und ihrer vollständigen Affinität; mit angehängtem Versuch einer Ableitung der Harmonie in den Zusammenstellungen der Farben. Von Philipp Otto Runge, Mahler, Hamburg 1810, § 15, vgl. auch HS I, S. 118-119.
2 Brief vom 1. Februar 1810 an Goethe, vgl. HS I, S. 180.
3 Runge 1810, Anhang, vgl. auch HS I, S. 123.
4 Runge 1810, Anhang, Absatz 3, vgl. auch HS I, S. 124.

Details zu diesem Werk

Provenienz

Nachlass des Künstlers; ab 1810 im Besitz der Witwe Pauline Runge (1785-1881), geb. Bassenge; Geschenk an den Kunstverein in Hamburg, 30. 4. 1856; Geschenk des Kunstvereins in Hamburg an das Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, 1891

Bibliographie

Kosmos Runge. Der Morgen der Romantik. Katalogteil, hrsg. von Markus Bertsch, Uwe Fleckner, Jenns Howoldt, Andreas Stolzenburg, München 2010, S.391, Nr.166, Abb., Abb.S. 215

Uwe M. Schneede: Philipp Otto Runge, Hamburg 2010, Abb.S. 136

zu: Der Hang zum Gesamtkunstwerk. Liste der ausgestellten Werke und Dokumente, Ausst.-Kat. Zürich 11.2.-30.4.1983, Zürich 1983, S.21

Jörg Traeger: Philipp Otto Runge und sein Werk. Monographie und kritischer Katalog, München 1975, S.59, 474, Nr.521, Abb.Farbtafel 9

Jahrbuch der Hamburger Kunstsammlungen, hrsg. von Hamburger Kunsthalle und Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Bd. 19, 1974, S.13-36

Runge, Philipp Otto: Farben-Kugel oder Construction des Verhältnisses aller Mischungen der Farben zu einander und ihrer vollständigen affinität; mit angehängtem Versuch einer Ableitung der Harmonie in den Zusammenstellungen der Farben in der Natur, hrsg. von Steffens, Hendrik, Halle 1810, S.Anhang

Philipp Otto Runge: Hinterlassene Schriften, hrsg. von Daniel Runge, Bd. 1, Hamburg 1840 (Reprint: Göttingen 1965), S.180