Kunsttechnologische Forschungen zum Werk Emil Noldes

»Ich will so gerne dass mein Werk aus dem Material hervorwachse…«
Brief von Emil Nolde an Gustav Schiefer, 20.10.1906

Im Zeitraum von 2018 bis 2021 widmet sich ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördertes Verbundprojekt der Maltechnik und den Künstlermaterialien des Expressionisten Emil Noldes. Partner des multidisziplinären Forschungsvorhabens sind das Doerner Institut der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, München (Koordination), die Stiftung Seebüll Ada und Emil Nolde und die Hamburger Kunsthalle in Kooperation mit der Universität Hamburg und der Hochschule der Bildenden Künste Dresden.

Emil Nolde (eigentlich Hans Emil Hansen, 1867–1956) zählt unbestritten zu den bekanntesten und wichtigsten Vertretern des deutschen Expressionis­mus. Die Nolde Stiftung Seebüll beherbergt als Nachlassverwalterin am ehemaligen Wohn- und Arbeitsort des Künstlers die umfangreichste Sammlung von Werken Noldes, zugleich ein etwa 25.000 Dokumente und Realia umfassendes Archiv. Durch eine maltechnische Auswertung des Künstlerarchivs und des Ateliernachlasses sowie umfangreiche technologische, bildgebende und analytische Untersuchungen an rund 50 Gemälden aus den Sammlungen in Seebüll, Hamburg und München werden erstmals Arbeitsweise und Künstlermaterialien Emil Noldes erforscht. Obwohl die Beschäftigung mit der Maltechnik bei zahlreichen Künstlern_innen der Klassischen Moderne erfolgreich zur Klärung vielfältiger kunst­wissenschaftlicher und kultur­historischer Fragestellungen geführt hat, ist die systematische, kunsttechnologische Erfassung von Werkkomplexen immer noch selten. Beiträge zu Techniken und Materialien der Kunst Noldes stellen bislang ein absolutes Desiderat dar. Das Projekt wird somit die kunsthistorische Forschung um die »unsichtbare« kunsttechnologische Perspektive zu Werkprozessen, der Farbwahl oder zeitlicher Entwicklungen im Laufe von Noldes langem Künstlerleben erweitern. Neben einem Fachsymposium mit Publikation ist als Projektabschluss eine Präsentation wichtiger Forschungsergebnisse in einer modularen Ausstellungsform geplant.