Horst-Janssen-Grafikpreis der Claus Hüppe-Stiftung

Erstmals ist die Hamburger Kunsthalle Austragungsort des renommierten Horst-Janssen-Grafikpreises der Claus-Hüppe-Stiftung. In der Jurysitzung am 3. Mai 2021 wurde einstimmig Serena Ferrario zur Preisträgerin des 7. Horst-Janssen-Grafikpreises gekürt

Seit 2003 vergibt die Claus Hüppe-Stiftung alle drei Jahre diese mit 20.000 € hochdotierteste Auszeichnung an Künstler*innen, die im Bereich der Zeichnung, Druck-, Computergrafik oder Fotografie arbeiten.

Nachdem der Preis viele Jahre erfolgreich von dem Horst-Janssen-Museum in Oldenburg vergeben wurde, war es der Wunsch der Stiftung, den Preis »auf Wanderschaft gehen zu lassen« und als neuen Austragungsort zunächst in Hamburg anzusiedeln, wo Horst Janssen lebte und arbeitete. Die Hamburger Kunsthalle besitzt nicht nur die umfangreichste Sammlung von Werken des Künstlers, sondern ist durch zahlreiche Ausstellungen in den letzten Jahren zu einem zentralem Ort für zeitgenössische Grafik geworden ist. Ziel ist es, im Austausch mit Hochschulen und Akademien junge Künstler*innen und neue Positionen im Bereich der Grafik zu entdecken und zu fördern. Dank des herausragenden Engagements der Claus Hüppe-Stiftung wird mit der Verleihung des Horst-Janssen-Grafikpreises dieser Gedanke großzügig gefördert. In einem zweistufigen Auswahlverfahren werden zunächst Professoren*innen gebeten, Nachwuchskünstler*innen vorzuschlagen. Von den nominierten Künstler*innen ernennen fünf hochrangige Persönlichkeiten aus dem Kunst- und Kulturbetrieb den/die Preisträger*in.

 

Für den diesjährigen Preis wurden acht Künstler*innen von acht hochrangigen Professor*innen verschiedener Kunstakademien vorgeschlagen.

Die nominierten Künstler*innen: Serena Ferrario, René Haustein, Tenki Hiramatsu, Katrín Agnes Klar, Jennifer König, Sarah Lehnerer, Christian Schiebe und Jan Zöller.

Die Mentor*innen: Prof. Ulla von Brandenburg (Staatliche Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe), Prof. Daniele Buetti (Kunstakademie Münster), Prof. Marcel van Eeden (Staatliche Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe), Prof. Kyung-hwa Choi-Ahoi (Weißensee Kunsthochschule Berlin), Nadine Fecht (ehemals Hochschule für Bildende Künste Braunschweig), Prof. Katharina Hinsberg (Campus Hochschule der Bildenden Künste Saar), Prof. Peter Kogler(Akademie der Bildenden Künste München), Prof. Christoph Ruckhäberle (Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig).

Die Juror*innen: Dr. Jenny Graser (Staatliche Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Kupferstichkabinett), Dr. Matthias Mühling (Lenbachhaus München), Dr. Petra Roettig und Dr. Andreas Stolzenburg (Hamburger Kunsthalle), Rik Reinking (WAI Woods Art Institute, Wentorf bei Hamburg).

Die Preisvergabe wird von einer Ausstellung in der Hamburger Kunsthalle ( 20. August bis 24. Oktober 2021) und einer Publikation der Preisträgerin begleitet:

Serena Ferrario. 7. Horst-Janssen-Grafikpreisträgerin
Biographie:

Serena Alma Ferrario wurde 1986 in Crema bei Mailand geboren. Sie lebt und arbeitet in Deutschland, Italien und Rumänien. Von 2010 bis 2017 studierte sie an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig u. a. bei Wolfgang Ellenrieder, Isa Melsheimer und Nadine Fecht. 2016 erhielt sie ihr Diplom mit Auszeichnung und wurde 2017 zur Meisterschülerin ernannt. Ferrario war Stipendiatin der Studienstiftung des Deutschen Volkes und wurde 2017 mit dem Meisterschülerstipendium der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz und dem Max-Ernst-Stipendium der Stadt Brühl ausgezeichnet. 2018 erhielt Serena Ferrario das Karl Schmidt-Rottluff Stipendium.

Zum Werk:
Serena Ferrarios multimediale Installationen beginnen in der grafischen Auseinandersetzung. Persönliches und Gesellschaftliches greifen ineinander, präzise Beobachtungen, aber auch Erinnerung und Identität in Bezug auf die eigene Migrationsgeschichte ihrer Familie spielen eine wesentliche Rolle in ihrer künstlerischen Arbeit. Diese Erfahrungen von Innen und Außen verbindet sie miteinander und schafft dadurch neue Beziehungen.

Ihre zeichnerischen und druckgrafischen Figuren und Elemente in Schwarz, Weiß und Grautönen verlassen die Fläche und nehmen den Raum ein, wiederholen sich, um in anderen Konstellationen aufzutauchen. Bei diesen installativen Raumarbeiten greift sie auch auf Fotografien und Videos zurück. Auf ihren Reisen richtet sie ihren Blick dabei oft auf kulturell Vertrautes. Eigenes sowie gefundenes Material, Zeitungsauschnitte und alltägliche Objekte werden in die erzählerisch anmutenden Szenarien integriert und verflochten. Die unterschiedlichen Ebenen verbindet die Künstlerin zu immer wieder neuen Bildern, die sich prozesshaft aus ihrem eigenen „Fundus“ entwickeln. So gehen Zeichnungen fließend in Filme über, werden zur scherenschnittartigen Kulisse für raumgreifende Inszenierungen, ebenso wie sich found footage Materialen zu faszinierenden biographischen Collagen und Erzählungen verweben.

Die Begründung der Jury:
Die Preisträgerin Serena Ferrario verbindet in ihrer figürlichen Kunst in ebenso poetischer wie fesselnder Form auf höchst komplexe Weise verschiedene Formen grafischer Gestaltung wie Zeichnungen, Druckgrafiken, Collagen, Scherenschnitte und Fotos mit ergänzendem und vertiefendem filmischen Material zu raumgreifenden Installationen, in denen sie aktuelle gesellschaftliche Themen aufgreift.

Nicht nur dieser vielfältige Umgang mit grafischen Medien hat für die Verleihung des Horst-Janssen-Grafikpreises an die Künstlerin Serena Ferrario gesprochen, sondern darüber hinaus auch ihre feinfühlige Beobachtungsgabe, die sie dazu befähigt, im scheinbar Oberflächlichen tiefgreifende und zuweilen überzeitliche Strukturen zu entdecken. Als Künstlerin eines globalen Zeitalters gelingt es Ferrario auf „der Suche nach dem Bekannten im Unbekannten“ eine eigene, zeitgemäße Bildsprache zu entwickeln, sodass sich die einzelnen Medien sinnfällig miteinander verknüpfen und sich gegenseitig befruchten.