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ein|räumen

ARBEITEN IM MUSEUM

60 aktuelle Projekte in der Hamburger Kunsthalle

Die Frage, was Kunst ist und im ausgehenden 20. Jahrhundert noch sein könnte, bestimmt nicht nur die zeitgenössische künstlerische Produktion, sondern auch die Praxis der Kunstinstitutionen, die Kunst sammeln, erforschen, bewerten und präsentieren.

Die Ausstellung ein|räumen ARBEITEN IM MUSEUM stellt sich dieser Situation. Sie reagiert auf eine wesentliche Erfahrung im Umgang mit Kunst im 20. Jahrhundert, darauf, dass zahlreiche Künstler ihr Interesse in den vergangenen Jahrzehnten nicht mehr auf die Ausdifferenzierung tradierter Gattungen legten, sondern nach den verbleibenden Möglichkeitsbedingungen von Kunst fragten. Zunehmend reflektieren sie den Kunstbetrieb selbst, vor allem die Institution Museum. Sie hinterfragen die Praxis des Ausstellungsbetriebes, intervenieren und erkunden neue Spielräume.

Seitdem Marcel Duchamp die retinale Kunst verwarf und mit seinen Ready-mades die Grenzen des Kunstdiskurses auslotete und erweiterte, gehört es zur künstlerischen Praxis, das Teilsystem Kunst als Moment einer gesellschaftlichen und sozialen Wirklichkeit zu begreifen. Anstatt geschlossene Werke zu produzieren, haben viele Künstler in den vergangenen Jahrzehnten die Beziehung von Kunst und ihren Kontexten untersucht.

Ausgangspunkt für ein|räumen ARBEITEN IM MUSEUM sind Arbeiten der Pioniere der Institutionskritik, die bereits Eingang in den Sammlungsbestand der Hamburger Kunsthalle gefunden haben. ein|räumen ARBEITEN IM MUSEUM erweist ihnen ihre Referenz. Arbeiten von Marcel Duchamp, George Maciunas, Claes Oldenburg, Ben Vautier, Robert Filliou, Gordon Matta-Clark, und Blinky Palermo verweisen auf längst historisch gewordene Positionen kritischer Interventionen.

ein|räumen ARBEITEN IM MUSEUM erlaubt Rückblicke auf ein Jahrhundert systemkritischer künstlerischer Arbeit und eröffnet zugleich den Raum für gegenwärtige Auseinandersetzungen. Zeitgenössische Künstler reagieren auf die konkrete Museumspraxis der Hamburger Kunsthalle. Aktionsfeld sind 12.000 Quadratmeter öffentlichen Raums, die drei Gebäude des Gesamtkomplexes mit ihren historischen Anspielungshorizonten und ihren aktuellen Funktionen.

Somit durchkreuzt ein|räumen ARBEITEN IM MUSEUM die heute übliche Museumspraxis: die Trennung von Sammlung und Sonderausstellungsbereichen. Sie macht das Museum mit seinen ganz unterschiedlichen Praxisfeldern zum Ort einer dialogischen Tätigkeit: einer kritischen Auseinandersetzung mit den impliziten Regeln der Institution Kunst und damit verbunden, der Wirklichkeit des Museums. Die Praxis der Museumsarbeit wird nicht nur durch die kunsthistorische Forschung bestimmt, sie hängt zugleich von rechtlichen Rahmenbedingungen, politischen Interessen, finanziellen und personellen Möglichkeiten ab.