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FUTURA

Vermessung der Zeit
Amerikanisches Pressefoto einer Eishöhle, 1963  © Fotoarchiv Bogomir Ecker Fotograf*in unbekannt

Presseinformation

Zu Beginn des Jahres stellen sich mit der Ausstellung FUTURA rund 30 interna­tionale Künstler*innen den grundlegenden Fragen rund um Zeitlichkeit, Nachhal­tig­keit und Visionen. Knapp 200 Kunstwerke treten in überraschende Dialoge über Jahrhunderte und Disziplinen hinweg – viele der Arbeiten sind neu und spe­ziell für die Ausstellung entstanden. Ausgangspunkt ist die Tropfstein­maschine (1996-2496) von Bogomir Ecker (*1950) anlässlich ihres 25-jährigen Bestehens. Seit der Eröff­nung der Galerie der Gegenwart durchzieht die Maschine – angelegt auf eine Lauf­zeit von 500 Jahren – das Gebäude vom Dach bis zum Sockelgeschoss. Im Zusam­men­spiel von Regenwasser, einem Biotop aus Pflanzen und einem Kalkstein bildet die Maschine über diesen Zeitraum zwei Tropfsteine: einen Stalagmiten sowie einen Stalaktiten. Den Besucher­*innen wird eine gedankliche Reise in die Zukunft eröffnet: Was ist Zeit und wie kann diese künstlerisch dargestellt und vermessen werden? FUTURA fragt darüber hinaus, wie Zukunft gestaltet werden und was Kunst als ästhetische Kategorie zu einer »Zukunft als Denkform« beitragen kann.
Bogomir Ecker, der gemeinsam mit Brigitte Kölle (Leitung Sammlung Kunst der Gegenwart) die Ausstellung kuratiert, gestaltet zudem die Präsentationsfläche und entwirft damit einen assoziativen und experimentellen Rahmen für FUTURA: Einem Spielfeld gleich erschafft er mithilfe von recyceltem Museumsinventar ein Gefüge, das Erscheinungsformen von Materie, Veränderungen und Transforma­tions­prozesse sichtbar macht und gleichzeitig als Plattform für die Werke der beteiligten Künstler*innen dient.

Auf der von allen Trennwänden befreiten Ausstellungsfläche des 1. Obergeschosses der Galerie der Gegenwart kommen Kunstwerke, Artefakte und Naturalien zu­sam­men: So trifft eine Zeichnung von Caspar David Friedrich aus dem Jahr 1826 auf eine zeitgenössische Fotografie von Pierre Huyghe (*1962), Katinka Bocks (*1976) speziell für die Ausstellung geschaffene Keramik-Installation mit dem Titel Trost­pfützen begegnet Gustave Courbets Die Quelle der Loue (1864), und geologische Meteoriten finden sich wieder in Nachbarschaft einer raumgreifenden Installation der jungen Hamburger Künstlerin Elena Greta Falcini (*1986).

Begleitend zur Ausstellung findet ein umfangreiches, interdisziplinäres Veranstal­tungsprogramm mit dem Titel FUTURA. Zukunft als Denkform in Zusammenar­beit mit dem Tropfstein e.V. statt. Eine musikalische Uraufführung einer speziell zu diesem Anlass entstandenen Komposition von Daniel Ott, Lesungen mit der Au­­torin Emma Braslavsky und dem Schauspieler Jens Harzer, Gespräche und Vor­träge von bekannten Philosophen, Literatur- und Kunstwissenschaftler*innen sind Teile dieses Programms. Eine Science-Fiction-Filmreihe im Metropolis Kino Hamburg, Workshops mit Fridays for Future Aktivist*innen und Blicke hinter die Kulissen der Tropfsteinmaschine runden das facettenreiche Programm ab.

Zur Ausstellung erscheint zudem eine von Bogomir Ecker konzipierte Künstlerpublikation (Verlag Ket­tler) mit zahlreichen Abbildungen und Installationsansichten, sowie Texten von Brigitte Kölle, Johanne Mohs und Uwe M. Schneede. Die Publikation erscheint am 5. Februar 2022 und wird im Rahmen einer Booklaunch-Veranstaltung an diesem Tag um 14 Uhr von Bogomir Ecker vorgestellt und signiert. Das Buch ist im Museumsshop zum Preis von 35 Euro erhältlich oder kann online über www.freunde-der-kunsthalle.de zum Buchhandelspreis bestellt werden.

Beteiligte Künstler*innen: Katinka Bock, John Cage, Nina Canell, Gustave Courbet, Attila Csörgő, Hanne Darboven, Edith Dekyndt, Bogomir Ecker, Oswald Egger, Elena Greta Falcini, Ceal Floyer, Caspar David Friedrich, Monika Grzymala, Channa Horwitz, Pierre Huyghe, Daniel Janik, Samson Kambalu, On Kawara, Axel Loytved, Sarah Lucas, Étienne-Jules Marey, Daniel Ott, Johanna Reich, Jens Risch, Philipp Otto Runge, Ani Schulze, Roman Signer, Lucía Simón Medina, Hiroshi Sugimoto, Rayyane Tabet, und Robin Watkins.

Ein Projekt der Hamburger Kunsthalle in Zusammenarbeit mit dem Tropfstein e.V.

Gefördert von: 
Stiftung Kunstfonds, Philipp Otto Runge Stiftung, Malschule in der Kunsthalle e. V., Förderstiftung Hamburger Kunsthalle, Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia

 

Die Tropfsteinmaschine besteht aus einer Zisterne für die Speisung eines Reservoirs mit Regenwasser. Ein bepflanztes Biotop im Foyer der Galerie der Gegenwart sorgt durch die Verwitterung von Pflanzen für Kohlendioxid, mit dem das Wasser angereichert und in den sogenannten Maschinenraum geleitet wird – einem für das Entstehen des Stalagmiten eingerichteten Raum. Über einen Zulauf tropft das Wasser auf einen porösen Kalkstein. Bei diesem Vorgang werden Teile gelöst, die allmählich die Form eines Tropf­steins annehmen. Über ein Sichtfenster kann die Tropfstelle beobachten werden. Innerhalb von 500 Jah­ren sollen so ein ca. 5 cm hoher Stalagmit sowie ein Stalaktit entstehen. Die Arbeit ist bis zum Jahre 2496 angelegt.