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Ernst Wilhelm Nay

Retrospektive
Ernst Wilhelm Nay (1902–1968) Paar mit Schmetterlingen, 1939 Öl auf Leinwand, 90 x 115 cm Sammlung Alexejew-Brandl © Ernst Wilhelm Nay Stiftung / VG Bild-Kunst, Bonn 2022 Foto: Trevor Good

Presseinformation

Erstmals widmet die Hamburger Kunsthalle Ernst Wilhelm Nay (1902–1968), einem der bedeutendsten Maler des 20. Jahrhunderts, eine Einzelausstellung und zeigt zugleich die erste Retrospektive des Künstlers seit langem. Nays kraftvolle, farbintensive Bilder gelten als Brücke zwischen der Kunst vor und nach dem Zweiten Weltkrieg. Sie verbinden Expressionismus, Abstraktion und die gestische Malerei nach 1945 sowie die deutsche mit der internationalen Moderne.
Mit rund 120 Gemälden, Aquarellen und Zeichnungen präsentiert die Ausstellung Nays komplexes Werk in allen Phasen. Entstanden in 50 Jahren, zwischen 1919 und 1968, weist es eine große Bandbreite an unterschiedlichen Darstellungsweisen und historischen Bezügen auf. Die zusammengetragenen Leihgaben stammen aus renommierten öffentlichen und privaten Sammlungen. Sie werden von rund 20 Werken aus dem Bestand der Hamburger Kunsthalle ergänzt.

Die Retrospektive ist chronologisch aufgebaut und entfaltet in fünf Kapiteln Nays Schaffen in seinen verschiedenen Stadien: von den frühen Werken über die sogenannten Lofoten-Bilder, Hekate-Bilder, Rhythmischen Bilder, Scheiben- und Augenbilder bis hin zum Spätwerk. Mit zeitlichen Vor- und Rückgriffen ermöglicht die Schau aber auch den Blick auf Nays Werk als ein organisches, in sich verwobenes Ganzes.

Ernst Wilhelm Nay hatte schon früh Anerkennung als Künstler gefunden, war in bedeutenden Ausstellungen vertreten gewesen und hatte erste Preise erhalten. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurden dann Werke von ihm in Museen beschlagnahmt und in der Feme-Ausstellung »Entartete Kunst« gezeigt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs sein Bekanntheitsgrad rasch: Mit der mehrfachen Beteiligung an der documenta in Kassel, den Biennalen in São Paulo und Venedig sowie Ausstellungen in New York etablierte er sich als feste, viel diskutierte Größe in der Kunst der Moderne. Dabei wurde er zu einer Leitfigur für eine abstrakte Malerei erklärt, die Deutschland nach 1945 einen Platz in der globalen Kunstszene sichern sollte. Die Wertschätzung Nays, aber auch die in den 1960er-Jahren einsetzende Ablehnung seiner Kunst durch eine nachfolgende Generation Kunstschaffender ergab sich nicht zuletzt aus dieser verkürzenden Sicht auf ein vielfältiges Œuvre.

Der Stadt Hamburg war Nay eng verbunden: Die Kunsthalle erwarb zahlreiche seiner Werke für die Museumssammlung, im Jahr 1955 erhielt er den renommierten Lichtwark-Preis der Freien und Hansestadt Hamburg. In Hamburg fand im Herbst 1953 auch Nays einzige Lehrtätigkeit statt; drei Monate lang unterrichtete er als Gastdozent an der Landeskunstschule.

Im Rahmen der Ausstellung befragen Studierende der Hochschule für bildende Künste Hamburg Werke von Nay in zwei öffentlichen Performances: Unter dem Motto »Nay, can you hear me?« werfen sie einen frischen Blick auf einen Klassiker der Moderne (Termine: 28. April und 5. Mai 2022, jeweils 19 Uhr). Zur Begleitung der Restrospektive sowie zur Vor- und/oder Nachbereitung steht in der App der Hamburger Kunsthalle zudem eine Audiotour für Erwachsene in deutscher und englischer Sprache sowie ein spezieller Audioguide für Kinder ab 8 Jahren in deutscher Sprache bereit (gratis zum Download bzw. 4 Euro mit Leihgerät). Der reich bebilderte, wissenschaftliche Katalog zur Ausstellung (Wienand Verlag, Köln, 256 Seiten, deutsche Ausgabe) ist im Museumsshop zum Preis von 29 Euro oder über www.freunde-der-kunsthalle.de zum Buchhandelspreis von 34 Euro erhältlich.

Die Ausstellung der Hamburger Kunsthalle entsteht in Zusammenarbeit mit der Ernst Wilhelm Nay Stiftung, Köln, sowie mit zwei weiteren Museen, welche die Schau in zweiter und dritter Station zeigen: Museum Wiesbaden (16. September 2022 bis 5. Februar 2023) und MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst, Duisburg (23. März bis 6. August 2023).

Gefördert von: Freunde der Kunsthalle e. V., Ernst von Siemens Kunststiftung, Behörde für Kultur und Medien der Freien und Hansestadt Hamburg

Haspa-Galerie:
Seit vielen Jahren engagiert sich die Hamburger Sparkasse für die Hamburger Kunsthalle. Als Zeichen des Dankes für diese großzügige Unterstützung heißt das 2. Obergeschoss der Galerie der Gegenwart, in der die Ausstellung Ernst Wilhelm Nay. Retrospektive gezeigt wird, »Haspa-Galerie«.

Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien:
»Ernst Wilhelm Nay war Hamburg und besonders der Kunsthalle immer eng verbunden. Die Stadt verlieh ihm 1955 den Lichtwark-Preis, da er das Bild der deutschen und europäischen Kunst wesentlich mitbestimmte. Auch heute noch prägt Nays Werk unsere Auffassung von der Moderne. Die Retrospektive der Hamburger Kunsthalle zeigt eindrücklich, wie seine Malerei auf die hamburgische und die internationale Kunstszene ausstrahlte und gerade heute eine neue Generation von Kunstschaffenden anregt. Eine lohnende und spannende Wiederentdeckung!«

Aurel Scheibler, Ernst Wilhelm Nay Stiftung:
»Die 2005 gegründete Ernst Wilhelm Nay Stiftung bewahrt nicht nur den künstlerischen Nachlass des Malers. In vielfältiger Weise fördert sie auch die Wahrnehmung und wissenschaftliche Erforschung des Nay’schen Werks. Diese umfangreiche Retrospektive leistet beides: mehr Menschen mit einem großen Maler der Moderne vertraut machen sowie Kennerinnen und Kennern seiner Kunst viel Neues bieten. Wir freuen uns auf die gemeinsamen Erlebnisse!«

Dr. Ekkehard Nümann, Vorsitzender des Vorstands der Freunde der Kunsthalle e. V.:
»Mit sieben bedeutenden Gemälden war Ernst Wilhelm Nay in der Hamburger Kunsthalle schon immer als eindrucksvoller Maler zu erleben. Mit großer Freude tragen die Freundinnen und Freunde der Kunsthalle jetzt wesentlich dazu bei, diese großartige Retrospektive zu realisieren: Mit weiteren 100 Werken aus öffentlichen und privaten Sammlungen kann die Hansestadt nun vier Monate lang das ganze Spektrum von Nays Farben und Formen genießen!«

Kulturpartner: NDR Kultur
Medienpartner: Hamburger Abendblatt
Mobilitätspartner: MOIA