Heimat?

Eine Küche, glänzend, aufgeräumt und doch menschenleer – nur eine Pflanze und der Kessel auf dem Herd verweisen auf eine menschliche Präsenz. In der Zeit eingefroren erscheint der Raum des 1968 von Almut Heise geschaffenen Gemäldes und ruft als Ort des gemeinsamen Essens gleichzeitig Bilder von Geborgenheit, der ewig unveränderlichen »heilen Welt« der Kindheit, des Heranwachsens hervor. Bedeutet dies Heimat? Oder ist sie vielmehr die Landschaft, die eigene Region, welche der Himmel durch das Fenster in Heises Küche I erahnen lässt? Der deutsche Begriff ›Heimat‹, als in andere Sprachen nur schwer übersetzbares und häufig politisch instrumentalisiertes Wort, ist wie kein anderes symbolisch aufgeladen: Identität, Zugehörigkeit, Mentalität und auch Weltanschauung finden sich in ihm wieder. Heimat kann zugleich Ort des Abschieds oder der Ankunft sein. Der Begriff ist einem steten Bedeutungswandel unterworfen und wird mit der Globalisierung und zunehmenden Migrationsbewegungen erneut zu einem politischen Thema. Denn Heimat als (kultureller) Rückbezug zur vertrauten Umgebung, zum Bekannten, steht auch immer das Unbekannte, das Fremde, gegenüber. Doch was bedeutet also Heimat in einer Welt, in der sich Grenzen vermeintlich immer mehr auflösen?

Ifee Tack (wissenschaftliche Volontärin)