SEE, HEAR, PLAY KANDINSKY!

Mit der virtuellen Realität in das Gemälde Weißer Punkt

Wie klingt ein Bild?

Beeinflussen sich Malerei und Musik? Der Maler Wassily Kandinsky (1866–1944) jedenfalls verknüpfte in seiner Kunsttheorie immer wieder Farben und Formen mit Klängen. Er verstand sich als Synästhetiker. Für ihn waren Seh- und Hörsinn miteinander verbunden, und so meinte er, Farben hören und Töne sehen zu können. Das 1923 entstandene Gemälde Weißer Punkt (Komposition 248) trägt genau diese Verbindung von visueller und akustischer Sphäre in sich. In ihm überlagern sich Zickzacklinien, Dreiecke und Quadrate; Flächen sind im Raum gestaffelt und mit weiteren Elementen verschachtelt. Einige der Formen erinnern an Notenlinien oder an das Griffblatt eines Saiteninstruments. 

Wassily Kandinsky wurde 1866 in Moskau geboren, studierte in München und begründete dort die Künstlergruppe Blauer Reiter mit. 1922 folgte er einer Einladung von Walter Gropius und wurde Lehrer am Staatlichen Bauhaus in Weimar, einer fortschrittlichen Kunstschule, die Architektur, Kunst und Handwerk zusammenführen wollte. Dort entwickelte Kandinsky seine Form- und Farbenlehre: Nach Aussage von Kandinsky entsprach Blau für ihn am ehesten einem Kreis, Rot einem Viereck und Gelb einem Dreieck. Den Farben ordnete er wiederum Töne zu: Gelb war für ihn zum Beispiel ein hoher Ton.

Die Komponistin Konstantina Orlandatou von der Hochschule für Musik und Theater Hamburg ließ sich für diese Virtual Reality-Installation von den Überlegungen Wassily Kandinskys inspirieren. Als Komponistin interpretierte sie sein Bild aber auch neu und nutzte den Freiraum, den seine Beschreibungen zulassen. Sie isolierte Elemente des Gemäldes, ordnete sie im Raum an und wies ihnen bestimmte Tonalitäten zu. Allen Nutzer*innen bietet sie damit ein reiches und vielfältiges Klang- und Resonanzfeld.

Die Welt draußen entweder distanziert durch eine Fensterscheibe wahrnehmen oder durch die Tür unmittelbar ins Leben treten – diese beiden Haltungen beschrieb Kandinsky in seinem bekannten Buch Punkt und Linie zur Fläche aus dem Jahr 1926. Mit Blick auf das Kunstwerk erläuterte er dann: »Auch hier ist die Möglichkeit vorhanden, in das Werk zu treten, in ihm aktiv zu werden und seine Pulsierung mit allen Sinnen zu erleben.« (S. 11)
In unserer digitalen Welt ermöglicht die Installation nun auf buchstäbliche Weise genau dies: Probieren Sie es aus!

Projekt Moving Sound Pictures gefördert von:

Innovative Hochschule
Bundesministerium für Bildung und Forschung
Gemeinsame Wissenschaftskonferenz

Projekt an der Hamburger Kunsthalle gefördert von:

Behörde für Kultur und Medien Hamburg
Innovationsoffensive Hamburger Museen