Willem van de Velde
Die erste Seeschlacht von Schooneveld (7. Juni 1673), um/nach 1673
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Willem van de Velde

Die erste Seeschlacht von Schooneveld (7. Juni 1673), um/nach 1673

Willem van de Velde

Die erste Seeschlacht von Schooneveld (7. Juni 1673), um/nach 1673

Hier handelt es sich um eine offenbar von späterer Hand mit Feder und Pinsel überarbeitete Graphitzeichnung des älteren Willem van de Velde. Von ihm stammen wohl auch die in gleicher Technik hinzugefügten, leider größtenteils abgeriebenen Recto-Beischriften,(Anm.1) die im Zuge der Überarbeitung mit schwarzer Feder ebenfalls transkribiert wurden.
Klar zu identifizieren ist das Datum des dargestellten Seegefechts: Es handelt sich um die erste Seeschlacht von Schooneveld an der Scheldemündung, wo die Holländische Flotte der zahlenmäßig überlegenen Englisch-Französischen Allianz gegenüberstand.(Anm.2) Sie konnte jedoch unter Führung der Admiräle De Ruyter, Tromp und Banckert einen entscheidenden Sieg erringen, der in dem zweiten Seegefecht bei Schooneveld (am 14. Juni 1673) und der Seeschlacht von Texel (am 21. August 1673) ausgebaut wurde. Damit war der Versuch der Allianz gescheitert, die Niederlande auf dem Seeweg zu erobern. 1674 wurde der Dritte Englisch-Holländische Seekrieg beendet.
Willem van de Velde verfolgte die Seegefechte von Schooneveld als Augenzeuge auf einer englischen Ketsch und schuf einige flüchtige Graphitskizzen direkt vor Ort,(Anm.3) die auf dem Hamburger Blatt weiterentwickelt wurden. Vielleicht diente die großformatige Zeichnung als Vorarbeit für ein Federkunststück oder einen Wandbehang: Darauf deutet der erhöhte Standpunkt, der bei hohem Horizont die detaillierte Wiedergabe zahlreicher Schiffe ermöglichte.(Anm.4) Technisch übereinstimmend und in gleicher Weise bezeichnet sind zwei Zeichnungen Van de Veldes in Greenwich, deren eine als Ausgangspunkt für eine 1684 datierte Grisaille verwendet wurde.(Anm.5)

Annemarie Stefes

1 Vorgeschlagen von Robert-Jan te Rijdt und Stijn Alsteens auf dem Symposium „Niederländische Altmeisterzeichnungen 1500 bis 1800“ am 21. und 22. 2. 2008 im Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle.
2 Die ausführlichen, auf die Rückseite des Blattes geklebten Angaben in deutscher Sprache basieren auf Jan Wagenaar : Vaderlandsche Historie, verwvattende de geschiedenissen der nu Vereenigde Nederlanden, Amsterdam 1752-59, Bd. 14, S. 287–288.
3 Zeichner der Admiralität. Marine-Zeichnungen und Gemälde von Willem van de Velde dem Älteren und dem Jüngeren, Ausst.-Kat. Hamburg, Herford 1981, S. 13. Graphitskizzen befinden sich in Greenwich, National Maritime Museum, Inv. Nr. PAG6218, Michael S. Robinson: Van de Velde Drawings - A Catalogue of Drawings in the National Maritime Museum, made by the Elder and the Younger Willem van de Velde, Bd. 2, 1974, Nr. 1073, und Rotterdam, Museum Boijmans Van Beuningen, Inv.-Nr. MB1866/T93 a-97 a, Michael S. Robinson, Richard Weber: The Willem van de Velde Drawings in the Boymans-van Beuningen Museum Rotterdam, 3 Bde, Rotterdam 1979, Bd. 1, S. 53–56.
4 Freundlicher Hinweis von Remmelt Daalder, Scheepvaartmuseum Amsterdam, 21. 2. 2010.
5 Greenwich, National Maritime Museum, o. Inv.-Nr. (305 x 2120 mm) und Inv.-Nr. PAI7688 (208 x 605 mm), Michael S. Robinson: Van de Velde Drawings - A Catalogue of Drawings in the National Maritime Museum, made by the Elder and the Younger Willem van de Velde, Bd. 1, Cambridge 1958, Nr. 396 und 397. In Anlehnung an letztgenanntes Blatt ist das Schiff in Dreiviertel-Heckansicht ganz rechts wohl mit der „St. Michael“ des Earl of Ossory zu identifizieren. Die 1684 datierte Grisailleversion der „Ersten Seeschlacht von Schooneveld“ befindet sich ebenfalls in Greenwich, National Maritime Museum, Inv.-Nr. 39-626 (Feder und Pinsel auf Leinwand, 495 x 762 mm), Ausst.-Kat. London 1982, Nr. 15.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Oben Mitte: "W ... V fec" (Graphit, teilweise unleserlich); oben rechts: "... [unleserlich] / 7 junij 1673" (Graphit)

Oben rechts durch Knickfalten und Fehlstellen schwer leserliches Fragment: "T[... ] tegen [...] nt van [...] / de z[...] op den […] woensdag zynde den 7 junij" (Feder in Schwarz); Verso M. L. 1233; unten links: "25./11" (Bleistift); auf aufgeklebtem Papier M.: "See-Gefecht zwischen der Englisch-Französischen Flotte, unter Befehl der Admirale, Prinz Rupert von der Pfaltz, Spragge und dem Grafen D’Estrées, und der Holländischen, unter de Ruyter, Tromp und Bankert, auf der Höhe von Schooneveld, am 7. Juni 1673. die kombinirte Flotte zählte 180 bis 190 Segel, unter denen 80 bis 90 Linienschiffe, die Holländische gegen 100 Segel, wobey 51 Linienschiffe. Das Gefecht, dem die einbrechende Nacht ein Ende machte, und worin die Alliirten 14 Schiffe, die Holländer nur einige Brander einbüssten, blieb unentschieden, und begann von neuem Fünf Tage später. Wagenaer Vaderlandsche Geschiedenisse (Historie) Amst. 1770 8° Vol. XIV p. 287 seqq." (Feder in Braun)

Wasserzeichen / Kettenlinien

Wappen von Amsterdam, vgl. Heawood 345 (1678 oder später), ohne Buchstaben, dafür nach unten von "V"-förmiger Linie abgeschlossen; Schnörkelwerk auf dem jeweils vorderen Löwenbein; auf allen drei Papierteilen
ca. 25 mm (v)

Provenienz

Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244) (NH Ad:01:02, fol. 69 als "Willem van de Velde junior": "Großes See{schlacht}gefecht am 7 Juni 1673 auf der Höhe von Schooneveld zwischen der Englisch Französischen Flotte unter den Admirälen Prinz Rupert von der Pfaltz und dem Grafen d’Estrées, und der holländischen unter de Ruyter und Tromp. wo gegen 300 Segel unter denen 141 Linienschiffe gegen einander fochten. Capitelblatt mit Bleistift, Feder und Tusche sehr flüchtig ausgeführt. Mit bezüglichen Inschriften 25.9.11.2."; NH Ad: 02: 01, S. 273); Legat Harzen 1863 an die „Städtische Gallerie“ Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

Stefes, Annemarie: Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog II van Musscher - Zegelaar, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.562-563, Nr.1072

Sitt, Martina und Gaßner, Hubertus: und Hamburger Kunsthalle: Segeln, was das Zeug hält. Niederländische Gemälde des Goldenen Zeitalters, Hamburger Kunsthalle 2010, S.179, Abb.S. 138/39