Willem Schellinks, zugeschrieben
Reitende Jagdgesellschaft, um 1667 - 1678
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Willem Schellinks, zugeschrieben

Reitende Jagdgesellschaft, um 1667 - 1678

Willem Schellinks, zugeschrieben

Reitende Jagdgesellschaft, um 1667 - 1678

Zu Harzens Zeit galt die Zeichnung als Werk des Hendrik Verschuring (1627–1690). Von grundsätzlich verwandten Arbeiten dieses Künstlers unterscheiden sich jedoch die eleganter proportionierten Figuren und der freiere, in der Binnenzeichnung nervös bewegte Federstrich.(Anm.1) Vermutlich aufgrund dieser Eigenschaften wurde das Blatt zuletzt mit Willem Schellinks in Verbindung gebracht. Ähnlich aufgelockerte Vegetationsstrukturen begegnen auf einer um 1661 in England aufgenommenen Skizze,(Anm.2) und vergleichbare Figuren finden sich im Spätwerk dieses Künstlers, z. B. auf der 1664 datierten „Ansicht von Valetta“ in Wien.(Anm.3) Der luftigere Charakter des Hamburger Blattes lässt sich vielleicht durch die unterschiedliche Aufgabenstellung erklären: Hier handelt es sich um eine frei erfundene Figurenszene, dort um eine exakte topographische Aufnahme für den Atlas Van der Hem.
Inv.-Nr. 22792 wäre stilistisch in die 1670er Jahre, nach Schellinks’ Rückkehr nach Amsterdam einzuordnen (Anm.4) und bezeugt die Bemühungen um Anschluss an aktuelle Strömungen: Ähnlich elegante Jägergruppen wurden von Philips Wouwerman und Nicolaes Berchem dargestellt. Darauf basiert wohl die von Harzen vorgenommene Zuordnung an Pieter Wouwerman, die sich angesichts des derzeit noch unerforschten gezeichneten Œuvres dieses Künstlers jedoch kaum überprüfen lässt.(Anm.5)

Annemarie Stefes

1 Vgl. die annähernd maßgleiche „Italienische Straßenszene“, 1687, Haarlem, Teylers Museum, Inv.-Nr. Q* 32 (311 x 401 mm), Michiel C. Plomp: Jan Pietersz. Zomer's inscriptions on drawings, in: Delineavit et Sculpsit 17, 1997, S. 13-27, Nr. 497.
2 „Waldweg zwischen Canterbury und Dover“, signiert, Aukt.-Kat. Amsterdam, Christie’s 9. 11. 1998, Nr. 88. Der freie Duktus erinnert darüber hinaus an eine signierte „Ansicht von Rouen“, um 1663, Paris, Fondation Custodia, Inv.-Nr. 1974-T.29, Stijn Alsteens, Hans Buijs: Paysages de France dessinés par Lambert Doomer et les artistes hollandais et flamands des XVI.e et XVII.e siècles, Paris 2008, Nr. 95.
3 Wien, Grafische Sammlung Albertina, Inv.-Nr. 15179, Peter Schatborn, Drawn to Warmth. 17th-century Dutch artists in Italy, Ausst.-Kat. Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Zwolle 2001, S. 177, Abb. H.
4 So wurde die bei Inv.-Nr. 22837 erwähnte „Landschaft bei Canterbury“ von Schellinks in den 1670er Jahren mit ähnlich nervösem Strich überarbeitet, Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Atlas Van der Hem, Nr. 19:24.
5 Zwar begegnen ähnliche Motive auf monogrammierten Gemälden des Künstlers, z. B. die „Elegante Jagdgesellschaft“, Aukt.-Kat. London, Sotheby’s, 18. 10. 1995, Nr. 44, doch lassen sich daraus keine Schlüsse über die zeichnerische Handschrift des Künstlers ziehen, und das eher biedere Gepräge seiner Bilder lässt sich kaum vereinen mit dem geistvoll gezeichneten Hamburger Blatt.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Verso bezeichnet oben links: "Wijck" (Bleistift); u. l. L. 1328; auf dem Untersatzbogen unten links: "15.3 10.8 Verschuring" (Bleistift, Harzen); unten rechts "h 288 br 411" (Bleistift, altdeutsch)

Wasserzeichen / Kettenlinien

-
ca. 29-30 mm (h)

Provenienz

Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244) (NH Ad:01:02, fol. 87 als "Pieter W... ? [ Wouvs?]": "Eine Gesellschaft Falkenjäger auf der Reiherbaitze in einer offenen ebnen Landschaft. Composition von vielen Figuren mit der Feder und Seppia rasch entworfen. 15.3.10.8"; NH Ad: 02: 01, S. 269); Legat Harzen 1863 an die „Städtische Gallerie“ Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

Stefes, Annemarie: Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog II van Musscher - Zegelaar, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.507-508, Nr.946