Willem Schellinks, zugeschrieben Adriaen van de Velde, ehemals zugeschrieben
Rastende Jagdgesellschaft bei einer Ruine,
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Willem Schellinks, zugeschrieben Adriaen van de Velde, ehemals zugeschrieben

Rastende Jagdgesellschaft bei einer Ruine,

Willem Schellinks, zugeschrieben Adriaen van de Velde, ehemals zugeschrieben

Rastende Jagdgesellschaft bei einer Ruine

Die alte Zuschreibung an Adriaen van de Velde basiert auf dem unten links angebrachten Namenszug, der sich zwar in der Schreibweise von Van de Veldes gewohnter Signatur unterscheidet (vgl. Inv.-Nr. 22614, 22613), ähnlich aber auf seiner Radierung H. 19 begegnet.(Anm.1) Dieser Radierung steht unsere Zeichnung auch in Komposition und Ausführung nahe: Beide Werke variieren in nahezu quadratischem Format das Thema „Jäger bei Ruinen“ und sind einander auch in der Wiedergabe von Baumschlag und Gelände verwandt. Gleichzeitig offenbart der Vergleich Unterschiede, etwa in der Gestaltung der Figuren, die dort den Vordergrund beherrschen, dabei etwas hölzern agierend, hier deutlich kleiner proportioniert, eleganter im Habitus und mit spielerischem Strich umrissen sind.
Zu einer Auflösung dieser Differenzen führt der Blick auf eine Zeichnung in Cambridge.(Anm.2) Diese ist ebenfalls auf blauem Papier gezeichnet, in etwas größerem Format und etwas freierer Manier, aber unter Verwendung der gleichen technischen Mittel. Der Vordergrund wurde ebenfalls mit brauner Feder überarbeitet, und die Staffagegruppe – ein vornehmer Reiter mit Hund und Handpferd – steht unserem Blatt so nahe, dass von einem gemeinsamen Urheber ausgegangen werden sollte.
Das Cambridger Blatt wurde von Steland 1989 dem Œuvre Jan Asselijns angeschlossen, unter Zuweisung der in brauner Feder überarbeiteten Partien an Willem Schellinks.(Anm.3) Dieser Hinweis war ausschlaggebend für die Bestimmung des vorliegenden Blattes. An Schellinks’ 1664 datierte „Ansicht von Valletta“ erinnert die etwas nervös wirkende Struktur von Baumschlag und Gestein.(Anm.4) Willem Schellinks war ausgesprochen wandlungsfähig und schuf zahlreiche Kopien nach Werken anderer Künstler.(Anm.5) Als Nachahmungen von seiner Hand sind wohl auch das vorliegende Blatt und die Zeichnung in Cambridge zu bewerten. Zwar finden sich in der Gestaltung des jeweiligen Vordergrundes Reflektionen der entsprechenden Vorbilder – hier erinnert die kleinteilige Auffassung an Van de Velde-Zeichnungen wie Kat.-Nr. 22614, dort kommen die summarisch erfassten Partien den traditionell Asselijn zugeschriebenen Inv-Nr. 21644 und 21643 nahe – doch weist die stilistisch übereinstimmenden Hintergrundgestaltung auf einen gemeinsamen Urheber.(Anm.6) Darüber hinaus verwendete Schellinks gerne blaues Papier als Trägermaterial für szenische Darstellungen, das in dieser Form bei Van de Velde nicht begegnet.(Anm.7)

Annemarie Stefes

1 „Jäger bei einer Ruine“, 1653 (121 x 124 mm); vgl. auch das ebenfalls 1653 als Gegenstück entstandene „Südliche Stadttor“ (H. 18).
2 Cambridge, Fitzwilliam Museum, Inv.-Nr. PD.75-1963 (254 x 331 mm).
3 Anne-Charlotte Steland: Die Zeichnungen des Jan Asselyn, Fridingen 1989, Nr. 47; auf der Website des Fitzwilliam Museums (www.fitzmuseum.cam.ac.uk) als Werk des Pieter van Laer geführt.
4 Wien, Grafische Sammlung Albertina, Inv.-Nr. 15179, Die Landschaft im Jahrhundert Rembrandts. Niederländische Zeichnungen des 17. Jahrhunderts aus der Graphischen Sammlung Albertina, Ausst.-Kat. Wien, Graphische Sammlung Albertina, Wien 1993, Nr. 101.
5 Vgl. Schatborn, in: Peter Schatborn, Drawn to Warmth. 17th-century Dutch artists in Italy, Ausst.-Kat. Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Zwolle 2001, S. 174, 176.
6 Die mit kurzem Strich angerissenen Konturen begegnen z. B. ähnlich auf einer „Ansicht der Saône“, Standort unbekannt, Stijn Alsteens, Hans Buijs: Paysages de France dessinés par Lambert Doomer et les artistes hollandais et flamands des XVI.e et XVII.e siècles, Paris 2008, S. 51, Abb. t.
7 Z. B. auf einer signierten Zeichnung in Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Inv.-Nr. RP-T-1954-102, auf deren Rückseite sich eine Darstellung im Stil Simon de Vliegers befindet, Peter Schatborn, Drawn to Warmth. 17th-century Dutch artists in Italy, Ausst.-Kat. Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Zwolle 2001, S. 174, Abb. D.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Bezeichnet unten links: "A. V. Velde f." (Feder in Grau)

Unten rechts bezeichnet: "14" (Feder in Schwarz); verso auf dem Kaschierpapier alte Inventarnummer: "7669" (Bleistift)

Wasserzeichen / Kettenlinien

nicht feststellbar
nicht feststellbar

Provenienz

Marie Callisen, geb. Lawaetz (1822-1901), Altona bei Hamburg (1886); ihr Vermächtnis 1886 an die Kunsthalle, nach ihrem Tod 1901 der Kunsthalle übergeben

Bibliographie

Stefes, Annemarie: Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog II van Musscher - Zegelaar, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.508, Nr.947

Jahresbericht der Kunsthalle zu Hamburg für 1901, Hamburg 1902, S.32