Victor Honoré Janssens, (?) Anonym (flämisch, 17. Jh.)
Männlicher Halbakt mit erhobenem linken Arm und Detailstudien,
Zurück Bildinfos ➕ 🗖

Victor Honoré Janssens, (?) Anonym (flämisch, 17. Jh.)

Männlicher Halbakt mit erhobenem linken Arm und Detailstudien,

Victor Honoré Janssens, (?) Anonym (flämisch, 17. Jh.)

Männlicher Halbakt mit erhobenem linken Arm und Detailstudien

Diese Zeichnung lag zuletzt unter den anonymen Niederländern,(Anm.1) war aber noch bei Harzen dem Victor Honoré Janssens zugeschrieben. Janssens zeichnerisches Œuvre ist bislang nicht systematisch erfasst, doch wäre für die vorliegende Figurenstudie ein Zusammenhang mit diesem Künstler grundsätzlich denkbar, der für die flämische Kunst an der Schwelle zum 18. Jahrhundert eine wichtige Rolle als Vermittler römisch-klassizistischer Tendenzen spielte, nachdem er 1689 aus Italien nach Brüssel zurückgekehrt war.(Anm.2) Janssen schuf zahlreiche Deckendekorationen – als Hauptwerk gilt sein Deckenbild in der „Salle du Conseil Communal“ des Brüsseler Rathauses („Die Versammlung der Götter“) –, und auf einen entsprechenden Kontext deuten zumindest die aus untersichtiger Perspektive dargestellten Figuren des vorliegenden Blattes.
Auch die deutlich sperriger gezeichnete Inv.-Nr. 22782 wurde bei Harzen als Werk des Victor Honoré Janssens aufgeführt, und es erscheint schwer vorstellbar, dass beide Zeichnungen derselben Hand zuzuschreiben wären.(Anm.3) Gleichwohl legen verwandte Momente zumindest einen gemeinsamen Hintergrund nahe. Dazu gehört beispielsweise die Physiognomie mit den betont rundlichen Wangen, der schmalen Nase, der kräftig schattierten Oberlippe und dem plastisch herausgearbeiteten Kinn (man vergleiche die Hagar mit der recto-Studie auf Inv.-Nr. 22791), aber auch die langen, am letzen Glied aufwärts gebogenen Finger.

Annemarie Stefes

1 Peter Schatborn zog alternativ eine Zuordnung zur französischen Schule in Betracht (mündlich, 23. 2. 2008 im Anschluss an das Symposium „Niederländische Altmeisterzeichnungen 1500 bis 1800“ im Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle); dies indes wurde an gleicher Stelle abgelehnt von Robert-Jan te Rijdt und Stijn Alsteens.
2 Dominique Vautier, in: Jane Shoaf Turner: The Dictionary of Art, 34 Bde., London 1996, Bd. 17, S. 8.
3 Darauf verwiesen Stefaan Hautekeete (per E-Mail, 1. 12. 2009) und Joost Vander Auwera (per E-Mail, 17. 12. 2009), beide auf Grundlage einer Digitalphotographie.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Auf dem Verso unten links Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328)

Wasserzeichen / Kettenlinien

Wappen: Kreuz im Oval über 2 Kreisen, oben Buchstaben BS, darunter quergestelltes V, Heawood deest; Wappenform und Tiere vergleichbar Heawood 729, aber kein Zacken über Schwanzansatz (Madrid, 1746)
22-24 mm (h)

Verso

Titel verso: Studie zum Oberkörper eines zurückgeneigten, leicht bekleideten Jünglings

Technik verso: Schwarze und weiße Kreide

Provenienz

Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244) (NH Ad:01:02, fol. 32 als "Victor H. Janssen": "Naturstudie einer männlichen Halbfigur, eines Arms einer Hand. Auf der Rückseite Entwurf der Halbfigur eines Engels. Kreide auf gelb gefärbten Papier, gehöht. 6.3.7.5."; NH Ad: 02: 01, S. 254); Legat Harzen 1863 an die „Städtische Gallerie“ Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

Stefes, Annemarie: Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog I Van Aken-Murant, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.299-300, Nr.482