Theodor Rombouts
Musizierendes Paar, um 1625 - 1630
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Theodor Rombouts

Musizierendes Paar, um 1625 - 1630

Theodor Rombouts

Musizierendes Paar, um 1625 - 1630

Bereits Harzen verwies auf den im Gegensinn übereinstimmenden Kupferstich „Musica docta“ von Schelte Adamsz. Bolswerts (um 1586–1659) nach Theodoor Rombouts (H. 295). Für eine Stechervorlage ist die Hamburger Zeichnung jedoch zu wenig detailliert gearbeitet. Eher deutet die freie, summarische Anlage auf eine Funktion als Gemäldeentwurf.
Ein entsprechendes Bild existiert tatsächlich und ist erstmals von Hans Vlieghe 1989 als Modell für den Kupferstich publiziert worden.(Anm.1) Es wird als Selbstbildnis des Künstlers mit seiner Frau Anna van Thielen gedeutet und entstand möglicherweise als Hochzeitsallegorie um oder vor 1627, dem Jahr seiner Eheschließung.(Anm.2)
Dieses Gemälde folgt der Hamburger Zeichnung und vollendet die hier nur angedeuteten Bereiche im Detail, mit Knöpfen, Riegeln und Schleifen, Faltenwürfen und Notenblättern. Einige Partien wurden auf dem Bild variiert, etwa die dort größer und breiter proportionierte, in stärkerer Verkürzung wiedergegebene Laute. Ihre Funktion als Gemäldeentwurf bezeugt die vorliegende Zeichnung auch durch Pentimenti an den Händen und der Säulenbasis, in denen die Suche nach der endgültigen Form zum Ausdruck kommt.
Bislang konnten Theodoor Rombouts, einem Vertreter des Antwerpener Caravaggismus, nur sehr wenige Zeichnungen zugewiesen werden.(Anm.3) Dem Hamburger Blatt gebührt deshalb als gesichertem Gemäldeentwurf eine Sonderstellung in diesem kleinen Œuvre.

Annemarie Stefes

1 Standort unbekannt, Aukt.-Kat. Luzern, Fischer, 23. - 27. 11. 1971, Nr. 2298, Vlieghe 1990, Abb. 5 bzw. Mirror of Everyday Life. Genreprints in the Netherlands 1550-1700, bearb. v. Eddy de Jongh, Ger Luijten Ausst.-Kat. Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Ghent 1997, S. 218, Abb. 1. Der Stecher orientierte sich im Wesentlichen an dem Gemälde. Einzig in dem proportionalen Verhältnis zwischen Mann und Frau und in schwungvoller und ausladender gegebenen Details wie den Federn an Barett und Hochsteckfrisur entfernte sich die gestochene Fassung von Bild und Bildentwurf.
2 Hans Vlieghe: Theodor Rombouts en zijn gezin geporttretteerd door Van Dijk, in: Leids kunsthistorisch Jaarboek 8, 1989, S. 145-157, S. 151. Ebenfalls mit Laute posierte der Maler und Stecher Pieter de Jode II (1606–1674) mit seiner Frau auf einem Gemälde in der Sammlung des Duke of Bedford, Woburn Abbey, Renckens 1954, S. 184, Abb. 1. – Generell gehörten musizierende Gesellschaften zu den bevorzugten Bildgegenständen Rombouts’, vgl. das vermutlich in Italien entstandene „Musizierende Paar“, Lawrence, University of Kansas, Spencer Museum of Art, Inv.-Nr. 1950.0068, Hans Vlieghe: Flemish Art and Architecture 1585-1700, New Haven, London 1998, Abb. 233; das „Konzert“, Jacksonville (Florida), Cummer Museum of Art, Inv.-Nr. AP 1970.101, oder die „Musizierende Gesellschaft“, Wien, Galerie Sanct Lucas, 1984, Weltkunst 1984, S. 3480.
3 Zu den wenigen ihm zugeschriebenen Zeichnungen gehört die „Allegorie des Überflusses“ an unbekanntem Standort (schwarze Kreide, grau laviert, 230 x 345 mm), Dessins des Écoles du Nord dans les collections privées Françaises, Ausst.-Kat. Paris, Galerie Claude Aubry, Paris 1974, Nr. 82.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Verso in der Mitte links Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328)

Wasserzeichen / Kettenlinien

wohl Lilienwappen, Umriss ähnlich Heawood 1727 oder 1732 (beide Den Haag 1658), kaum zu erkennen
ca. 22 mm (h)

Provenienz

Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244) (NH Ad:01:02, fol. 55: "Theodor Rombouts Ein Herr und eine Dame, jeder ein Notenbuch in der Hand singen Duett, an einem Tische sitzend auf dem eine Laute und einige Bücher liegen. Frey und luftig mit Kreide auf grauem Papier gezeichnet und gehöht, die Nebensachen unbeendigt FF 11.5.8.5. Dieses ist der Entwurf den in etwas vergrößertem Maasstabe {nach dem Meister} von S. a Bolhwert nach dem Meister gestochenen schönen Blatte: Musica docta fecit da das beiliegt."; NH Ad: 02: 01, S. 266); Legat Harzen 1863 an die „Städtische Gallerie“ Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

Stefes, Annemarie: Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog II van Musscher - Zegelaar, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.472, Nr.875

Exposition internationale, coloniale, maritime et d'Art Flamand, Section d'Art Flamand ancien, Bd. 1, Ausst.-Kat. Antwerpen 1930, S.153, Nr.442

Trésor de l'Art Flamand du moyen age au XVIIIme siècle. Mémorial de l'exposition d'art flamand ancien à Anvers 1930, Bd. 2, Ausst.-Kat. Antwerpen, Paris 1932, S.38, Nr.442