Simon de Vlieger, (?) Jan Porcellis, ehemals zugeschrieben
Segelschiffe am Strand hinter Dünen,
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Simon de Vlieger, (?) Jan Porcellis, ehemals zugeschrieben

Segelschiffe am Strand hinter Dünen,

Simon de Vlieger, (?) Jan Porcellis, ehemals zugeschrieben

Segelschiffe am Strand hinter Dünen

Die Zeichnung bildet eine Werkgruppe mit zwei formatgleichen Blättern in Haarlem, deren eines wohl auf gleichem Papier gearbeitet ist.(Anm.1) Die Haarlemer Zeichnungen gelten traditionell als Arbeiten Simon de Vliegers und wurden auch von Plomp (1997) unter diesem Namen katalogisiert.(Anm.2) Im Gegensatz dazu war das Hamburger Blatt bislang Jan Porcellis zugeordnet, ungeachtet der Zweifel Walshs, der es 1971 im Werkverzeichnis des Künstlers nicht berücksichtigte. Kürzlich wurde ein Zusammenhang mit Simon de Vlieger auch für die Hamburger Zeichnung in Betracht gezogen.(Anm.3) Tatsächlich stehen die chiffrenhaft reduzierten Motive, die flüssigen Kringelketten und Häkchen dessen Arbeiten deutlich näher als der Handschrift Porcellis’.(Anm.4)
Zu unserem Blatt und den Zeichnungen in Haarlem existiert jeweils eine detailliertere Fassung in kleinerem Format. Das mit unserer Zeichnung korrespondierende Blatt befindet sich in Wien, die Gegenstücke zu den Haarlemer Blättern werden in Frankfurt am Main verwahrt.(Anm.5) Diese Zeichnungen sind sorgfältiger und konzentrierter gearbeitet und wurden von Van Eeghen als Vorstudien zu den Zeichnungen in Haarlem und Hamburg bewertet.(Anm.6)
Dieser Einschätzung stehen die Schwächen und Ungenauigkeiten der größer dimensionierten Zeichnungen in Haarlem und Hamburg entgegen,(Anm.7) die allenfalls als routinierter gearbeitete Zweitfassungen einzuordnen wären. Eher sollte aber in Anlehnung an die traditionelle Zuschreibung der Wiener Zeichnung auch für die Frankfurter Blätter die Hand des Jan Porcellis in Betracht gezogen werden.(Anm.8) Dann würde es sich bei dem Hamburger Blatt und seinen Haarlemer Gegenstücken wohl um Nachahmungen des jungen De Vlieger handeln, und die alte Zuschreibung unserer Zeichnung an Porcellis wäre als Hinweis auf den Schöpfer der Vorlagen zu verstehen.

Annemarie Stefes

1 Haarlem, Teylers Museum, Inv.-Nr. O* 37 und Inv.-Nr. O* 38, Michiel C. Plomp: Jan Pietersz. Zomer's inscriptions on drawings, in: Delineavit et Sculpsit 17, 1997, S. 13-27, Nr. 523 und 524. Ein etwas kleineres Blatt in Cambridge, zugeschrieben an den älteren Willem van de Velde, kann diesen Arbeiten angeschlossen werden: Cambridge, Fitzwilliam Museum, Inv.-Nr. PD.795–1963.
2 Michiel C. Plomp: Jan Pietersz. Zomer's inscriptions on drawings, in: Delineavit et Sculpsit 17, 1997, S. 13-27, S. 437 hielt diese nicht unproblematischen Blätter für mutmaßliche Spätwerke, so auch in einer E-Mail vom 6. 12. 2007.
3 Vgl. Christiaan P. van Eeghen: Simon de Vlieger as a Draftsman, I: The Pen Drawings, in: Master Drawings 44, 2006, S. 3-47, S. 21–22, der die Zeichnungen in die 1630er Jahre datiert.
4 Vgl. die „Strandszene“ in New York, The Pierpont Morgan Library, Inv.-Nr. III, 184, Christiaan P. van Eeghen: Simon de Vlieger as a Draftsman, I: The Pen Drawings, in: Master Drawings 44, 2006, S. 3-47, Abb. 22, die „Flusslandschaft“ in Paris, Fondation Custodia, Inv.-Nr. 6299, ebd. Abb. 14, oder die „Perspektivstudien“ von 1645 in London, British Museum, Department of Prints and Drawings, Inv.-Nr. 1874,0808.99, ebd. Abb. 35. Ein verwandtes Gemälde von 1643 befindet sich in Den Haag, Koninklijk Kabinet van Schilderijen Mauritshuis, Inv.-Nr. 558.
5 Wien, Grafische Sammlung Albertina, Inv.-Nr. 8583 (86 x 143 mm), Benesch 1964, Nr. 168; Frankfurt am Main, Städel Museum, Graphische Sammlung, Inv.-Nr. 2753 (84 x 142 mm), Inv.-Nr. 2754 (81 x 136 mm), Christiaan P. van Eeghen: Simon de Vlieger as a Draftsman, I: The Pen Drawings, in: Master Drawings 44, 2006, S. 3-47, Abb. 24 und 25.
6 Vgl. Christiaan P. van Eeghen: Simon de Vlieger as a Draftsman, I: The Pen Drawings, in: Master Drawings 44, 2006, S. 3-47, S. 21 und 46, Anm. 53.
7 Darauf verwies auch Plomp in einem Brief vom 6. 12. 2007.
8 Das gesicherte zeichnerische Œuvre des Jan Porcellis bietet allerdings keine konkrete Referenz, und Walsh 1971 zählte das Wiener Blatt zu den zweifelhaften Zeichnungen: Walsh 1971, Nr. G3.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Auf dem Verso unten links bezeichnet: "J: Percelles" (Feder in Braun); unten Mitte Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328)

Wasserzeichen / Kettenlinien

Unterer Teil eines Lilienwappens, vgl. Heawood 1768, 1769 (England bzw. Schieland 1616)
24-25 mm (v)

Provenienz

Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244) (NH Ad:01:02, fol. 49: "Jan Percelles Dünenlandschaft mit der Aussicht auf das Meer mit Fischerböten Feder Tusche. 6.3.4.6"; NH Ad: 02: 01, S. 264); Legat Harzen 1863 an die „Städtische Gallerie“ Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

Stefes, Annemarie: Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog II van Musscher - Zegelaar, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.587, Nr.1123

Christiaan P. van Eeghen: Simon de Vlieger as a Draftsman, I: The Pen Drawings, in: Master Drawings 44, 2006, S. 3-47, S.46, Anm. 52 und 53

Michiel C. Plomp: The Dutch Drawings in the Teylers Museum Haarlem, Bd. 2, Haarlem u. a. 1997, S.437-438, bei Nr. 524

John Walsh Jr.: Jan and Julius Porcellis: Dutch Marine Painters, Diss., Univ., New York (Columbia) 1971, S.400, bei G3; 415, Nr.H19