Rembrandt Harmensz. van Rijn, Umkreis
Mann vor einem Gewölbe an einem Tisch stehend, um 1650
Zurück Bildinfos ➕ 🗖

Rembrandt Harmensz. van Rijn, Umkreis

Mann vor einem Gewölbe an einem Tisch stehend, um 1650

Rembrandt Harmensz. van Rijn, Umkreis

Mann vor einem Gewölbe an einem Tisch stehend, um 1650

In einem Innenraum präsentiert sich ein junger Mann mit einem Schreibbeutel oder einer Börse in den Händen.(Anm.1) Die Gegenstände auf dem Tisch – eine bäuchlinks abgelegte Knickhalslaute mit darüber gelegtem Hut – charakterisieren ihn als gebildeten Mann von Stand.(Anm.2) Nicht eindeutig bestimmen lässt sich die überwölbte Öffnung hinter dem Tisch: Handelt es sich um ein Rundbogenfenster, einen Kamin oder eine überwölbte Türöffnung? Letzteres erscheint naheliegend angesichts der rechts vom Tisch angedeuteten Treppenstufen.(Anm.3)
In der älteren Literatur wurde die Zeichnung Rembrandt zugewiesen und alternativ um 1647 (Valentiner) oder in die Spätzeit, um 1660/62 angesetzt (Benesch). Allerdings wurden schon früh Zweifel an der Eigenhändigkeit geäußert, wie eine undatierte anonyme Karteinotiz belegt.(Anm.4) Kritisch stand Rembrandts Autorschaft auch Anne Röver-Kann gegenüber, die einen Zusammenhang mit Nicolaes Maes für wahrscheinlicher hielt.(Anm.5) In der jüngsten Besprechung der Zeichnung wurde sowohl diese Assoziation als auch die Zuweisung an Rembrandt abgelehnt.(Anm.6)
Unabhängig von der Zuschreibungsfrage ist von einer Datierung um oder vor 1650 auszugehen.(Anm.7)

Annemarie Stefes

1 Erstes wurde von Wilhelm R. Valentiner: Rembrandt. Des Meisters Handzeichnungen, Bd. 1, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1925-34 vorgeschlagen, zweites von Robert-Jan te Rijdt auf dem Symposium „Niederländische Altmeisterzeichnungen 1500 bis 1800“ am 21. und 22. 2. 2008 im Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle.
2 So Holm Bevers, der das Blatt auf dem Hamburger Symposium zur Diskussion stellte, siehe Anm. 1. Zur Identifizierung der Attribute vgl. Otto Benesch: The Drawings of Rembrandt, 6 Bde., London 1954-57, Bd. 5, S. 326, im Gegensatz zu Hofstede de Groot, der das Blatt noch als „Junger Mann vor einem Herd stehend“ beschrieb. Ikonographisch verwandt wäre das auch von Valentiner zum Vergleich herangezogene „Bildnis des Jan Six am Fenster“, Amsterdam, Sammlung Six, Otto Benesch: The Drawings of Rembrandt, 6 Bde., London 1954-57, Bd. 4, Nr. 767, Holm Bevers/Sölter 2008, Peter Schatborn, Barbara Welzel: Rembrandt. Der Meister und seine Werkstatt. Zeichnungen und Radierungen, Ausst.-Kat. Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, Amsterdam, Rijksmuseum, London, National Gallery, München u.a. 1991/92, Nr. 23; vgl. auch das „Bildnis des Jan Six, lesend am Fenster“, Amsterdam, Sammlung Six, ebd. Abb. 23 b.
3 Vorgeschlagen von Robert-Jan te Rijdt auf dem Hamburger Symposium, siehe Anm. 1.
4 „Die Autorschaft als Rembrandt erscheint als zweifelhaft“.
5 In: Rembrandt, oder nicht? Zeichnungen von Rembrandt und seinem Kreis aus den Hamburger und Bremer Kupferstichkabinetten, bearb. v. Anne Röver-Kann, Anne Buschhoff, Ausst.-Kat. Kunsthalle Bremen, Ostfildern-Ruit 2000, ausgehend von Verwandtschaften in Komposition und Ausführung mit Zeichnungen wie dem „Interieur mit einem Mann auf einer Treppe“ in Rotterdam, Museum Boijmans Van Beuningen, Inv.-Nr. R 64, Sumowski 8, 1984, Nr. 1873 x.
6 Holm Bevers, Egbert Haverkamp Begemann und Peter Schatborn auf dem Hamburger Symposium, siehe Anm. 1.
7 Holm Bevers, Peter Schatborn und Thomas Döring auf dem Hamburger Symposium, siehe Anm. 1.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Bezeichnet unten Mitte: "25" (Feder in Braun, anderer Farbton als Zeichnung und Einfassungslinien); auf dem Verso in der Mitte Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328)

Wasserzeichen / Kettenlinien

oberer Teil eines bekrönten Wappens, Heawood deest (Typ Hornwappen, oder Krummstab, vgl. Heawood 1194, oder Adler?; eher organische Formen, von Krone direkter Übergang zu Schild, jeweils zwei übereinander stehende nach oben gerollte Voluten
23-24 mm (h)

Provenienz

Wahrscheinlich zwischen 1869 und 1886 durch Schenkung oder Erwerbung aus unbekannter Quelle in den Besitz der Hamburger Kunsthalle gelangt

Bibliographie

Stefes, Annemarie: Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog II van Musscher - Zegelaar, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.463-464, Nr.858

Rembrandt, oder nicht? Zeichnungen von Rembrandt und seinem Kreis aus den Hamburger und Bremer Kupferstichkabinetten, Ausst.-Kat. Kunsthalle Bremen, Ostfildern-Ruit 2000, Nr.71 mit Abb.

Otto Benesch: The Drawings of Rembrandt. First complete Edition in six volumes, London 1954-1957, S.Bd. 5, 326, Nr.1168

Wilhelm R. Valentiner: Rembrandt. Des Meisters Handzeichnungen, Bd. 2, Stuttgart, Berlin 1933, S.298, Nr.736

Wilhelm R. Valentiner: Rembrandt. Des Meisters Handzeichnungen, Bd. 2, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1925-34, Nr.736

Otto u. Eva Benesch: The Drawings of Rembrandt, London 1973, S.Bd. X...

Otto Benesch: Rembrandt. Werk und Forschung, Wien 1935, S.67

Cornelis Hofstede de Groot: Die Handzeichnungen Rembrandts. Versuch eines beschreibenden und kritischen Kataloges, Haarlem 1906, S.84, Nr.349

Marianne Bernhard: Rembrandt-Zeichnungen, München 1976, Abb.561