Pietro Testa, genannt il Lucchesino
Venus im Garten der Liebe, um 1631
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Pietro Testa, genannt il Lucchesino

Venus im Garten der Liebe, um 1631

Pietro Testa, genannt il Lucchesino

Venus im Garten der Liebe, um 1631

Die virtuose Federzeichnung wurde von Georg Ernst Harzen Pietro Testa zuge-schrieben und bereits richtig als Vorzeichnung zu dessen Radierung „Venus im Garten der Liebe“ (Anm.1) erkannt. Treffend hat Harzen den „verworren[en]“ Entwurf als prima idea charakterisiert und auf die starken Änderungen bis hin zur Druckausführung hingewiesen. Tatsächlich lässt das Hamburger Blatt allenfalls einige Grundideen der Radierung erkennen. So sind die sich zurücklehnende Venus und die hinter ihr sich erhebende Panssäule angelegt. Zudem ist bereits die in größter Lebendigkeit umherschwirrende Schar der Putti zu erkennen. Dagegen sind die mächtigen Bäume der Radierung nur schemenhaft angedeutet. Der links heranschwebende geflügelte Genius ist nicht in die Radierung übernommen worden. Eine im Format größere und damit der Radierung fast entsprechende Studie in den Uffizien kommt dem seitenverkehrten Druck kompositionell bereits sehr nahe.(Anm.2) Nun ist die Figur der Venus in der endgültigen Haltung festgelegt und die Verteilung der Putti stärker herausgearbeitet. Übereinstimmend sind zudem die Baumgruppen. Cropper wies darauf hin, dass Testa zwar von Tizians „Bacchanal“ und den um 1630 entstandenen Gemälden des Nicolas Poussin beeinflusst wurde (Anm.3), er aber dennoch zu einer eigenständigen Lösung gefunden hat.

David Klemm

1 The Illustrated Bartsch 45 (20), 26-II (222).
2 Florenz, Gabinetto Disegni e Stampe degli Uffizi, Inv.-Nr. 1716 E, Feder in Braun, 352 x 438 mm.
3 Pietro Testa 1612-1650. Prints and Drawings, bearb. v. Elizabeth Cropper, Ausst.-Kat. Philadelphia Museum of Art, Philadelphia 1988, S. 23.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Auf dem Verso unten links bezeichnet: "P. Testa." (Bleistift); unterhalb davon bezeichnet: "14.3 9.9" (Bleistift); unten in der Mitte Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328)

Provenienz

Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244); NH Ad : 02 : 01, S. 220 (als Pietro Testa); NH Ad : 01 : 03, fol. 112 (als Pietro Testa): "Ein Erster Gedanke zu einem ähnlichen Gegenstand [ein Bacchanal], der auch vom Meister radirt ist; auch Bartsch 26. Mit der Feder sehr verworren entworfen, in der Ausführung sehr geändert. 14.3 9.9. Nebst der Radirung."; Legat Harzen 1863 an die "Städtische Gallerie" Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Köln u. a. 2009, S.339, Nr.513, Abb.Farbtafel S. 50

David Klemm: Von Leonardo bis Piranesi. Italienische Zeichnungen von 1450 bis 1800 aus dem Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, hrsg. von Hubertus Gaßner, David Klemm und Andreas Stolzenburg, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle, Bremen 2008, S.142-143, Abb, S. 231, Nr.64

Von Nutzen und Vergnügen. Aus dem Kupferstichkabinett der Universität Halle, Ausst.-Kat. Halle/Saale, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Zentrale Kustodie - Kupferstichkabinett 1999, S.88, Anm. 199, Abb.18 auf S. 88

Ursula Verena Fischer Pace: Disegni del Seicento Romano. Gabinetto Disegni e Stampe degli Uffizi LXXX, Florenz 1997, S.151, Nr.bei Nr. 94, Abb.13 d

Elizabeth Cropper: Pietro Testa 1612-1650. Prints and Drawings, Ausst.-Kat. Philadelphia Museum of Art 1988, S.22-27, Nr.bei Nr. 22, Abb.13 d

Hugh Brigstocke: Some further thoughts on Pietro Testa, in: Münchner Jahrbuch der Bildenden Kunst 29, 1978, S. 117-148, S.118, Anm. 16, Abb.4 auf S. 127

[Wolf Stubbe]: Italienische Zeichnungen 1500-1800. Ausstellung aus den Beständen des Kupferstichkabinetts, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1957, S.26, Nr.133