Pieter van Hoeck, Zeichner, Umkreis Anonym (niederlÀndisch, Ende 16. Jh.), Zeichner
Pieter van Hoeck, Zeichner, Umkreis Anonym (niederlÀndisch, Ende 16. Jh.), Zeichner
Die Annotation auf der RĂŒckseite des Blattes (âBrill Rome fc.â) erklĂ€rt sich vermutlich durch verwandte Motive bei Paul Bril bzw. Mattheus Bril.(Anm.1) Eine Autorschaft der BrĂŒder Bril ist jedoch aus stilistischen GrĂŒnden auszuschlieĂen, ebenso wie eine Zuordnung an die Zeichner der Franckenthaler Schule (Coninxloo, Vinckboons). In der ausgesprochen flĂ€chigen Darstellung und der Scheu vor Ăberschneidungen â deutlich auszumachen im linken Mittelgrund â bestehen enge BezĂŒge zu Zeichnungen des Verhaecht-SchĂŒlers Pieter van den Hoeck. So erinnern der fedrige Baumschlag links oder der diese KĂŒrzel plan hinterfangende, unbehandelte Papiergrund an eine 1606 bei Salzburg aufgenommene Gebirgslandschaft, ebenso wie der hĂ€kchenartige Baumschlag, die spröden Zweige der Weiden oder der gestrichelte Hintergrund.(Anm.2) Weitere Verwandtschaften lassen sich in der Figurenwiedergabe beobachten. Einzig der gleichmĂ€Ăig breitere Federstrich des Hamburger Blattes spricht gegen Van den Hoecks eigene Hand. In diesem Fall wĂ€re von einer Entstehung in seinem Umkreis auszugehen.(Anm.3)
BestĂ€tigt wird dies durch eine gewisse NĂ€he zu den Salzburger Landschaften des Frederik van Valckenborch (1566â1623).(Anm.4) Ein in der Komposition verwandtes GemĂ€lde Van Valkenborchs â das wiederum auf den schon erwĂ€hnten Sadeler-Stich nach Bril (B. 523) zurĂŒckgeht â befindet sich in Wien.(Anm.5)
Annemarie Stefes
1 Z. B. Johan Sadeler nach Paul Bril, âDorf im Waldâ, B. 523, oder Mattheus Bril, âHĂ€user im Waldâ, Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. KdZ 1098, Louisa Wood Ruby: Paul Bril: The Drawings, Turnhout 1999, Nr. 1098, Vergleichsabb. 18.
2 Paris, Ăcole Nationale SupĂ©rieure des Beaux-Arts, Inv.-Nr. Mas. 1727, Ausst.-Kat. Hamburg 1986, Nr. 120, Hinweis von Thomas Ketelsen, auf dem Symposium âNiederlĂ€ndische Altmeisterzeichnungen 1500 bis 1800â am 21. und 22. 2. 2008 im Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle mit Bezug auf eine entsprechende Notiz im RKD (An Zwollo). Weitere Zeichnungen Van den Hoecks befinden sich in Göttingen, Kunstsammlung der Georg-August-UniversitĂ€t, Inv.-Nr. Sammlung Uffenbach, H 245, nach einer Zeichnung Tobias Verhaechts in amerikanischem Privatbesitz, Wolfgang Stechow: Verhaecht and Houck, Teacher and Pupil, in: Master Drawings 13, 1975, S. 145-146, Pl. 9; Turin, Biblioteca Reale, Inv.-Nr. 16624 D.C., I Disegni Fiamminghi e olandesi della Biblioteca Reale di Torino, Florenz 2007, Nr. 15 und Paris, MusĂ©e du Louvre, DĂ©partement des Arts Graphiques, Inv.-Nr. 20944, Emmanuel Starcky: Ecole allemande, des Anciens Pays-Bas, flamande, hollandaise et suisse XVe-XVIIIe siĂšcles. SupplĂ©ment aux inventaires publiĂ©s par Frits Lugt et Louis Demonts., MusĂ©e du Louvre, Cabinet des Dessins. Inventaire gĂ©nĂ©ral des dessins des Ă©coles du Nord, Paris 1988, Nr. 169.
3 Dies auch angesichts zu der NĂ€he von Verhaecht-Zeichnungen wie z. B. der âDorflandschaftâ, Wien, Grafische Sammlung Albertina, Inv.-Nr. 13393, Otto Benesch: Die Zeichnungen der NiederlĂ€ndischen Schulen des XV. und XVI. Jahrhunderts, Beschreibender Katalog der Handzeichnungen in der Graphischen Sammlung Albertina, Bd. 2, Wien 1928, Nr. 266; vgl. Wolfgang Stechow: Verhaecht and Houck, Teacher and Pupil, in: Master Drawings 13, 1975, S. 145-146 zu dem Lehrer-SchĂŒler-VerhĂ€ltnis zwischen Verhaecht und Van den Hoeck.
4 Z. B. âBauernhof auf einem HĂŒgelâ, Paris, Fondation Custodia, Inv.-Nr. 6747, Karel G. Boon: The Netherlandish and German Drawings of the XVth and XVIth Centuries of the Frits Lugt Collection, 3 Bde., Paris 1992, Nr. 209; vgl. ebd. Nr. 210, Inv.-Nr. 1987-T20; vgl. auch die in der Wiedergabe von GebĂ€uden und ZĂ€unen vergleichbare âAnsicht von Landshutâ, NĂŒrnberg, Germanisches Nationalmuseum, Inv.-Nr. Hz. 3963, Heinrich Geissler: Zeichnung in Deutschland. Deutsche Zeichner 1540-1640, 2 Bde., Ausst.-Kat. Staatsgalerie Stuttgart 1979, Nr. E 17.
5 Wien, Kunsthistorisches Museum, Inv.-Nr. GG 2503, Sylvia Ferino-Pagden u.a.: Die GemÀldegalerie des Kunsthistorischen Museums in Wien: Verzeichnis der GemÀlde, Wien 1991, Taf. 370.
Details zu diesem Werk
Beschriftung
Wasserzeichen / Kettenlinien
-
ca. 24 mm (v)
Provenienz
Kunsthandel Caspari, Berlin/MĂŒnchen, -1920; Leihgabe vom "Verein von Kunstfreunden von 1870", Hamburg, 1920-1939; wegen Vereinsauflösung in das Eigentum der Hamburger Kunsthalle ĂŒbergegangen, 1939
Bibliographie
Stefes, Annemarie: NiederlĂ€ndische Zeichnungen 1450-1850. Katalog I Van Aken-Murant, hrsg. von GaĂner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.281, Nr.447
Jahresbericht der Kunsthalle zu Hamburg fĂŒr 1920, Hamburg 1921, S.8