Philips Augustijn Immenraet, (?) Jacques d' Arthois, ehemals zugeschrieben
Reisende in baumreicher, felsiger Landschaft,
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Philips Augustijn Immenraet, (?) Jacques d' Arthois, ehemals zugeschrieben

Reisende in baumreicher, felsiger Landschaft,

Philips Augustijn Immenraet, (?) Jacques d' Arthois, ehemals zugeschrieben

Reisende in baumreicher, felsiger Landschaft

Harzens Klassifizierung dieser Zeichnung als Hauptblatt des Jacques d’Arthois ist heute nicht länger aufrechtzuerhalten. Eher lassen das große Format und die schematische Modellierung des Baumschlags auf eine Funktion als Gemälde- oder Teppichkarton schließen. Stilistisch verwandt bei insgesamt doch lebendigerer Ausführung ist eine D’Arthois zugeschriebene Zeichnung aus der ehemaligen Sammlung Butôt in allerdings deutlich kleinerem Format.(Anm.1)
Martin Royalton Kisch hielt angesichts der Komposition die Zuschreibung an einen der Brüder Huysmans für möglich, die im ausgehenden 17. Jahrhundert die Tradition der Brüsseler Waldlandschaft mit den aus Italien und Frankreich kommenden klassizistischen Tendenzen verschmolzen.(Anm.2) In der Komposition finden sich tatsächlich starke Anklänge an die Gemälde des Cornelis Huysmans (1648–1727) bzw. seines Bruders Jan Baptist (1654–1716), doch können diese Bezüge durch entsprechende Zeichnungen nicht bestätigt werden.(Anm.3) Eine im RKD als Werk des Cornelis Huysmans geführte „Südliche Landschaft“ in Besançon ist beispielsweise deutlich flüssiger und kraftvoller gezeichnet als das Hamburger Blatt.(Anm.4) Näher kommt unserem Blatt in Komposition und Ausführung – insbesondere der Wiedergabe des Baumschlags durch ausgefächerte Pinselstriche – eine Landschaftszeichnung des Philips Augustijn Immenraet, der wie die Huysmans-Brüder zu dem Kreis der Pseudo-Klassizisten gezählt wird.(Anm.5) In gleicher Weise auffällig ist die Verwandtschaft zu Gemälden dieses Van Uden-Schülers,(Anm.6) dessen Autorschaft aus diesen Gründen ernsthaft in Betracht gezogen werden sollte.

Annemarie Stefes

1 Aukt.-Kat. der Sammlung F.C. Butôt, Amsterdam, Sotheby’s, 16. 11. 1993, Nr. 111, 312 x 398 mm; in Lichtverteilung und Schraffur finden sich zudem Anklänge an eine De Vadder zugeschriebene Zeichnung, Aukt.-Kat. London, Christie’s, 10. 12. 1991, Nr. 235; in der Komposition vergleichbar ist eine Lucas Achtschellinck (1626–1699) zugeschriebene Zeichnung in Antwerpen, Stedelijk Prentenkabinet, Inv.-Nr. 242, Edouard de Callatay: Etudes sur les paysagistes Bruxellois du XVIIe siècle, in: Revue Belge d'Archéologie et d'Histoire de l'Art 29, 1960, S. 155-203, Abb. 16.
2 Mündlich, 1. 10. 2008, auf Grundlage einer Digitalphotographie.
3 Vgl. eine signierte „Italianisierende Waldlandschaft“ aus dem Jahre 1690 von Jan Baptist Huysmans, Los Angeles, Norton Simon Museum, Inv.-Nr. M.1982.7.2P, oder die Cornelis Huysmans zugeschriebene „Landschaft mit Hirtinnen“, Aukt.-Kat. Stockholm, Bukowski, 23.- 24. 4. 1980, Nr. 446.
4 Besançon, Musée des Beaux-Arts, Inv.-Nr. D 157, Corpus Gernsheim 14288.
5 Aukt.-Kat. Amsterdam, Van Leeuwen 1, 1992, Nr. 111. Zu Immenraet vgl. Yvonne Thiery, Michael Kervyn de Meerendre: Les peintres flamands de paysage au XVIIe siècle. Le baroque anversois et l'école Bruxelloise, Brüssel 1987, S. 179–181.
6 Hier wäre in erster Linie die „Italianisierende Flusslandschaft“ aus dem Jahre 1671 anzuführen, Aukt.-Kat. Monaco, Sotheby’s, 5. 3. 1984, Nr. 1018, vergleichbar auch in Motiven wie den schräg in den Raum fluchtenden Nadelbäumen.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Auf dem Verso links bezeichnet: "41 / T. 6." (Rötel; um 90 Grad nach (?) gedreht); in der Mitte rechts Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328)

Wasserzeichen / Kettenlinien

Lilienwappen, vgl. Heawood 1853 (Bern 1787)
ca. 27 mm (v)

Provenienz

Wohl Peter Baron von Balk-Poleff (erste Hälfte 19. Jahrhundert) (vgl. HK, KK, A, NH Ad: 10: 17); Georg Ernst Harzen (1790–1863), Hamburg (L. 1244); HK, KK, A, NH Ad: 01: 02, fol. 88 (als „J. v. Artois“): „Eine hügelige und waldreiche Landschaft, in welcher ein Bach der mehrere Fälle bildet, einen tiefen Einschnitt macht, wo vorn auf einen freien Platze ein Hirt seine Kühe zur Tränke führt und eine vornehme Jagdgesellschaft Rast hält. eine Gruppe alter, schönbelaubter Buchen deren Fuß von Disteln und anderern großblättrigen Pflanzen umwuchert ist schmückt den Vordergrund. Großartige Composition, in einer entsprechenden Manier mit Kreide und Tusche, nebst etwas Pastellfarbe kühn und meisterlich beendigt. 25.9. 18.6 Hauptblatt. Etwas restauriert“; HK, KK, A, NH Ad: 02: 01, S. 241; Legat Harzen 1863 an die „Städtische Gallerie“ Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

Stefes, Annemarie: Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog I Van Aken-Murant, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.297, Nr.476