Philipp Otto Runge
Studien zu einem Panther,
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Philipp Otto Runge

Studien zu einem Panther,

Philipp Otto Runge

Studien zu einem Panther

Während seines Besuchs in Wolgast 1801 hatte sich Runge entschlossen, das Thema „Triumph des Amor“ als Wandschmuck erneut aufzugreifen, doch plante er diesmal die Ausführung des Wandgemäldes als friesartige Supraporte (Anm. 1). Als Gegenstück sollte dem Triumph Amors im Zimmer der „Triumph des Apoll“ über der zweiten Tür antworten: „Unter den flüchtigen Skizzen, welche dieses Bild betreffen, ist nur die zum Triumph des Apollo als Gegenstück zu bemerken: der Gott rührt die, auf einem Altar gestellte Leyer; von der linken Seite sieht man die reißenden Thiere theils in fröhlichem Uebermuth heranspringen, theils sich horchend zu seinen Füßen hinkauern, wo sich, von der rechten Seite, wie es scheint zum Opfer hergeführt, auch Schaafe hingelagert haben, eine weibliche Figur niedergesunken die Augen mit der einen Hand bedeckt, an der andern aber einen nackten Knaben hält, auf welchen eine stehende weibliche Figur folgt, über welcher ein geflügelter Knabe ihr eine Binde von den Augen rückt.“ (Anm. 2)
Das Hamburger Blatt, auf dem der Gott des Gesangs wilde und zahme Tiere, aber auch die Menschen durch seine Musik bezaubert, greift in der Komposition auf gängige Bildtraditionen zurück, insbesondere der Bezug zu Orpheus unter den Tieren ist offensichtlich, der nicht nur die Tiere mit seiner Musik besänftigte sondern auch die Götter der Unterwelt. Das ebenfalls als „flüchtige Skizze“ angelegte Hamburger Blatt weist gegenüber Daniels Beschreibung aber einige Unterschiede auf – so hält etwa die kniende Figur nicht den nackten Knaben an der Hand, der stattdessen von der stehenden Frau herangeführt wird (Anm. 3) -; will man nicht von einem Versehen Daniels ausgehen, was ungewöhnlich wäre, so scheint eine weitere Fassung existiert zu haben, die vielleicht mit einer von Daniel erwähnten Version identisch ist, für die er neben Löwen, Panthern und Tigern auch Bären nennt: „In dem Tanzsaal kommt dieses [der Triumph Amors, Anm. d. Verf.] über die eine Thür, und über die andre der Apollo, wie er die Löwen, Bären, Panther, Tiger, und was ihm sonst vor die Fäuste kommt, zähmt.“ (Anm. 4)
Traeger hatte Inv Nr. 34251 in den Herbst 1801 datiert, doch lassen die Differenz zwischen Bleistift- und Federzeichnung, die deutlich Runges Ringen um die endgültige Komposition belegen, auch an eine frühere Entstehung bereits um die Jahresmitte denken. Obwohl als Umrisszeichnung aufgefasst, hat sich Runge, wie Mildenberger bemerkte, von Tischbeins im Kontur durchlaufenden Vasenumrissen und Flaxmans Umrissstil in den an- und absetzenden Linien, die sich wiederholt auch teilweise überlagern, abgelöst (Anm. 5). Trotzdem ist besonders in der flächigen, friesartig ausgebreiteten Komposition noch Runges Orientierung am Klassizismus deutlich (Anm. 6).
In Zusammenhang mit dem Triumph Apolls ist auch Inv. Nr. 1926-132 entstanden, das Profilköpfe einen Panther und verschiedene Profile eines Pantherkopfes, die sich auch auf Inv. Nr. 34251 finden. Die beiden übereinander stehenden Köpfe entsprechen gegenseitig dem links unten kauernden Panther, während der Kopf in der Mitte mit demjenigen des springenden Panthers übereinstimmt.

Peter Prange

1 Zur Planungsgeschichte vgl. Inv. Nr. 34239.
2 HS I, S. 222.
3 Traeger 1975, S. 324 weist zudem darauf hin, dass die kniende Gestalt von Daniel als weiblich beschrieben wird, während es auf der Zeichnung eine männliche Figur sei, doch ist dies nicht zwingend.
4 Brief vom 7. September 1801 an Daniel, vgl. HS I, S. 218.
5 Mildenberger 1986, S. 45.
6 Gottdang 2004, S. 211, Anm. 565, sah insbesondere für die rechts Gruppe Bezüge zur Grabmalskunst Antonio Canovas, doch dürfte in der flächigen, friesartigen Anordnung noch das Vorbild Tischbeins nachwirken, worauf Mildenberger 1986, S. 46, zu Recht hingewiesen hat.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Rechts unten von der Hand Daniel Runges nachträglich datiert:"1800" (Feder in Schwarz; "8" und "00" nachträglich mit Feder in Grau korrigiert in "1799")

Wasserzeichen / Kettenlinien

"J C Hornig /Pro Patria"

Verso

Titel verso: Jünglingskopf im Profil nach links

Technik verso: schwarze Kreide

Provenienz

Nachlass des Künstlers; ab 1810 im Besitz des Bruders Johann Daniel Runge (1767-1856), Hamburg; nach dessen Tod am 12. 3. 1856 im Besitz der Witwe Philipp Otto Runges, Pauline Runge (1785-1881), geb. Bassenge; Philipp Otto Runge (1810-1893), Hamburg (Sohn der Vorgenannten); Bertha Runge (1850-1904), Hamburg (Tochter des Vorgenannten); Carl August Ferdinand Meissner (1843-1920), Hamburg (Ehemann der Vorgenannten ); Anna Meissner (1882-?; Tochter der beiden Vorgenannten); erworben von Kurt Wallmuth, Hamburg (Ehemann der Vorgenannten), 1926

Bibliographie

Hermann Mildenberger: Hamilton, Tischbein and Philipp Otto Runge, Oxford 1997, S. 295-303, S.297, Abb.3 auf S. 298

Hermann Mildenberger: J. H. W. Tischbein - Philipp Otto Runge - Friedrich Overbeck. Apekte des künstlerischen Austauschs, in: Jahrbuch des Schleswig-Holsteinischen Landesmuseums Schloss Gottorf 1, 1986-87, Neumünster 1988, S. 31-87, S.45, Abb., Abb.20

Jörg Traeger: Philipp Otto Runge und sein Werk. Monographie und kritischer Katalog, München 1975, S.325-326, Nr.227, Abb.

Gunnar Berefelt: Verzierungen mit Einsicht und Sinn. Notizen um Philipp Otto Runge, in: Konsthistorisk Tidskrift 41, Stockholm 1972, S. 81-94, S.92-93 (Anm. 4)

Otto Böttcher: Philipp Otto Runge. Sein Leben, Wirken und Schaffen, Hamburg 1937, S.145

Charlotte Hintze: Kopenhagen und die deutsche Malerei um 1800, München 1937, S.50 ?

Gustav Pauli: Die Kunsthalle zu Hamburg 1925/1926. Bericht über die letzten zwei Jahre der Verwaltung, Hamburg 1928, S.14