Philipp Otto Runge
Kopf des Antinous im Profil nach links (Studie nach einem Gipsabguss), 1800
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Philipp Otto Runge

Kopf des Antinous im Profil nach links (Studie nach einem Gipsabguss), 1800

Philipp Otto Runge

Kopf des Antinous im Profil nach links (Studie nach einem Gipsabguss), 1800

Bei dem Blatt handelt es sich um eine Zeichnung nach dem sogenannten „Kapitolinischen Antinous“, eines griechischen Originals des frühen 4. Jahrhunderts v. Chr., das heute als Statue des Götterboten „Hermes“ angesehen wird (Anm. 1). Das Verzeichnis der Gipse von 1799 führt eine Statue und zwei Büsten des Antinous auf (Anm. 2); die Statue Kapitolinischen Antinous ist wahrscheinlich diejenige, die Johannes Wiedewelt der Akademie verkauft hatte (Anm. 3); eine Büste des Antinous Braschi war 1789 durch Abilgaard angekauft worden (Anm. 4). Beide sind auf einem Gemälde von Hans Detlev Christian Martens sichtbar, das den Blick auf die Nordostseite des Antikensaales zeigt (Anm. 5).
Die Profilansicht des Antinous verwendete Runge im Dezember 1801 für das Bildnis seiner Geliebten und späteren Frau, Pauline Bassenge (vgl. Inv. Nr. 1918-84).
Nach demselben Gispabguss, wahrscheinlich auf der gleichen Sitzung, entstand eine ehemals Runge, jetzt Johann Gottfried Eiffe zugeschriebene Profilansicht des Antinous, die in Technik, Format und Ausschnitt Runges Blatt annähernd entspricht (Anm. 6).

Peter Prange

1 Vgl. Francis Haskell/Nicolas Penny: Taste and the Antique. The Lure of classical Sculpture 1500-1900, New Haven-London 1981, S.143-144, Abb. 74.
2 Vgl. Ny Fortegnelse over Marmor- og Gibs-Figurerne samt Receptions-Stykkerne og flere Konstsager i det kongelige Maler- Billedhugger- og Bygnings-Academie paa Charlottenborg, med hosföyet kort Forklaring over de betydeligste Poster, Kopenhagen 1799, S. 4, Nr. 8, S. 6, Nr. 39, und S. 7, Nr. 81.
3 Jan Zahle: Wiedewelt and Plaster Casts in Copenhagen, in: Johannes Wiedewelt. A Danish Artist in Search of the Past, Shaping the Future, hrsg. von Marjatta Nielsen/Annette Rathje, Kopenhagen 2010, S. 135.
4 Zahle 2010, S. 153.
5 Hans Detlev Christian Martens, Der Antikensaal in Charlottenborg nach Nordosten, 1821, Öl/Lw, 50 x 66,5 cm, Kunsthandel, vgl. Zahle 2010, S. 161, Abb. 7.
6 Johann Gottfried Eiffe, Kopf des Antinous, Kohle, 565 x 448 mm, Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett, Inv. Nr. 1938-196, Vgl. Traeger 1975, S. 490, Nr. XXXIX, Abb.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Rechts unten am Rand von der Hand Daniel Runges nachträglich bezeichnet und datiert: "Antinous 1800" (Feder in Braun); auf dem Verso unten rechts nummeriert: "18" (Bleistift)

Wasserzeichen / Kettenlinien

"J Kool"

Provenienz

Nachlass des Künstlers; ab 1810 im Besitz des Bruders Johann Daniel Runge (1767-1856), Hamburg; nach dessen Tod am 12. 3. 1856 im Besitz der Witwe Philipp Otto Runges, Pauline Runge (1785-1881), geb. Bassenge; wohl als deren Geschenk an ihren Enkel Paul Runge (1835-1899), Berlin (Sohn des Otto Sigismund Runge (1806-1839); Philipp Otto Runge (1866-1925; Sohn des Vorigen), Berlin; Hans Runge (1900-?; Sohn des Vorigen), Berlin (bis 1938); erworben 1938 von C. G. Boerner, Leipzig

Bibliographie

Andreas Stolzenburg: Runges Bildnisstudien zur Heimkehr der Söhne. Zwei wiederentdeckte Porträts der Eltern und ein unbekanntes Porträt des Bruders Jakob, in: Kosmos Runge. Das Hamburger Symposium, hrsg. von Markus Bertsch, Hubertus Gaßner und Jenns Howoldt, München 2013, S.149, Abb. 3

Kosmos Runge. Der Morgen der Romantik. Katalogteil, hrsg. von Markus Bertsch, Uwe Fleckner, Jenns Howoldt, Andreas Stolzenburg, München 2010, S.248, 383, Nr.35, Abb., Abb.S. 148

Susanne Strasser-Klotz: Runge und Ossian. Kunst, Literatur, Farbenlehre, Diss., Regensburg 1995 (http://deposit.d-nb.de/cgi-bin/dokserv?idn=975068997&dok_var=d1&dok_ext=pdf&filename=975068997.pdf), S.107 (Anhang)

Jörg Traeger: Aus Philipp Otto Runges Anfängen als Maler. Eine frühe Fassung der "Ruhe auf der Flucht". Mit Bemerkungen zu Otto Sigismund Runge, in: Zeitschrift für Kunstgeschichte 55, 1992, Nr. 4, S. 463-482, S.476

Cornelia Vagt: Gerdt Hardorff d.Ä. und sein Werk. Monographie und Katalog, Kiel, Univ., Diss. 1984, S.106

Jörg Traeger: Philipp Otto Runge und sein Werk. Monographie und kritischer Katalog, München 1975, S.29, 303, Nr.175, Abb.

Gunnar Berefelt: Philipp Otto Runge zwischen Aufbruch und Opposition 1777-1802, Stockholm Studies in History of Art, Bd. 7, Stockholm 1961, S.158, Anm. 5

Deutsche Handzeichnungen der Romantikerzeit. Deutsche Graphik des frühen XIX. Jahrhunderts. Deutsche Zeichnungen der zweiten Hälfte des XVI. Jahrhunderts, Auktion 199, 25. 5. 1938, C. G. Boerner, Leipzig 1938, S.15, Nr.132