Philipp Otto Runge
Die Lichtlilie (Studie zum Gemälde "Der große Morgen"), 1809
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Philipp Otto Runge

Die Lichtlilie (Studie zum Gemälde "Der große Morgen"), 1809

Philipp Otto Runge

Die Lichtlilie (Studie zum Gemälde "Der große Morgen"), 1809

Das sorgfältig ausgearbeitete Blatt gehört sicher zu jenen Zeichnungen zu beiden Versionen des „Morgens“, die Daniel als „genaue Federumrisse“ aufführt (Anm. 1). Die Form der Lilie mit den drei Zweiergruppen sitzender Kinder entspricht bis auf kleinere Änderungen bei der linken Gruppe – dort legt der innere Genius nicht seinen Arm um den äußeren – der Gruppierung auf dem „Kleinen Morgen“ (Anm. 2), während an die Stelle der drei Cherubsköpfe darüber wieder die ganzfigurige Dreiergruppe der sich umarmenden Kinder getreten ist. Es war der ausdrückliche Wunsch Daniels, „solche in dem großen Bilde, nur in breiterer Ausladung, wieder aufzunehmen.“ (Anm. 3) Gegenüber den Entwürfen zum „Kleinen Morgen“ – etwa Inv. Nr. 34186 – ist die Gruppe nicht mehr eng umschlungen sondern auf einem pyramidalen Grundriss eher locker zusammengefügt. In den Konstruktionslinien zeichnet Runge den Grundriss der Pyramide nach, deren Ecken jeweils der linke Fuß jedes Kindes bezeichnet. Runge deutet damit an, wie wichtig die tiefenräumliche Entfaltung der Gruppe bereits im Entwurf ist; sie sollte im ausgeführten Gemälde neben der Beleuchtung eine besondere Rolle spielen.
Beide Wirkungen vereinigt ein Entwurf in Köln (Anm. 4), den Daniel von den fünf Beleuchtungsstudien (vgl. Inv. Nr. 34195) an erster Stelle genannt hat: „Die ganze Lilie mit den Figuren auf und über derselben.“ (Anm. 5) Das Blatt in Köln ist geringfügig kleiner als das Hamburger, doch entsprechen sich die Abmessungen der Figuren im Verhältnis von 1:1.

Peter Prange

1 Vgl. HS I, S. 236.
2 Der kleine Morgen, ÖL/Lw, 109 x 85,5 cm, Hamburger Kunsthalle, Inv. Nr. 1016, vgl. Traeger 1975, S. 433, Nr. 414, Abb.
3 Vgl. HS I, S. 235.
4 Die Lichtlilie, Rötel, schwarze und weiße Kreide auf bräunlichem Papier, 570 x 410 mm, Köln, Wallraf-Richartz-Museum, Inv. Nr. 1937/9, vgl. Traeger 1975, S. 464, Nr. 491, Abb.
5 Vgl. HS I, S. 236.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Verso unten links von der Hand Daniel Runges nachträglich bezeichnet und datiert: "Original von Philipp Otto Runge 1809" (Feder in Grau); rechts unten nummeriert: "12" (Bleistift)

Provenienz

Nachlass des Künstlers; ab 1810 im Besitz der Witwe Pauline Runge (1785-1881), geb. Bassenge; Geschenk an den Kunstverein in Hamburg, 30. 4. 1856; Geschenk des Kunstvereins in Hamburg an das Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, 1891

Bibliographie

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Waetzold, Stephan: Philipp Otto Runges "Vier Zeiten", Hamburg, Univ., Diss. 1951, S.150, 154

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Gustav Barthel: Geschichte der deutschen Kunst, Stuttgart 1949, Abb.13 auf S. 141

Meisterwerke der deutschen Romantik. Sonderausstellung der Freunde der Kunsthalle e. V., Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1935, Nr.19

Meisterwerke der Romantik, Ausst.-Kat. Kunsthalle Hamburg 2. November- 31. Dezember, Hamburg 1935, Nr.19

Gustav Pauli: Ausstellung von Hamburgischen Zeichnungen der guten alten Zeit, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1922, S.11, Nr.37, Abb.2

Gustav Pauli: Philipp Otto Runges Zeichnungen und Scherenschnitte in der Kunsthalle zu Hamburg, Berlin 1916, S.37, Nr.81, Abb.Taf. 27

Jahresbericht der Kunsthalle zu Hamburg für 1892, Hamburg 1893, S.48

Philipp Otto Runge: Hinterlassene Schriften, hrsg. von Daniel Runge, Bd. 1, Hamburg 1840 (Reprint: Göttingen 1965), S.236