Paul Klee
Grotesken aus d. Cirkus V, 1925
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Paul Klee

Grotesken aus d. Cirkus V, 1925

Paul Klee

Grotesken aus d. Cirkus V, 1925

Im Jahr der Übersiedlung des Bauhauses von Weimar nach Dessau entstand das auf den 3. Dezember datierte Blatt „Grotesken aus d. Circus V“. Die drei Artisten scheinen wie aus Stacheldraht modelliert zu sein Links vorn ein kleinwüchsiger Clown mit hohem, federgeschmückten Zylinder auf dem Kopf, seine Hände gestikulieren wild, seine Beine sind in schneller Bewegung, rechts neben ihm ein zweiter, diesmal sehr großer, dünner Komödiant mit verschränkten Unterschenkeln und einem hoch aufsteigendem eckigen Ballon am rechten Daumen. Über den beiden eine leichtgewichtige Drahtseilartistin mit einer pflanzlich anmutenden Ausgleichsstange zum Balancieren, jedoch ohne das notwendige Seil, so dass die angedeutete Räumlichkeit von oben und unten sowie vorn und hinten, innerhalb der die drei Figuren agieren, schlagartig relativiert wird. Die Artisten strahlen eine unglaubliche Leichtigkeit aus, die jedoch durch die dominanten, suchenden und kurzen Striche der Zeichnung konterkariert wird.

Andreas Stolzenburg

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Oben Mitte signiert: "Klee" (Feder in Schwarz); unten Mitte datiert: "25312" (Bleistift); Karton versehen mit Randleisten oben und unten (Feder in Schwarz); Karton unten Mitte bezeichnet: "1925 n. 8. GRotesken aus d. Circus V" (Feder in Schwarz; unterstrichen)

Provenienz

Paul Klee (1879 - 1940), Bern, 1923 - 1940 (1); Vererbt an Lily Klee (München 10.10.1876 - 22.9.1946 Bern), Bern, 1940 - längstens 22.9.1946 (2); Ankauf von dort durch Werner Allenbach (#### - ####), Bern, frühestens 1940/spätestens 1946 - 1952 (3); Ankauf von dort durch Galerie Rosengart, Luzern, 1952 - 1953 (4); Frederick C. Schang, South Norwalk / New York, 1953 - vermutl. 1970er Jahre (5); Ankauf von dort durch Jeanny (8.7.1917- 24.9.2001) und Walter Bick (19.5.1917 -17.10. 2011), Richmond Hill (Kanada), 1970er Jahre - ? (6); Ankauf von dort Kunsthandel Wolfgang Werner KG, Bremen/Berlin, ? - 2004 (7); Ankauf von dort durch die Stiftung Hamburger Kunstsammlungen, 2004 (8); seitdem Dauerleihgabe an die Hamburger Kunsthalle

1) Laut freundlicher Auskunft von Eva Wiederkehr Sladeczek, Leiterin Archiv und Dokumentation, des Zentrums Paul Klee, Bern, an Ute Haug via E-Mail am 27.4.2020.

2) Laut freundlicher Auskunft von Eva Wiederkehr Sladeczek, Leiterin Archiv und Dokumentation, des Zentrums Paul Klee, Bern, an Ute Haug via E-Mail am 27.4.2020.
Karoline Stumpf, genannt Lily, war die Tochter des Medizinalrats und Arztes Ludwig Stumpf (1846–1923) und dessen Frau Annemarie, geborene Pohle. Lily bildete sich zur Pianistin aus und lernte 1899 bei einer Musikveranstaltung den Geiger und Maler Paul Klee kennen. Beide verlobten sich 1901 und heirateten im September 1906 in Bern. Sie liesen sich in München nieder. Am 30.11.1907 kam ihr Kind, das einzige gemeinsame, Felix, zur Welt. Lily Klee verdiente mit ihrem Musikunterricht den Familienunterhalt. Auch in der Anfangszeit in Weimar, als Paul Klee am Bauhaus angestellt war, verdiente sie den Hauptanteil des Familieneinkommens. Erst nach Klees gesicherten Anstellung am Bauhaus ab 1921 lag diese Last nicht mehr ausschließlich auf ihren Schultern. 1933 war es hauptsächlich Lily, die sich um die Auswanderung der Familie in die Schweiz kümmerte und sie kümmerte sich auch nach dem Tod Paul Klees um den Nachlass ihres Mannes, in dem sie eine ehrenamtliche Kommission bildete, die einer drohenden Beschagnahmung durch die Alliierten zuvorkam. Felix Klee, der während des Krieges in sowjetische Kriegsgefangenschaft geriet, kehrte 1946 in die Schweiz zurück. Kurz darauf erlitt Lily Klee eine Schlaganfall und starb am 22.9.1946.

3) Laut freundlicher Auskunft von Eva Wiederkehr Sladeczek, Leiterin Archiv und Dokumentation, des Zentrums Paul Klee, Bern, an Ute Haug via E-Mail am 27.4.2020. Sie rekuriert auf die mündl. Auskunft von Angela Rosengart an die Paul Klee-Stiftung, Bern im Juni 1999. Die Galerie Rosengart habe das Werk direkt von Werner Allenbach - früher als Privatsammlung, Bern bezeichnet - erworben.
Zu W. Allenbach vgl. auch Anm. 1 von „Kunstvoller Hirschgarten“, 1923, 226.

4) Laut freundlicher Auskunft von Eva Wiederkehr Sladeczek, Leiterin Archiv und Dokumentation, des Zentrums Paul Klee, Bern, an Ute Haug via E-Mail am 27.4.2020, die auf die mündl. Auskunft von Angela Rosengart an die Paul Klee-Stiftung, Bern (Juni 1999) verweist. Siehe auch Paul Klee. Catalogue raisonné, hrsg. von der Paul-Klee-Stiftung, Kunstmuseum Bern, Bd. 4 (1923-1926), 9 Bde, Bern 2000, S. 301, Nr. 3728. Hier ohne Beleg.

5) Paul Klee. Catalogue raisonné, hrsg. von der Paul-Klee-Stiftung, Kunstmuseum Bern, Bd. 4 (1923-1926), 9 Bde, Bern 2000, S. 301, Nr. 3728. Ohne Beleg.
6) Paul Klee. Catalogue raisonné, hrsg. von der Paul-Klee-Stiftung, Kunstmuseum Bern, Bd. 4 (1923-1926), 9 Bde, Bern 2000, S. 301, Nr. 3728. Ohne Beleg. Der direkte Ankauf der kanadsichen Privatsammlung bei Schang bestätigte Wolfgang Werner vom Kunsthandelt Wolfgang WErner KG, Bremen/Berlin, am 27.4.2020 freundlicherweise in einer E-Mail an Ute Haug. Ein genaues Datum des Ankaufs ist nicht mehr bekannt.
Walter Bick, kam mit seinem Bruder Thomas und seinen Eltern 1939 aus Amsterdam nach Kanada. Zuvor hatte die Familie sich eine Farm gekauft.

7) Eintrag im Inventarbuch Kupferstichkabinett 1997 - 2009, S. 263f. Der direkte Ankauf bei dem kanadischen Privatsammler bestätigte Wolfgang Werner vom Kunsthandelt Wolfgang WErner KG, Bremen/Berlin, am 27.4.2020 freundlicherweise in einer E-Mail an Ute Haug.
8) Eintrag im Inventarbuch Kupferstichkabinett 1997 - 2009, S. 263f.

- Galerie Rosengart, Luzern (1952 - 1953) (erworben von Werner Allenbach, Bern) [2]
- Frederick C. Schang, South Norwalk/New York (ab 1953) (erworben von der Galerie Rosengart, Luzern) [3]
- Walter und Jeanny Bick, Richmond Hill [4]
- Kunsthandel Wolfgang Werner, Bremen/Berlin (spätestens ab 1997 - 2004) (erworben von Walter und Jeanny Bick) [5]

- Galerie Rosengart, Luzern (1952 - 1953) (erworben von Werner Allenbach, Bern) [2]
[2]
[3] Slg. Liste 59 (vermutlich ein Hinweis auf den Ausst.kat. New York 1959)

[4] Standortangabe auf Dokukarte (Archiv ZPK); Fotoalbum 26 von Felix Klee, S. 2 (Archiv ZPK)

[5] Auskunft Kunsthalle Hamburg, 27.4.2020; spätestens ab 1997: vgl. Ausst.kat Berlin/Bremen 1997/1998



Ein herzlicher Dank für die Aufklärung dieser Provenienz geht an Wolfgang Werner vom Kunsthandel Wolfgang Werner KG, Bremen/Berlin, und an Eva Wiederkehr vom Paul Klee Zentrum in Bern.

Kein Befund in lostart.de (21.4.2020, Ute Haug).

Stand: 21., 24., 27., 28.4.2020, Ute Haug.
Status: geklärt, bedenklich.

Haben Sie Fragen, Kritik, Anregungen? Bitte richten Sie eine Nachricht an Dr. Ute Haug unter ute.haug@hamburger-kunsthalle.de.
Do you have questions, criticism, suggestions? Please send a message to Dr. Ute Haug at ute.haug@hamburger-kunsthalle.de.

Bibliographie

150 Jahre Hamburger Kunsthalle. Die Ankäufe der Stiftung Hamburger Kunstsammlungen, hrsg. von Stiftung Hamburger Kunstsammlungen, 2019, S.190-191, Abb.

Paul Klee. Catalogue raisonné, hrsg. von der Paul-Klee-Stiftung, Kunstmuseum Bern, Bd. 4 (1923-1926), 9 Bde, Bern 2000, Nr.3729