Paul de Vos, zugeschrieben Frans Snijders, ehemals zugeschrieben
Das Innere eines Speiseschrankes mit Töpfen und Schüsseln,
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Paul de Vos, zugeschrieben Frans Snijders, ehemals zugeschrieben

Das Innere eines Speiseschrankes mit Töpfen und Schüsseln,

Paul de Vos, zugeschrieben Frans Snijders, ehemals zugeschrieben

Das Innere eines Speiseschrankes mit Töpfen und Schüsseln

Das Innere eines Speiseschrankes ist ein eher seltenes Motiv der Stilllebenmalerei, auch wenn es sich bis in die Antike zurückverfolgen lässt.(Anm.1)
Wohl aufgrund der alten Beischrift galt die Zeichnung noch 1972 als eigenhändige Arbeit des Frans Snijders.(Anm.2) Die zahlreichen für Snijders gesicherten Arbeiten sind jedoch weniger, um mit Harzen zu sprechen, „leicht und geistvoll“ auf das Blatt geworfen. Deshalb zog Carlos van Hasselt für das Hamburger Blatt und zwei in Motiv und Manier eng verwandte Skizzen in Paris die Autorschaft von Snijders’ Schwager und mutmaßlichem Schüler Paul de Vos in Betracht; Robels (1989) folgte diesem Vorschlag.(Anm.3) Ein in Amsterdam verwahrtes Studienbuch des Künstlers, das neben Kopien nach Snijders-Gemälden auch ähnlich flott in Graphit und Feder gearbeitete Studien enthält, gibt eine gute Vorstellung von seiner ausdrucksstarken Manier.(Anm.4) Für das noch energischer gearbeitete Hamburger Blatt erscheint eine Funktion als Gemäldemodello denkbar. Angesichts der untersichtigen Perspektive könnte es zur Vorbereitung eines „Bovendeurstuks“ angefertigt worden sein, eines über einer Tür angebrachten dekorativen Gemäldes.(Anm.5)
Auch für die Verso-Skizze finden sich Parallelen zu einzelnen Motiven des Amsterdamer Studienbuches, etwa dem einen Gemüsekorb herbeitragenden Knecht auf fol. 9r. Allerdings handelt es sich auf unserer Verso-Skizze um die Darstellung eines zweckfrei posierenden männlichen Aktmodells. Die damit verbundene akademische Ausrichtung würde man nicht unbedingt mit einem Künstler wie Paul de Vos assoziieren. Aufgrund der stilistischen Zusammenhänge ist die Zuschreibung an De Vos jedoch wohl über jeden Zweifel erhaben. So belegt unser Blatt nicht zuletzt die gründliche Auseinandersetzung mit der menschlichen Figur, die der Darstellung der Knechte, Mägde und Händler auf den Gemälden des Künstlers offensichtlich zugrunde lag.

Annemarie Stefes

1 Vgl. Sybille Ebert-Schifferer: Die Geschichte des Stillebens, München 1998, Abb. 6 und 7. Ikonographische Berührungspunkte gab es zu der im mittleren 16. Jahrhundert beliebten Darstellung geöffneter Schränke in Trompe-l’œil-Manier, die jedoch in der Regel mit Gebrauchsgegenständen gefüllt waren; zu dieser Gattung vgl. Ingvar Bergström: Dutch Still-Life Painting in the Seventeenth Century, London 1956, S. 17 und Abb. 14.
2 In einem Brief von Hella Robels, Archiv des Kupferstichkabinetts der Hamburger Kunsthalle.
3 Flemish Drawings of the Seventeenth Century from the Collection of Frits Lugt, Ausst.-Kat. London/Paris/Bern/Brüssel, Gent 1972; zu Paul de Vos vgl. auch Hella Robels: Frans Snyders. Stilleben- und Tiermaler 1579-1657, München 1989, S. 41, 44, 67–70 und 159. Eine ehemals in Bremen verwahrte Zeichnung ist dieser Gruppe wohl anzuschließen, Kunsthalle Bremen, Kupferstichkabinett (Kriegsverlust), Inv.-Nr. 72 (194 x 158 mm), Dokumentation der durch Auslagerung im 2. Weltkrieg vermißten Kunstwerke der Kunsthalle Bremen, hrsg. von Der Kunstverein in Bremen, Bremen 1991, Nr. 1477.
4 Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Inv.-Nr. RP-T-1905-165, vgl. die unlavierten Skizzen auf fol. 1v, fol. 2r, fol. 2v und fol. 4v.
5 Vgl. John Loughman: The Market for Netherlandish Still Lifes, 1600-1720, in: Still-Life Paintings from the Netherlands 1550-1720, Ausst.-Kat. Amsterdam u.a. 1999, S. 87-102, S. 96 mit Bezug auf ein Nischengemälde des Frans Snijders.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Bezeichnung unten rechts von der Mitte: "Snijders" (Feder in Braun, beschnitten); verso oben links alte Inventarnummer: "26655" (Bleistift); unten rechts von der Mitte Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328)

Wasserzeichen / Kettenlinien

unterer Teil eines Wasserzeichens (Kreuzstab über Buchstaben WR; Kreuz ausgefüllt)
24-25 mm (v)

Verso

Titel verso: Zwei Studien eines männlichen Aktmodells

Technik verso: Graphit

Provenienz

Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244) (NH Ad:01:02, fol. 63: "Frans Snyders Ein Speiseschrank mit Borten wo Lebensmittel und Geschirre aller Art aufgehoben sind und ein todter Hase am Nagel hängt. Bez. Snyders. Leicht und geistvoll in Feder und Seppia entworfen 6.3.6.0"; NH Ad: 02: 01, S. 270); Legat Harzen 1863 an die „Städtische Gallerie“ Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

Stefes, Annemarie: Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog II van Musscher - Zegelaar, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.593, Nr.1134

Hella Robels: Frans Snyders. Stilleben- und Tiermaler 1579-1657, München 1989, S.500, bei Nr. AZ 24, Nr.AZ 23

Flemish Drawings of the Seventeenth Century from the Collection of Frits Lugt, Ausst.-Kat. London/Paris/Bern/Brüssel, Gent 1972, S.126, bei Nr. 94