Nikolaus Kremer, ehemals zugeschrieben
Nikolaus Kremer, ehemals zugeschrieben
Das als Christoph Amberger inventarisierte Bildnis eines bärtigen Mannes zählte bisher zu einer Gruppe von fünf Zeichnungen (vgl. Inv.-Nrn. 22883a-e), die später von Rott Nikolaus Kremer zugeschrieben wurden. Das vorliegende Blatt ist auf Grund seiner überlegenen Qualität Kremer allerdings nur unter Vorbehalt gegeben worden. Das Bildnis, das mit einer eingeritzten Quadrierung versehen ist, die vermutlich ein Gemälde vorbereiten sollte, unterscheidet sich von den fünf anderen Bildnissen Kremers. Mit seiner insgesamt feineren Ausführung und konzentrierteren Portraitauffassung fällt es aus dem Werk Kremers heraus. Deshalb hat Musper 1938 mit wenig überzeugenden Argumenten versucht, es als ein Selbstbildnis von Hans Baldung Grien, dem Lehrer Kremers, anzusehen. Zuvor hatte bereits Rott die Nähe zu Baldung betont, der in dem Blatt eine Kopie Kremers nach einem Original von Baldung vermutete. Auf Grund der Nähe zu zwei Bildnissen in Paris (Anm1), die dort als Arbeiten Aldegrevers bezeichnet sind, hat zuletzt Plaßmann das Bildnis Aldegrever zugewiesen. Diese Vermutung kann allerdings wenig überzeugen, da die beiden Bildnisse in Paris qualitativ schlechter sind.
Peter Prange
1 Paris, Louvre, Cabinet des dessins, Inv.-Nrn. 18.723 A1 und 18.722 A2, vgl. Plaßmann 1994, S. 152–155, Nrn. 66 und 67, Abb.
Details zu diesem Werk
Beschriftung
Wasserzeichen / Kettenlinien
Hohe Krone mit zweikonturigem Bügel mit Perlen, darüber Stern über zweikonturigem Kreuz, unten mit Beizeichen, Briquet 5030 (z.B. Hallstadt und Augsburg 1536), ähnlich auch Piccard Bd. I, Abt. IX, Nr. 46 (oberrheinisch-vogesisch)
ca. 27 mm
Provenienz
Erworben 1854 in London von Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244), NH Ad: 01: 04, fol. 140: "Im Styl des Baldung Gr. Lebensgroßes Bildnis in dreiviertel Ansicht eines Mannes mit Bart, schlicht herabgekämmten kurzem Haar und Barett. In Kreide, zart und gefüllt. 10.510.3. ausgeschnitten"; und Ad: 02: 04, S. 234 (als N. Kilian); Legat Harzen 1863 an die „Städtische Gallerie“ Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle
Bibliographie
Peter Prange: Deutsche Zeichnungen 1450-1800. Katalog, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 1, Köln u.a. 2007, S.226, Nr.545, Abb.Farbtafel S. 55
Othmar Plaßmann: Die Zeichnungen des Hans Aldegrever, Marburg 1994, S.157-160, Nr.69, Abb.149
Die Renaissance im deutschen Südwesten zwischen Reformation und Dreissigjährigem Krieg, Bd. 1, Ausst.-Kat. Heidelberger Schloß, Karlsruhe 1986, S.303, 320-321, Nr.E 7, Abb.
Heinrich Geissler: Zur Zeichenkunst von Hans Asper, in: Zeitschrift für Schweizer Archäologie und Kunstgeschichte 42, 1985, , S.148, Anm. 15
Köpfe der Lutherzeit, hrsg. von Werner Hofmann, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle, München 1983., S.210, Nr.91, Abb.211
Gert von der Osten: Hans Baldung Grien. Gemälde und Dokumente, Berlin 1983, S.299, Abb.S. 321
Marianne Bernhard: Hans Baldung Grien. Handzeichnungen Druckgraphik, München 1978, Abb.284
Hans Baldung Grien, Ausst.-Kat. Karlsruhe, Staatliche Kunsthalle, Karlsruhe 1959, S.124-125, Nr.300
Carl Koch: Die Zeichnungen Hans Baldung Griens, Berlin 1941, S.203-204, Nr.A 30, Abb.Taf. A 30
Hans Möhle: Rezension Carl Koch: Die Zeichnungen Hans Baldung Griens, Berlin 1941, in: Zeitschrift für Kunstgeschichte 10, 1941, S. 214-221, S.220
Otto Fischer: Hans Baldung Grien, München 1939, S.58, Abb.64
Hans Rott: Quellen und Forschungen zur südwestdeutschen und schweizerischen Kunstgeschichte im XV. und XVI. Jahrhundert. III. Der Oberrhein, Stuttgart 1938, S.99, Abb.49
Musper Theodor, Ein spätes Selbstbildnis von Hans Baldung Grien, München 1938; 22, S.288-290, Abb.288
Loius Demonts: Musée du Louvre. Inventaire Général des dessins des Écoles du nord. Écoles allemande et suisse, Bd. 1, Paris 1937, S.51, Nr.bei Nr. 247
Friedrich Thöne: Tobias Stimmer. Handzeichnungen mit einem Überblick über sein Leben und sein gesamtes Schaffen, Freiburg i. B. 1936, S.80, Anm. 403
N. N.: Artikel "Nikolaus Kremer", in: Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler, hrsg. von Ulrich Thieme, Felix Becker, Bd. 21, 1927,, S.494