Meister der Ashmolean Predella, zugeschrieben
Verkündigungsszene aus einem Antiphonar, um 1397
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Meister der Ashmolean Predella, zugeschrieben

Verkündigungsszene aus einem Antiphonar, um 1397

Meister der Ashmolean Predella, zugeschrieben

Verkündigungsszene aus einem Antiphonar, um 1397

Das aus einem Antiphonar stammende fragmentarische Blatt zeigt im linken unteren Bereich in einer reich ornamentierten filigranen Initiale die auf vier Rauten verteilte Szene der Verkündigung.(Anm. 1) Oben erkennt man Gottvater mit Segensgestus, darunter links den Verkündigungsengel, in der Mitte die Taube des Heiligen Geistes und rechts Maria, die ein Buch hält und den Engel anblickt. Darunter befindet sich ein König, der voraus weisend auf das Verkündigungsgeschehen deutet. Zwölf Bildnismedaillons mit Prophetendarstellungen bilden den Rahmen des Blattes. Die von den Propheten gehaltenen Bücher oder Schriftbänder können auf die Geburt Christi bezogen werden.(Anm. 2)
Das Blatt weist hinsichtlich der Dekorationselemente wie auch im Figurenstil eindeutige Beziehungen zur Miniaturenkunst in der Florentiner Domkirche auf. Die Biblioteca Laurenziana in Florenz bewahrt insgesamt 19 großformatige Chorbücher, die zwischen 1382 und 1399 im Skriptorium der Domkirche für den eigenen Gebrauch hergestellt wurden.(Anm. 3) Aus einzelnen dieser Choralbücher wurden ganze Seiten herausgeschnitten, die sich in verschiedenen Sammlungen nachweisen lassen. Das Ham­burger Blatt stammt mit großer Wahrscheinlichkeit aus dem 12. Choralbuch (Corale 12), einem Antiphonar für die Zeit von der Passion bis zur Verkündigung. Denn in diesem Band fehlt bezeichnenderweise die Seite für das Verkündigungsfest. Eine weitere Stütze für die Herkunft des Hamburger Blattes aus diesem Band ist in den nahezu gleichen Maßen der Blätter zu sehen (680 x 470 mm in Florenz zu 680 x 465 mm in Hamburg). Das auf Folio 23 v des Florentiner Buches enthaltene Datum 1397 kann als Datierungshilfe für das Hamburger Blatt herangezogen werden.
Der Stil der Miniaturen des Antiphonars stimmt zeitlich gut mit diesem Datum überein. Der Miniator ist wohl mit dem Meister der Corale 11 der Laurenziana gleichzusetzen. Diesen haben Boskovits und Schreibender mit dem Meister der Ashmolean Predella, einem anonymen Nachfolger des Andrea di Cione, genannt Orcagna, identifiziert.(Anm. 4)

David Klemm

1 Die folgenden Angaben beruhen weitgehend auf den Forschungen von Ines Dickmann und Hans-Walter Storck. Vgl. Blicke in verborgene Schatzkammern. Mittelalterliche Handschriften und Miniaturen aus Hamburger Sammlungen, bearb. v. Ines Dickmann, Hans-Walter Stork, Ausst.-Kat. Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Hamburg 1998, S. 70–71. Die Initiale wird von Dickmann/Storck wohl nicht zuletzt aufgrund der Textvorgabe des Antiphonars als D-Initale gedeutet, doch spricht der optische Befund mehr für ein O-Initial.
2 Links neben der Initiale befindet sich z. B. der Prophet Isaias mit dem Zitat: „Ecce virgo concipiet et pariet filium“ – „Seht, die Jungfrau wird empfangen und ein Kind gebären“ (Isaias 7,14). Vgl. Blicke in verborgene Schatzkammern. Mittelalterliche Handschriften und Miniaturen aus Hamburger Sammlungen, bearb. v. Ines Dickmann, Hans-Walter Stork, Ausst.-Kat. Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Hamburg 1998, S. 70.
3 Vgl. Mirella Levi d’Ancona: The reconstructed “Diurno Domenicale” from Santa Maria degli Angeli in Florence, Florenz 1993.
4 Blicke in verborgene Schatzkammern. Mittelalterliche Handschriften und Miniaturen aus Hamburger Sammlungen, bearb. v. Ines Dickmann, Hans-Walter Stork, Ausst.-Kat. Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Hamburg 1998, S. 70.

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Bibliographie

David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Köln u. a. 2009, S.233, Nr.322

Blicke in verborgene Schatzkammern. Mittelalterliche Handschriften und Miniaturen aus Hamburger Sammlungen, Ausst.-Kat. Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg 1998, S.70-71, Nr.29