Matteo Ingoli, zugeschrieben
Krönung Mariens,
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Matteo Ingoli, zugeschrieben

Krönung Mariens,

Matteo Ingoli, zugeschrieben

Krönung Mariens

Die Zeichnung mit einer spiralförmig aufgebauten Marienkrönung weist unverkennbar nach Oberitalien. Vor allem im venezianischen Kunstkreis finden sich ähnlich angeordnete Kompositionen, auf denen zahlreiche Heilige an der göttlichen Auszeichnung Mariens teilnehmen. Harzen dachte zunächst an Jacopo, später an Domenico Tintoretto, auf den auch die Bezeichnung auf der schlichten Rahmung verweist. Per Kartonnotiz wurde Jacopo Palma, genannt Palma il Giovane, zur Diskussion gestellt. Seinem Zeichenstil lassen sich die lockere Art der Lavierung und die lebendige Konturierung der Figuren besser zuordnen.(Anm.1) Hugo Chapman hält denn auch einen Künstler in dessen Umfeld als Urheber für denkbar.(Anm.2) Bert W. Meijer schrieb die Zeichnung Matteo Ingoli, einem Zeitgenossen Palmas, zu. Ein wichtiger Vergleichspunkt ist ein Blatt in Paris mit einer „Marienkrönung“, das Ingoli offensichtlich sicher zugeschrieben werden kann.(Anm.3) Dort finden sich eine ähnliche Lavierung und auch ein vergleichbares Licht-Schatten-Spiel. Charakteristisch für Ingoli scheinen auffallend platte Nasen zu sein, die sich auf beiden Blättern finden. Allerdings ist das Pariser Blatt insgesamt in der Figurenbehandlung kompakter. Der splittrige Faltenwurf der Hamburger Figuren findet sich ähnlich auf einer Ingoli zugeschriebenen „Kreuzabnahme“ im Louvre.(Anm.4)
Die Funktion der Zeichnung ist unklar, doch dürfte sie – zumal im venezianischen Kontext des 17. Jahrhunderts – eher in Zusammenhang mit einem Gemälde als mit einem Fresko stehen. Ikonographisch interessant ist, dass trotz der skizzenhaften Zeichenweise zahlreiche Heilige anhand der Attribute erkennbar sind. Die Darstellung von Johannes dem Täufer und Johannes dem Evangelisten in unmittelbarer Nähe der Krönungsszene könnte auf einen Auftraggeber gleichen Namens hindeuten.
Der aus Ravenna stammende Matteo Ingoli ist als Maler wenig herausragend.(Anm.5) Er ging in jungen Jahren nach Venedig, wo er zunächst von der Kunst Veroneses beeindruckt wurde. Später stand er unter dem Einfluss Palma Giovanes, mit dem er wohl auch persönlichen Kontakt hatte. Mehrere Gemälde sind für ihn nachweisbar. Das dagegen bislang schmale zeichnerische Werk wurde erstmals von Bert W. Meijer eingehender erforscht.

David Klemm

1 Anonymer Hinweis. Ein weiterer anonymer Hinweis lenkte den Blick mit Vorsicht auf Genua, doch scheint der venezianische Kontext unverkennbar.
2 Mitteilung auf der Grundlage einer Digitalphotographie, 18. 1. 2008.
3 Paris, Musée du Louvre, Département des Arts Graphiques, Inv.-Nr. 8330.
4 „Kreuzabnahme“. Paris, Musée du Louvre, Département des Arts Graphiques, Inv.-Nr. 8379.
5 Zu Ingoli vgl. La Pittura in Italia. Il Seicento, 2 Bde., Mailand 1989, II, S. 776.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten links auf dem Karton bezeichnet: "Dom. Tintoretto fec 14.9 . 10.0" (Bleistift); auf dem Verso unten in der Mitte Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328)

Provenienz

Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244); NH Ad : 02 : 01, S. 221 (als Jacopo Tintoretto); Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244); NH Ad : 01 : 03, fol. 110 (als Domenico Tintoretto): "Die Krönung der Maria umgeben von einem Kranz von Heiligen Feder Seppia. 14.9. 10.0"; Legat Harzen 1863 an die "Städtische Gallerie" Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Köln u. a. 2009, S.209, Nr.283

Bert W. Meijer: Disegni di Matteo Ingoli, in: Prospettiva April 1989-Oktober 1990, Nr. 57-60, S. 163-166, S.163-166