Marco Ricci, Zeichner, Umkreis
Siedlung auf der Terra Ferma,
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Marco Ricci, Zeichner, Umkreis

Siedlung auf der Terra Ferma,

Marco Ricci, Zeichner, Umkreis

Siedlung auf der Terra Ferma

Die Zeichnung mit der Ansicht einer kleinen Siedlung auf der Terra Ferma gibt eine Komposition Marco Riccis wieder. Hierfür spricht nicht nur eine allgemeine Ähnlichkeit mit zahlreichen Entwürfen des Künstlers, sondern auch eine Ricci zugeschriebene Gouache, die 1983 im Kunsthandel angeboten wurde.(Anm.1) Diese gleicht der Hamburger Landschaft bis in Details, wobei die gesamte Wiedergabe seitenverkehrt ist. Zu vermerken sind lediglich kleine Unterschiede: So befindet sich auf dem Gemälde ein Stab an dem Kasten im Vordergrund, und auf der Hamburger Zeichnung sind die Anordnung der Äste wie auch das Laub leicht verändert.
Zeichentechnisch erinnert das Hamburger Blatt nur entfernt an Zeichnungen Riccis, da die sehr detaillierte, geradezu penible Strichführung für ihn untypisch ist. Gut vorstellbar ist, dass Riccis Gouache mit dieser zeichnerischen Umsetzung von einem Reproduktionsstecher für einen Druck vorbereitet wurde.
Aufgrund der Beliebtheit der Kompositionen Marco Riccis haben im 18. Jahrhundert mehrere Graphiker nach seinen Vorlagen gearbeitet. Hervorzuheben wäre Davide Antonio Fossati (1708– 1779), der in den frühen 1740er Jahren mehrere Architektur-Capricci nach Ricci radierte.(Anm.2) Auch Giuliano Giampiccoli (1703–1759) hat eine der Hamburger Zeichnung sehr ähnliche Vorlage Riccis in eine Radierung umgesetzt.(Anm.3) Denkbar ist aber auch, dass das Blatt eine sehr exakte Kopie einer bislang nicht nachweisbaren Druckgraphik darstellt. Hierauf deutet die Darstellung des Himmels mittels zahlreicher Parallelstriche hin, wie sie auf den Druckgraphiken von Giampiccoli und Ricci häufig zu finden ist..(Anm.4)

David Klemm

1 Aukt.-Kat. Monte Carlo, Sotheby’s, Tableaux Ançiens et du Début du XIXe Siècle, 26. 6. 1983, Nr. 434.
2 Annalisa Scarpa Sonino: Marco Ricci, Mailand 1991, Abb. 251–252.
3 Marco Ricci e gli incisori bellunesi del ‘700 e ‘800, Ausst.-Kat. Auditorium di Belluno, Venedig 1968, S. 21, Nr. 39, mit Abb.
4 Vgl. Marco Ricci e gli incisori bellunesi del ‘700 e ‘800, Ausst.-Kat. Auditorium di Belluno, Venedig 1968.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten rechts bezeichnet: "-l" (Bleistift); auf dem Karton unten links bezeichnet: "Marco Ricci fec." (Bleistift); in der Mitte Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328)

Wasserzeichen / Kettenlinien

WZ: Gekreuzte Schlüssel, darüber Baldachin, darunter Buchstaben „PM“ in Wappenschild; Motiv offenbar sehr selten; Heawood 2829 motivisch vergleichbar.

Provenienz

Wahrscheinlich zwischen 1869 und 1886 durch Schenkung oder Erwerbung aus unbekannter Quelle in den Besitz der Kunsthalle gelangt

Bibliographie

David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Köln u. a. 2009, S.324-325, Nr.482