Marco Marchetti (gen. Marco da Faenza), zugeschrieben
Johannes der Evangelist,
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Marco Marchetti (gen. Marco da Faenza), zugeschrieben

Johannes der Evangelist,

Marco Marchetti (gen. Marco da Faenza), zugeschrieben

Johannes der Evangelist

Die Darstellung Johannes des Evangelisten lässt in Bezug auf die Gesamthaltung der Figur, die Präsentation des Kelches sowie hinsichtlich der Haltung des linken Arms starke Einflüsse von Marco Dentes Kupferstich mit der Darstellung des Hl. Evangelisten Johannes erkennen.(Anm.1) Diese Erfindung geht sicher auf den Umkreis Raffaels und Giulio Romanos zurück.(Anm.2) Identisch in der Zeichentechnik ist die männliche Figur auf dem Verso, bei der es sich wohl aufgrund des links erkennbaren großen Schlüssels um den Hl. Petrus handeln dürfte. Auffallend ist bei beiden Figuren die starke Betonung der Gewänder.
Das Blatt gelangte als anonyme italienische Zeichnung in die Sammlung und wurde von Philip Pouncey per Kartonnotiz dem Umkreis Marco Marchettis zugeordnet. Diese Zuschreibung ist vor allem hinsichtlich der breitflächigen Lavierung überzeugend. Mehrere Zeichnungen Marchettis bzw. von dessen Umkreis im Louvre und in den Uffizien zeigen eine ähnliche durch die Lavierung erzeugte Licht-Schatten-Verteilung.(Anm.3) Gegenüber diesen Blättern ist bei der Hamburger Zeichnung vor allem die Anordnung paralleler Tuschzüge auf den Gewändern charakteristisch. Sie ist aber vereinzelt auf Blättern Marchettis zu finden, sodass eine Zuschreibung an diesen Künstler vertretbar erscheint.(Anm.4)

David Klemm

1 The Illustrated Bartsch 26 (14), S. 83 (80).
2 Vgl. Musée du Louvre. Département des Arts graphiques. Inventaire général des dessins italiens V:
Raphaёl. Son atelier, ses copistes, bearb. v. Dominique Cordellier, Bernadette Py, Paris 1992, S. 521, Nr. 893.
3 Vgl. Paris, Musée du Louvre, Département des Arts Graphiques, Inv.-Nr. 10218, Inv.-Nr. 11774; vgl. auch Florenz, Gabinetto Disegni e Stampe degli Uffizi, Inv.-Nr. 12545 u. Inv.-Nr. 12569.
4 Gut vergleichbar ist z.B. Florenz, Gabinetto Disegni e Stampe degli Uffizi, Inv.-Nr. 13937 F mit ähnlicher Licht-Schatten-Verteilung und zahlreichen parallel gesetzten Pinselzügen auf dem Gewand; zudem sind die klar konturierten Finger und Zehen in ihrer etwas gelängten Form übereinstimmend; bei Uffizien Inv.-Nr. 12505 F sind die Tuschzüge etwas schwächer ausgeführt als auf dem Hamburger Blatt.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Oben links bezeichnet: "s[?] V:[?]" (Feder in Braun); oben rechts bezeichnet: "J S[?] S.M.M." (Feder in Braun); auf dem Verso oben links bezeichnet: "Mc: 02[?]" (Feder in Braun); oben in der Mitte bezeichnet: ".S." (Feder in Braun); oben rechts bezeichnet: "J.S.M.[M]" (Feder in Braun); unten rechts: zwei Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1234)

Wasserzeichen / Kettenlinien

WZ (Fragment): Unterer Teil eines doppelkonturigen Ankers im Kreis (schwer erkennbar).

Verso

Titel verso: Hl. Petrus

Technik verso: Feder in Braun, braun laviert

Provenienz

Prof. Fritz Saxl (1890-1948), Hamburg, (nicht bei Lugt), ? - 1931 (1); Ankauf von dort, 1931 (2)

1) HAHK: Rechnungen 1931, 1932, 54.
2) HAHK: Rechnungen 1931, 1932, 54. Ankaufssumme 35,00 RM.

Bibliographie

David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Köln u. a. 2009, S.229-230, Nr.314