Marco Dente, da Ravenna, Stecher Raffael, eigentlich Raffaello Santi oder Sanzio, Erfinder
Venus zieht sich den Dorn einer Rose aus dem Fuß ("La Venere spinaria", um 1516
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Marco Dente, da Ravenna, Stecher Raffael, eigentlich Raffaello Santi oder Sanzio, Erfinder

Venus zieht sich den Dorn einer Rose aus dem Fuß ("La Venere spinaria", um 1516

Marco Dente, da Ravenna, Stecher Raffael, eigentlich Raffaello Santi oder Sanzio, Erfinder

Venus zieht sich den Dorn einer Rose aus dem Fuß ("La Venere spinaria", um 1516

Vgl. Inv.-Nr. 507 (späterer Zustand) und 507a (anonyme Kopie).

Spitzenblatt:
unterschiedlicher Stoffe, Materialien, Strukturen und Texturen.
starke wirkungsvolle Kontrastierung von Dingen: dunkler, dichter, aber sehr differenziert gegebener Wald einerseits, luftige, fast aufgelöste Ferne.
klassisch-antik anmutende Eleganz der Venus einerseits, nordische Aussdrucksstärke der Landschaft

komplexe, differenzierte Landschaft: relativ einfache Figur

all dies überstrahlt manche gestalterische Schwächen, etwa "awkward areas of execution that appear in the modeling of Venus's back and shoulder" (Shoemaker S. 186, ähnlich auch Gnann).

dabei Details liebevoll beobachtet

der Abzug ist samtig kraftvoll.

hier erster Zustand.


Erotische Komponente: sinnliche Präsenz der in Gedanken versunkenen Venus. Sie ist so vertieft, dass der männliche Betrachter, der unzweifelhaft
Voyeur ist.
sehr geschickt die Öffnung der Beine, und gleichzeitig durch den vorgelegten rechten Arm eine Zurücknahme. Das ist sehr raffiniert und sinnlich.

Dahinter steckt ein vorzüglicher Entwurf. Unverkennbar. Angeregt wurde das Motiv durch eine Komposition, die Giulio Romano nach dem Entwurf Raffaels 1516 in der sogenannten Stufetta im Vatikan als Wandbild ausführte. Dabei handelte es sich um ein kleines Badezimmer für den Kardinal Bibbiena - und es entbehrt nicht gewisser Pikanterie, dass ein solch sinnliches Motiv den privaten Rückzugsort eines hohen Geistlichen schmückte. Lässt Schlüsse auf das Geistesleben des Klerus zu.

Marco Dente: wenig bekannt, aktiv in Rom 1515--1527,

Es bleibt unklar, ob Marco Dente sich von dem heute verlorenen Wandbild oder von einer Vorzeichnung Raffaels anregen ließ. Beide möglichen Vorlagen sind verloren. Lediglich eine seitenverkehrte Kopie einer Raffael-Zeichnung ist in Stockholm erhalten.

Dentes Interpretation hat eminent malerische Qualitäten, ist aber in Modellierung, Schattierung und Konturierung auch sehr klar.

Das verschattete Gesicht und der Rücken der Venus sind aus Parallelschraffuren gebildet.
Dente hat die Tendenz zum Chiaroscuro, zum Helldunkel. Auch auf anderen Blättern erkennbar. (vgl. Meyer S. 164, etwa Apostelserie)

nordischer Einfluss von Dürer: Baumpartien von Adam und Eva, häufig bemerkt, vgl. Meyer S. 164., Shoemaker S. 186: dort auch der Hinweis auf die Palme auf der Fluchtszene des Marienlebens.

Es gibt überarbeitete Fassungen, von F. Villamena.


Hase Fruchtbarkeit

Monogramm erklären
Datierung: warum 1516??? Es gibt m. E. kein definitives Argument für 1516. Also etwa darum analog zu den anderen Stichen.

Ovid berichtet, dass sich Venus am Fuss an einem Dorn einer Rose verletzte. Ihr Blut tropfte auf eine weiße Rose, die sich daraufhin rot verfärbte.

Die Figur der Venus ist antikisch und dennoch eindeutig raphaelesk. Ihre Pose erinnert unwillkürlich an den antiken Dornenauszieher (Spinario), aber auch an Venus-Darstellungen im Bade. Doch sind das keine genauen Prototypen. Wohl eigenständige Bilderfindung.



Wie auch immer überliefert uns der Stich eine der sinnlichsten Kompositionen der Zeit in einer meisterhaften Umsetzung.

viee Parallelschraffuren, aber auch für die Tiefen dann Kreuzschraffuren.


Um 1516 kam Raimondi mit der Produktion von Kupferstichen nach Entwürfen Raffaels nicht mehr hinterher. Er erweiterte seine Werkstatt um zwei Mitarbeiter, die beide wichtige Beiträge liefern sollten: Agostino Veneziano (Kat. xxx) und Marco Dente.

das Ganze ist vorzüglich wiedergegeben!

Literatur in Auswahl: Korbacher S. 249
Meyer 2009, Kat. 86, S. 164
Kat. Mantua/Wien

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten links auf einem Felsen monogrammiert: "·SR·" (ligiert)

Auf dem Verso unten links nummeriert: "N.ᵒ. 13" (Feder in Braun); rechts davon bezeichnet: "B. 321 Marco Dente" (Bleistift)

Werkverzeichnis

B. XIV.241.321 I; Pass. VI.69.30

Provenienz

Giovanni Antonio Armano; Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244); NH Ad:02:01, S. 304; Legat Harzen 1863 an die „Städtische Gallerie“ Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle