Joseph Anton Koch
Serpentaralandschaft mit Hirten bei Feuer, um 1823/25
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Joseph Anton Koch

Serpentaralandschaft mit Hirten bei Feuer, um 1823/25

Joseph Anton Koch

Serpentaralandschaft mit Hirten bei Feuer, um 1823/25

"Die Serpentara [...] ist freilich ein Stück Erde, wie für den Maler besonders hergerichtet. Eine halbe Stunde von Olevano erhebt sich ein mit Eichen bewachsener Hügel, und zwischen seinen Klippen und zerstreuten Steinklötzen winden sich wilde Pfade auf und wieder herab. Ginster, Wachholder und wilde Rosen wachsen hie und da aus dem öden Gestein. Solche Terrainbildung, verbunden mit den malerisch sich gruppierenden Bäumen, gibt nun freilich höchst abwechselnde, formenreiche Vorgründe; von überwältigender Schönheit aber ist die nahe und ferne Umgebung. Zur Rechten, im Abend, das Gebirge der Aequer mit den kühnen Felsennestern Monte Compatri und Rocca di Gavi, weiterhin der schöne Monte Artemisio mit dem fernen Meere; im Süden das Volsker-Gebirge und gegen Morgen der mächtige Serone", schrieb Ludwig Richter in seinen Lebenserinnerungen (Richter 1886, S. 163) über das Eichenwäldchen "La Serpentara", das ihm und vielen anderen Künstlerkollegen zum Inbegriff des Landschaftlichen geworden war.
Als der eigentliche künstlerische Entdecker des kleinen Dorfes Olevano östlich von Rom und der oberhalb des Ortes im Sabinergebirge gelegenen Serpentara darf aber Joseph Anton Koch gelten. Kurz nach 1800 erwanderte er erstmals diese Landschaft, 1804 war er zusammen mit Gottlieb Schick dort und lernte in Olevano seine Frau Cassandra Rainaldi kennen. Seitdem war die Umgebung von Olevano ein fester menschlicher und künstlerischer Bezugspunkt, die dortige Landschaft hatte für ihn, wie Koch 1826 in einem Brief an seinen Stuttgarter Freund Georg von Fischer schrieb, mythischen Charakter: "Alldort hat die Natur einen Urcharakter, wie man ihn beim Lesen der Bibel oder des Homer sich denken kann" (zit. nach Ernst Jaffé: Joseph Anton Koch. Sein Leben und sein Schaffen, Innsbruck 1905, S. 97). Sie wurde zum Vorbild seiner eigenen "heroischen" Landschaften, die er mit mythologischer oder biblischer Figurenstaffage inhaltlich aufwertete.
Einen künstlerischen Höhepunkt in seiner Auseinandersetzung mit der Natur Olevanos erreichte Koch nach 1820, als er in Gemälden und Zeichnungen die Serpentara zum eigentlichen Gegenstand seiner Darstellungen machte. Das Hamburger Blatt gehört zu jenen bildhaft ausgeführten, anspruchsvollen Werken auf Papier, in denen "sich Koch auf dem Niveau seiner Regenbogenlandschaften bewegt, nun aber ist eine 'wirkliche' Naturansicht zum Träger seiner Vorstellung von einer heroisch-noblen Welt geworden, in der der Hirtenstand ursprünglichste Tätigkeit verkörpert" (Holst 1989, S. 80).
P.P.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten rechts monogrammiert: "I. K." (Feder in Braun)

Provenienz

Vor 1828 Auftragsarbeit für einen Engländer; ?; um 1939 vermutlich Schleswig-Holsteinischer Kunstverein, Kiel; ?; Frau Hahn, Forsthausstraße 36, Frankfurt am Main ((bisher nicht identifiziert)); 24.05.1955 Stuttgarter Kunstkabinett, Roman Norbert Ketterer, Auktion 21, Nr. 527; erworben 1955 aus Mitteln der Campe'schen Historischen Kunststiftung vom Stuttgarter Kunstkabinett für die Hamburger Kunsthalle. - Gelistet in lostart.de.

evtl.
? - 1939 - ?
Schleswig-Holsteinischer Kunstverein, Kiel
vgl. Ausst.-Kat. National-Galerie Berlin Januar-März 1939 "Joseph Anton Koch 1768-1839. Gemälde und Zeichnungen" (Signatur HK: Koch 1939 8°), S. 53, Nr. 137: Landschaft mit Hirt. Um 1820. Papier, Sepia, Feder. 40:58,3. Besitzer: Schleswig-Holsteinischer Kunstverein, Kiel"
TB, 21.7.2011

Bibliographie

Kunst aus acht Jahrhunderten, hrsg. von Hamburger Kunsthalle und Freunde der Kunsthalle e.V., Hamburg 2016, S.306, Abb.

Spurenlese. Zeichnungen und Aquarelle aus drei Jahrhunderten, hrsg. von Peter Prange und Andreas Stolzenburg, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 2016, Abb.S. 198

Cornelia Reiter: Ideal und Natur. Zeichnungen und Aquarelle von Joseph Anton Koch und Johann Michael Wittmer, hrsg. von Kupferstichkabinett der Akademie der bildenenden Künste, Wien, Wien/ Salzburg 2011, S.93, Nr.bei Nr. 203

Peter Prange, Petra Roettig, Andreas Stolzenburg u. a.: Von Runge bis Menzel. 100 Meisterzeichnungen aus dem Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 2003, S.42, Nr.16, Abb.S. 43

Peter Prange, Petra Roettig, Andreas Stolzenburg u.a.: Ideas on Paper. 100 Masterdrawings from the collections of the Hamburger Kunsthalle (in griech. Sprache), hrsg. von Marilena Cassimatis, Andreas Stolzenburg, Ausst.-Kat. Athen, Nationalgalerie 2003, S.166, Nr.69, Abb.

Im Blickfeld. Die Jahre 1999/2000 in der Hamburger Kunsthalle, hrsg. von Uwe M. Schneede, Hamburg 2001, S.14-26, Abb.

Hanna Hohl: Nachrichten aus dem Kupferstichkabinett; Neuerwerbungen, Kupferstichkabinett 1999/2000, in: Im Blickfeld. Die Jahre 1999/2000 in der Hamburger Kunsthalle, Hamburg 2001, S. 14-26, 73-84, S.17, Abb.

Hanna Hohl, Hermann Mildenberger, Hinrich Sieveking: Franz Theobald Horny. Ein Romantiker im Lichte Italiens, Ausst.-Kat. Kunstsammlungen zu Weimar, Hamburger Kunsthalle 1998, Abb.5

Hamburger Kunsthalle, hrsg. von Werner Hofmann, München 1989 (2. erw. Aufl.), S.217, Nr.487, Abb.487

Von Dürer bis Baselitz. Deutsche Zeichnungen aus dem Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1989, S.88-89, Abb, Nr.39

Christian von Holst: Joseph Anton Koch 1768-1839. Ansichten der Natur, Ausst.-Kat. Staatsgalerie, Stuttgart 1989, S.294-295, Nr.136 (219?), Abb.136

De Dürer à Baselitz. Dessins allemandes de la Kunsthalle de Hamburg Paris 1988, S.88, Nr.39, Abb.S. 89

Hamburger Kunsthalle, hrsg. von Werner Hofmann, München 1985, S.201, Nr.451, Abb.

Otto R. von Lutterotti: Joseph Anton Koch. 1768-1839. Leben und Werk, Wien u. a. 1985, S.331, 335, Nr.bei Z 184, Z 1055

Goethe e i suoi interlocutori, Ausst.-Kat. Palazzo Reale, Neapel 1983, S.171, Nr.87, Abb.S. 253

Annalisa Porzio, Marina Causa Picone: Goethe e il suoi interlocutori, Ausst.-Kat. Neapel, Palazzo Reale, Neapel 1983, S.171, Nr.87, Abb., Abb.S. 253

La peinture allemande à l' époque du Romantisme, Ausst.-Kat. Orangerie des Tuileries, Paris, Paris 1976, S.XXIX, 112, Nr.127, Abb., Abb.S. 112

Hella Robels, Sehnsucht nach Italien. Bilder deutscher Romantiker, München 1974, S.30, 48-49, 60, 84, Abb.Taf. 8

Ontmoetingen met Italie. Tekenaars uit Scandinavië/Duitsland/Nederland in Italië, Ausst.-Kat. Rijksprentenkabinett Rijksmuseum Amsterdam 1971, S.45, Nr.79, Abb.

Møde med Italien. Hollandse, tyske og skandinaviske tegninger 1770-1840, Ausst.-Kat. Thorvaldsens Museum, Kopenhagen 1971, S.39, Nr.79, Abb.Taf. nach S. 79

Coriolano Belloni: I pittori di Olevano, Florenz 1970, S.41

Erwerbungen von Alfred Hentzen und Wolf Stubbe. 1955-1969, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1969, S.o.S., Nr.42

Die Campe'sche Historische Kunststiftung. Erwerbungen seit 1945, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle; Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Hamburg 1964, S.25, Nr.267

Alfred Hentzen: Hamburger Kunsthalle. Erwerbungen 1951-1957, in: Jahrbuch der Hamburger Kunstsammlungen 3, 1958, , S.207, Abb.

Wolf Stubbe: Hamburger Kunsthalle. Erwerbungen 1951-1957. II. Handzeichnungen, in: Jahrbuch der Hamburger Kunstsammlungen 3, 1958, S. 192-218, S.213, Abb.27

Wolf Stubbe: Italienreise um 1800. Aquarelle und Zeichnungen aus dem Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1958, S.29, Nr.138

Wolf Stubbe: Erwerbungen der Kunsthalle. Zeichnungen, 3, Hamburg 1958, , S.213, Abb.27 auf S. 207

21. Kunst-Auktion. Kunstliteratur. Kunstwerke des 18.-20. Jahrhunderts. Chinesische Bronzen, Auktion 21, 24. 5.-27. 5. 1955, Stuttgarter Kunstkabinett, Stuttgart 1955, S.46, Nr.527, Abb.Taf. 2

Neue Erwerbungen der Hamburger Kunsthalle 1945-1955, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1955, S.25, Nr.250 a