Johann Walter, Umkreis Anonym (deutsch, 17. Jh.), ehemals
Bündnis und Abschied von David und Jonathan, um 1630/40
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Johann Walter, Umkreis Anonym (deutsch, 17. Jh.), ehemals

Bündnis und Abschied von David und Jonathan, um 1630/40

Johann Walter, Umkreis Anonym (deutsch, 17. Jh.), ehemals

Bündnis und Abschied von David und Jonathan, um 1630/40

Auf dem bisher ungedeuteten Blatt ist im Hintergrund eine Stadt mit einer Rotunde dargestellt – wahrscheinlich ein Hinweis auf Jerusalem. Die beiden Personen im Vordergrund dürften damit David mit der Harfe und Jonathan mit dem Bogen sein, die sich verabschieden, bevor sich David vor Saul versteckt (Samuel 1, 20, 42).(Anm.1)
Im Versteigerungskatalog der Sammlung Philippi ist das Blatt einem unbekannten holländischen Meister zugeordnet worden. Zwar zeigt das Blatt deutlich den Einfluss holländischer, um oder kurz nach 1600 tätiger Miniaturisten, doch scheint die Gouache in den Umkreis des Straßburgers Friedrich Brentel (1602–1636) oder in seine Nachfolge zu gehören. Die beiden Personen ähneln in ihrer etwas gedrungenen Proportionierung den Personen auf einer signierten und 1641 datierten Gouache von Brentel, die sich ehemals im Kunsthandel in Berlin befand.(Anm.2) Auf der Berliner Gouache scheint die zeichnerische Ausfertigung aber feiner, weshalb das Hamburger Blatt in den Kreis eines seiner Nachfolger wie Johann Walter (1604–1677) gehören könnte, auf dessen Miniaturen eine ähnliche Raumauffassung und im Detail eine vergleichbare Anlage der Bäume feststellbar ist, indem vor allem der Umriss der Baumkronen mit aufgesetzten Pinseltupfern herausgearbeitet wird.(Anm.3)
Das Blatt kopiert einen Stich gleichen Themas in Matthäus Merians Bilderbibel von 1625, doch hat der Zeichner des Blattes nur die Landschaft übernommen (Anm.4), während er die figürliche Staffage entscheidend verändert hat. Bei Merian steht der fliehende David und der abgeschossene Pfeil als Signal zu seiner Flucht im Mittelpunkt, während der Zeichner der Gouache aus der Begegnung der beiden eine Begrüßungs- bzw. Abschiedsszene macht. Dies dürfte ein Hinweis darauf sein, dass die Gouache keine Vorlage für eine biblische Darstellung ist, sondern aus einem Stamm- bzw. Freundschaftsbuch stammt.

Peter Prange

1 Für den Hinweis auf die Darstellung danke ich Wolfgang Augustyn, München.
2 Die Auferweckung eines Toten am Grabe des Elisa, Gouache auf Papier, 72 x 100 mm, vgl. Kunst des 15.–19. Jahrhunderts, Auktion 72, 27.11.1998, Galerie Gerda Bassenge, Berlin 1998, S. 20, Nr. 5074, Abb.
3 Vgl. etwa eine Gouache mit einer Frühlingsallegorie nach einem Stich von Aegidius Sadeler II, die sich 2005 im Kunsthandel Rafael Valls, London, befand.
4 Matthäus Merian: Icones Biblicae, Teil II, Frankfurt am Main 1625, S. 67, vgl. Lucas Heinrich Wüthrich: Das Druckgraphische Werk von Matthaeus Merian d. Ae., Bd. 3, Die grossen Buchpublikationen I, Hamburg 1993, S. 34, Nr. 80.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Auf dem Verso unten links nummeriert: "46" (Bleistift, auf dem Kopf stehend); Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1234)

Provenienz

Ludwig Hermann Philippi (1848-1908), Hamburg (L. 1335); Legat Philippi 1908 an die Hamburger Kunsthalle

Bibliographie

Peter Prange: Deutsche Zeichnungen 1450-1800. Katalog, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 1, Köln u.a. 2007, S.368, Nr.1079

Katalog einer reichhaltigen Sammlung von Kupferstichen, Radirungen, Holzschnitten, Handzeichnungen, [...] aus dem Besitze des Herrn L. H. Philippi in Hamburg, Auktion 475, Rudolph Lepke, 13.5.1884, Berlin, 1884, S.78, Nr.759