Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, Zeichner
Vergleichende physiognomische Studie von Tier- und Menschenköpfen, 1790/1800
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Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, Zeichner

Vergleichende physiognomische Studie von Tier- und Menschenköpfen, 1790/1800

Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, Zeichner

Vergleichende physiognomische Studie von Tier- und Menschenköpfen, 1790/1800

Tischbeins vergleichende physiognomische Studie geht letztlich auf die Physiognomik des Italieners Giovanni Battista della Porta (1545–1615) zurück, der vor allem durch seine Vergleiche von Tieren und Menschen bekannt geworden war. Johann Caspar Lavater (1741–1801) hatte in seinen „Physiognomischen Fragmenten“ diese von della Porta behauptete Ähnlichkeit beispielsweise zwischen Mensch und Esel kritisiert, und den von della Porta abgebildeten Menschen jede Wirklichkeit abgesprochen.(Anm. 1) Lavater hatte dagegen die These vertreten, das Wesen des Menschen komme am deutlichsten in der Linie des Profils zum Ausdruck, dass das Charakteristische einer Erscheinung offenbare.
Auf diesen wissenschaftlichen Konflikt bezieht sich auch Tischbeins vergleichende physiognomische Studie, die in Zusammenhang mit seinen Bild-Text-Projekten – etwa „Einzelne Bemerkungen über Menschen und Thiere, zum Theil aus eigener Erfahrung“ – stehen dürfte. Tischbeins Interesse an Lavaters Physiognomik geht auf den Beginn der 80er Jahre zurück, als er sich 1781/82 bei Lavater in Zürich aufhielt. 1796 hat er in einem Brief an Amalia Herzogin zu Sachsen-Weimar seine Erfahrungen bezüglich der Beziehung Mensch-Tier genauer erläutert: „Denn sind die Haupttracen der Thiere in dem Menschengeschlecht vereint und es scheint, als dienten die Thiere dem Schöpfer nur zum Modell um den Menschen hiernach zu machen. Alles, was in den Thierarten einzeln liegt, liegt im Menschengeschlecht vereint.“(Anm. 2)

Peter Prange

1 Johann Caspar Lavater: Menschen und Tierköpfe nach B Porta, in: Physiognomische Fragmente zur Beförderung der Menschenkenntnis und Menschenliebe, 3 Bde, Winterthur 1783–87.
2 Aus Tischbein’s Leben und Briefwechsel, hrsg. v. Friedrich von Alten, Leipzig 1872, S. 67–68.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Auf dem Verso Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1233)

Provenienz

Erworben 1938 bei der Galerie Dr. W. A. Luz, Berlin ((Wilhelm August Luz (1892-1959), Berliner Kunsthändler))

Bibliographie

Peter Prange: Deutsche Zeichnungen 1450-1800. Katalog, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 1, Köln u.a. 2007, S.348-349, Nr.1003

Johann Wolfgang Goethe Reinecke Fuchs. Mit Aquarellen und Auszügen aus der 'Gänsegeschichte' von Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, hrsg. von Hermann Mildenberger, Frankfurt am Main /Leipzig 2004, Abb.189

Peter Thurmann: Deutsche Köpfe. Zeichnungen und Aquarelle aus fünf Jahrhunderten, Ausst.-Kat. Hamburg, BATIG-Haus, Hamburg 1988, S.37, Nr.57, Abb.S. 45