Johann Friedrich Leybold
Bildnis des Kupferstechers Johann Gotthard Müller, um 1794
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Johann Friedrich Leybold

Bildnis des Kupferstechers Johann Gotthard Müller, um 1794

Johann Friedrich Leybold

Bildnis des Kupferstechers Johann Gotthard Müller, um 1794

Das Portrait des Stuttgarter Kupferstechers Johann Gotthard Müller (1747–1830) zeichnete Leybold der Beschriftung unter der Darstellung zufolge nach einem Gemälde von Johann Friedrich August Tischbein (1750–1812). Tischbein und Müller hatten sich 1772 bei Wille in Paris kennen gelernt, wo Müller nach verschiedenen Vorlagen Tischbeins stach. 1773 hat Tischbein in Paris ein Portrait Müllers gemalt, das sich heute in Privatbesitz in Reutlingen befindet(Anm.1) und allgemein als Vorlage für Ernst Moraces (1766-um 1820) Portraitstich von Müller angesehen wird.(Anm.2) Müller hatte zusammen mit dem Nürnberger Verleger Johann Friedrich Frauenholz eine „Suite“ mit Künstlerbildnissen geplant, an denen er auch seinen Schüler Morace beteiligte. Als erstes Blatt erschien Müllers Portrait nach Tischbein.(Anm.3) Als Vorlage für Morace diente jedoch nicht Tischbeins Portrait von 1773, sondern Leybolds Zeichnung, die laut Beschriftung ebenfalls nach einem heute nicht bekannten Bildnis von Tischbein entstand. Dieses könnte Tischbein 1780 gemalt haben, als er auf der Reise von Wien nach Arolsen, wo Tischbein in die Dienste des Fürsten Friedrich von Waldeck eintreten sollte, im Juni mehrere Wochen in Stuttgart bei Müller wohnte. Während dieses Aufenthaltes hat Tischbein ein Bildnis von Müllers Frau und ihrer Tochter gemalt, das Müller nach ihrem Tod unter dem Titel „La tendre mère“ veröffentlichte. Bei dieser Gelegenheit könnte auch ein Portrait von Müller entstanden sein(Anm.4), das heute zwar unbekannt, in Leybolds Zeichnung aber überliefert ist. Sie dürfte gegen Ende von Leybolds Tätigkeit an der Karlsschule, wo er bis 1794 angestellt war, auf jeden Fall vor seiner Übersiedlung nach Wien 1798 entstanden sein.

Peter Prange

1 Vgl. Corinna Höper, Andreas Henning: Das Glück Württembergs. Zeichnungen und Druckgraphik europäischer Künstler des 18. Jahrhunderts, Ausst.-Kat. Stuttgart 2004, S. 138.
2 Vgl. Nagler 9, 1840, S. 447, Nr. 1.
3 Catalog über die von Johann Friedrich Frauenholtz & Comp. herausgegebenen Kupferstiche und Kunstwerke, Nürnberg 1809, S. 10; vgl. auch Edith Luther: Johann Friedrich Frauenholz (1758–1822). Kunsthändler und Verleger in Nürnberg, Nürnberger Werkstücke zur Stadt- und Landesgeschichte 41, Nürnberg 1988, S. 117.
4 Adolf Stoll: Der Maler Joh. Friedrich August Tischbein und seine Familie. Ein Lebensbild nach den Aufzeichnungen seiner Tochter Caroline, Stuttgart 1923, S. 28.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unterhalb der Darstellung links bezeichnet: "Tischbein peint."; unten rechts signiert: "J. F. Leybold. del:" (Feder in Braun)

Unterhalb der Darstellung in der Mitte bezeichnet: "Porträt von J. G. v. Müller" (Bleistift); auf dem Verso unten bezeichnet: "für den Stich von Morace" (Bleistift); oben rechts Stempel (?, nicht bei Lugt)

Provenienz

Ernst Georg Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244), Catalogue d'une Collection de Portraits, fol. 98, Nr. M 290: " J. F. Leybold F. Tischbein Buste en ovale Dessin à la pierre noire pour l'est de Morace No 195"; Legat Harzen 1863 an die „Städtische Gallerie“ Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

Peter Prange: Deutsche Zeichnungen 1450-1800. Katalog, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 1, Köln u.a. 2007, S.228-229, Nr.551