Johann Christoph Erhard
Sitzende Italienerin in Dreiviertelansicht mit Spindel (links); am Boden lagernde Italienerin im Profil (rechts),
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Johann Christoph Erhard

Sitzende Italienerin in Dreiviertelansicht mit Spindel (links); am Boden lagernde Italienerin im Profil (rechts),

Johann Christoph Erhard

Sitzende Italienerin in Dreiviertelansicht mit Spindel (links); am Boden lagernde Italienerin im Profil (rechts)

Mehrere Blätter befinden sich im Hamburger Bestand der Erhard-Zeichnungen, die Frauen mit Spindeln bzw. Spinnrocken darstellen (Inv.-Nr. 23075, 23078, 23113). Sie sind unterschiedlich in Bleistift bis zum Aquarell ausgearbeitet; Inv.-Nr. 23075 zeigt eine sitzende Frau im Profil, doch ist das nur in Bleistift angelegte Blatt unvollendet, vor allem sind ihre Hände nur skizzenhaft angedeutet, weshalb kaum zu erkennen ist, dass sie einen Spinnrocken hält. Den Zusammenhang verdeutlicht ein Blatt von Johann Adam Klein in München, auf dessen Verso dieselbe Frau ebenfalls im Profil den Spinnrocken und eine Spindel haltend dargestellt ist.(Anm. 1) Die Zeichnung entstand wie die Vorderseite am 3. Juni 1820 in Rom. Die Vorderseite zeigt eine Frau von vorn und hinten mit Spinnrocken und Spindel (Anm. 2), eine ähnliche Situation und rechts die gleiche Frau zeigt Erhard auf Inv.-Nr. 23078. Die Bleistiftstudien hat Erhard auch in Aquarelle umgesetzt, auf Inv.-Nr. 23113 ist die Frau mit Spinnrocken und Spindel weitgehend vollendet, während die ihr gegenüber sitzende Frau nur in Bleistift ausgeführt ist. Die Frau mit Spinnrocken und Spindel ist das gleiche Modell, das Klein links auf einem am 14. Mai 1820 entstandenem Blatt ebenfalls in leicht veränderter Pose aquarelliert hat.(Anm. 3)
Zwei Blätter von Klein in Nürnberg (Anm. 4) tragen das Datum 2. Juni 1820, von denen eines im Germanischen Nationalmuseum zusätzlich die Bezeichnung „Donna di Olevano“ trägt.(Anm. 5) Es handelt sich auch bei den Hamburger Blättern um Studien nach Modellen aus Olevano, deren Tracht sich vor allem durch das enganliegende, korsettartige Mieder und das weiße, Mappa genannte, gefaltete Kopftuch auszeichnet.

Peter Prange

1 Johann Adam Klein, Sitzende Frau mit Spinnrocken und Spindel, Bleistift, 121 x 182 mm, bez. oben rechts: „Rom 3. Juny 1820. JAKlein.“ (Bleistift), München, Staatliche Graphische Sammlung, Inv.-Nr. 42192 verso. Eine weitere Version auf Transparentpapier befindet sich in Nürnberg: Frau mit Spinnrocken und Spindel, Bleistift auf Transparentpapier, 112 x 112 mm, Museen der Stadt Nürnberg, Graphische Sammlung, Inv.-Nr. 9839.
2 Johann Adam Klein, Frau mit Spindel von vorn und hinten, Bleistift, 121 x 182 mm, bez. oben: „Rom 3. Juny 1820. JAKlein.“ (Bleistift), München, Staatliche Graphische Sammlung, Inv.-Nr. 42192 recto. Eine weitere Version auf Transparentpapier befindet sich in Nürnberg: Frau mit Spindel von vorn und hinten, Bleistift auf Transparentpapier, 126 x 144 mm, Museen der Stadt Nürnberg, Graphische Sammlung, Inv.-Nr. 9826.
3 Johann Adam Klein, Modellstudien, Bleistift, Aquarell, 119 x 179 mm, München, Stadtmuseum, Maillinger-Sammlung 2, Nr. 1793, vgl. Josef von Maillinger: Bilder-Chronik der königlichen Haupt- und Residenzstadt München. Verzeichnis einer Sammlung von Erzeugnissen der graphischen Künste zur Orts-, Cultur- und Kunst-Geschichte der bayerischen Capitale vom fünfzehnten bis in das neunzehnte Jahrhundert, Bd. 2, München 1876, S. 106, Nr. 1793.
4 Johann Adam Klein, Spinnerin, Bleistift, 122 x 160 mm, Museen der Stadt Nürnberg, Graphische Sammlung, Inv.-Nr. 9830, vgl. Renate Freitag-Stadler: Johann Adam Klein 1792-1875. Zeichnungen und Aquarelle, Bestandskatalog der Stadtgeschichtlichen Museen Nürnberg, Nürnberg 1975, S. 219, Nr. 362.
5 Johann Adam Klein, Spinnerin, Bleistift, Maße?, Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Inv.-Nr. Hz 750, vgl. Freitag-Stadler 1975, S. 219, bei Nr. 362.

Details zu diesem Werk

Verso

Titel verso: Am Boden liegender Mann in Rückenansicht

Technik verso: Bleistift

Provenienz

Nachlass des Künstlers, Rom, 1822; Johann Benjamin Erhard d. J., Nürnberg (Bruder des Künstlers); von dort erworben durch Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (Lugt 1244); dessen Legat 1863 an die Stadt Hamburg für ein zukünftiges Museum, 1869 der neu eröffneten Kunsthalle übergeben (Archiv der Hamburger Kunsthalle, Nachlass Harzen, Inventar Ad: 01: 20, Fol.

Bibliographie

Marleen Gärtner: Johann Christoph Erhard (1795-1822). Sein Leben und seine Zeichnungen, Marburg 2013 (sic; 2012), S.328-329, Nr.596

Deutsche Romantik. Handzeichnungen. Band 1: Carl Blechen (1798-1840) bis Friedrich Olivier (1791-1859), hrsg. von Marianne Bernhard, München 1973., S.1989, Abb.S. 265

Wolf Stubbe: Italienreise um 1800. Aquarelle und Zeichnungen aus dem Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1958, S.32, Nr.158a